Tour de France: Marc Hirschi siegt im zweiten Anlauf

Neues Siegergesicht: Marc Hirschi, 22 Jahre jung und aus Bern
Der 22-jährige Sunweb-Profi aus Bern holt sich jenen Etappen-Erfolg, den er noch am Sonntag so knapp verpasst hatte

Vier Teams der 107. Tour de France atmeten am Donnerstag durch: AG2R, Cofidis, Ineos und Mitchelton-Scott hatten beim ersten Massentest auf das Coronavirus je einen Infizierten – bei einem zweiten beim nächsten Test am kommenden Montag hätte der Ausschluss gedroht. Diese Regelung wurde nun gekippt, der Zähler steht wieder bei null.

Den Zähler umgestellt haben auch Peter Sagan und sein Team Bora-hansgrohe in Sachen Sprintwertung. Der slowakische Dreifach-Weltmeister war ja nach einer ungestümen Aktion im Zielsprint vom Mittwoch vom zweiten auf den 85. Platz zurückgereiht worden und deutlich hinter seinen irischen Rivalen Sam Bennett (Deceuninck-Quick Step) zurückgefallen. Am Donnerstag war das bayerische Team auf der längsten Etappe der heurigen Frankreich-Rundfahrt sehr aktiv und attackierte an der vorletzten Bergwertung. Resultat: Bennett und auch Mittwoch-Sieger Caleb Ewan (Lotto Soudal) fielen weit zurück und hatten keine Chance mehr auf Punkte.

Seine Chance nutzen wollte hingegen Marc Hirschi: Der junge Schweizer, der am Sonntag den Etappensieg nur knapp verpasst hatte, griff am letzten Berg an, bald einmal hatte der 22-jährige Berner eine halbe Minute Vorsprung und düste solo dem Ziel entgegen. Der Abstand wuchs, für die letzten zehn Kilometer hatte Hirschi bereits 45 Sekunden Guthaben.

Und anders als am Sonntag waren sich auch seine Verfolger nicht so einig wie die Slowenen Tadej Pogacar und Primoz Roglic, die ihm im Zielsprint nur den dritten Platz gelassen hatten. So kam der Sunweb-Profi doch zu seinem ersten Etappensieg, 5:08:49 Stunden brauchte er für die 218 Kilometer. Auf den Plätzen: Pierre Rolland (FRA/B&B) und Søren Kragh Andersen (DEN/Sunweb).

"Unglaublich. Ich war zweimal ganz dicht dran, heute war ich voller Zweifel. Aber dann habe ich einfach Vollgas gegeben, und es fühlt sich jetzt wirklich schön an", sagte Hirschi. "Ich hatte immer noch diese Bilder im Kopf, wie es nicht geklappt hatte - erst auf dem letzten Kilometer habe ich wirklich daran geglaubt, dass ich heute gewinnen kann." Betreut wird der junge Mann übrigens vom prominentesten Einwohner seines Heimatdorfs Ittigen: Fabian Cancellara, Zeitfahr-Legende, Weltmeister und Olympiasieger.

Und Peter Sagan? Der holte sich als 13. immerhin noch vier Pünktchen, sein Rückstand auf Sam Bennett beträgt aber doch noch 66 Zähler.

Zurück ins Gebirge

Am Freitag steht den Herrschaften ein richtig harter Tag bevor, von Châtel-Guyon geht es über 191,5 Kilometer und 4.400 Höhenmeter durch das Massif Central, am Ende steht die Bergankunft am Pas de Peyrol auf 1.589 Metern.

12. Etappe (Chauvigny–Sarran Corrère, 218 km): 1. Hirschi (SUI) Sunweb 5:08:49, 2.Rolland (FRA) B&B +47, 3. Kragh Andersen (DEN) Sunweb +52, 16. Gogl (AUT) NTT +2:30, 24. Roglic (SLO) Jumbo-Visma, 25. Bernal (COL) Ineos, 44. G. Martin (FRA) Cofidis alle gl. Zeit, 122. Haller (AUT) Bahrain-McLaren +19:57, 134. Großschartner (AUT) gl. Zeit, 159. Pöstlberger (AUT) Bora-hansgrohe +26:25.

Gesamt: 1. Roglic 51:26:46, 2. Bernal +21, 3. G. Martin +28, 4. Bardet (FRA) AG2R +30, 5. N. Quintana (COL) Arkéa Samsic +32, 6. Urán (COL) Education First gl. Zeit, 65. Großschartner +1:24:09, 92. Gogl +2:02:09, 129. Pöstlberger +2:39:33, 157. Haller +2:59:47.

Freitag: Châtel-Guyon–Puy Marie Cantal, 191,5 km.

Konrad fällt zurück, Froome auf Formsuche

Der vierfache Tour-de-France-Sieger Chris Froome (Ineos) sucht auch beim Tirreno-Adriatico vergeblich nach seiner Form: Nachdem der Brite am Mittwoch mehr als 18 Minuten verloren hatte, musste er auch auf der vierten Etappe über 194 Kilometer von Terni nach Cascia am letzten Anstieg abreißen lassen. Den Etappensieg holte sich am Donnerstag der Australier Lucas Hamilton (Mitchelton-Scott) im Sprint gegen den Italiener Fausto Masnada (Deceuninck-Quick Step). Das Blaue Trikot des Gesamtersten trägt weiter der Kanadier Michael Woods (Education First), der im kommenden Jahr als Edelhelfer für Froome beim Team Israel Start-Up Nation fungieren soll. Neun Sekunden liegt er vor Bora-hansgrohes Polen Rafal Majka und 18 vor Masnada.

Patrick Konrad von Bora-hansgrohe wurde Etappen-16. (+53 Sekunden) und fiel in der Gesamtwertung an die zwölfte Stelle (+1:17) zurück. Sein niederösterreichischer Landsmann Hermann Pernsteiner (Bahrain-Merida) beendete die Etappe auf Platz 19 zeitgleich mit Konrad und ist Gesamt-31. (+3:33)

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