Tour de Suisse: Rigoberto Urán überrascht, Richard Carapaz bleibt vorn

Rasant unterwegs: Rigoberto Urán gewann ein kniffliges Zeitfahren
Der Kolumbianer liegt nur noch 17 Sekunden hinter dem Ecuadorianer - und am Sonntag geht es über drei Alpenpässe

Erst die Denkaufgabe, dann die sportliche: Das 23,2 Kilometer lange Einzelzeitfahren bei der Tour de Suisse am Samstag war etwas für Taktiker. Mit Scheibenrad oder ohne? Zeitfahrmaschine oder Straßenrad?

Man sah viele Kombinationen bei der Fahrt von Sedrun hinauf zum Oberalppass und wieder hinab nach Andermatt. Immerhin waren 656 Meter Höhendifferenz zu überwinden, und die Spezialräder lassen sich in den Serpentinen der bis zu 100 km/h schnellen Abfahrt schwieriger steuern als die normalen.

Mit Abstand Schnellster war der Kolumbianer  Rigoberto Urán (EF-Nippo) in 36:02 Minuten vor Straßen-Weltmeister Julian Alaphilippe (FRA/Deceuninck-Quick Step/+40) und dem Schweizer Gino Mäder (Bahrain-Victorious/+54). Die Gesamtführung verteidigte  Richard Carapaz: Der Ineos-Profi verlor als Vierter zwar ebenfalls 54 Sekunden, liegt im Klassement nun aber noch 17 Sekunden vor Urán und 39 vor Alaphilippe.

Tour de Suisse: Rigoberto Urán überrascht, Richard Carapaz bleibt vorn

Weiter in Gelb: Richard Carapaz

„Für mich war es ein wenig überraschend, aber meine Beine waren heute unglaublich“, gestand   der 34-jährige Tagessieger Urán, der seit vier Jahren nichts mehr gewonnen hatte. „Ich bin dieses Jahr nicht so viele Rennen gefahren und bereite mich vor allem auf die Tour de France vor.“

Bahrain-Victorious-Profi Hermann Pernsteiner reihte sich mit 1:46 Minuten Rückstand  an 17. Stelle ein, für den 30-jährigen Niederösterreicher nach Platz 3 am Freitag ein weiteres erfreuliches Resultat, er ist nun Gesamt-26.

Am Sonntag wird die Tour de Suisse auf mittlerweile vertrautem Terrain abgeschlossen, von Andermatt geht es via Oberalp- und Lukmanierpass hinab ins Tessin und via Gotthard wieder zurück zum Ausgangsort. 160 Kilometer umfasst der Fahrplan mit 3.560 Metern Höhendifferenz. „Das wird noch einmal eine harte Etappe“, kündigt Rigoberto Urán an.

Alaphilippe zieht zurück

Straßen-Weltmeister Julian Alaphilippe erspart sich die Tortur - seine Partnerin Marion Rousse erwartet das erste Kind der beiden. Am Montag soll es so weit sein, weshalb der Franzose noch am Samstag abreiste. Ein Problem ist das für seinen Teamchef nicht, denn es geht neben dem persönlichen Wohlergehen auch um größere Ziele. "Jetzt ist er in der Schweiz gefahren wie bei der Tour de France im letzten Jahr. Damals war die Tour seine Vorbereitung für die WM. Jetzt war die Schweiz seine Vorbereitung für die Tour", schrieb Patrick Lefevere in seiner Kolumne in Het Nieuwsblad.

Tour de Suisse, 7. Etappe (Einzelzeitfahren Sedrun–Andermatt, 23,2 km): 1. Urán (COL) EF-Nippo 36:02, 2. Alaphilippe (FRA) Deceuninck-Quick Step +40, 3. Mäder (SUI) Bahrain-Victorious +54, 4. Carapaz (ECU) Ineos gl. Zeit, 17. Pernsteiner (AUT) Bahrain-Victorious +1:46.

Gesamt: 1. Carapaz 20:37:27, 2. Urán +17, 3. Alaphilippe +39, 26. Pernsteiner +10:53.

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