Thiem überrascht, Melzer scheitert
Yes. Come on!" Mittwoch, um halb fünf Uhr, war selbst der sonst recht bodenständige Günter Bresnik aus allen Wolken gefallen und ballte seine Fäuste. Sein Schützling wurde währenddessen vom Publikum in der Wiener Stadthalle nach seinem größten Sieg auf der
ATP-Tour gefeiert.
Dominic Thiem, am 3. September erst 19 geworden, schlug zum Auftakt der Erste Bank Open den Slowaken Lukas Lacko 7:6, 6:3. Noch nie zuvor hatte der Niederösterreicher einen Top-100-Spieler geschlagen, dieses Mal wäre es fast ein Top-50-Mann geworden. Lacko ist die Nummer 51, stand aber zuletzt in einem Challenger-Finale und ist seit Jahren Daviscup-Spieler der Slowakei. "Vor allem die Art, wie er gewonnen hat, war stark. Dominic hat gegen einen Topmann sensationell gespielt", sagt Bresnik, der anschließend gemeinsam mit Dominics Vater Wolfgang die zahlreichen Gratulationen entgegennehmen durfte.
Neuland ist ein Wien-Achtelfinale für Thiem aber nicht. Im Vorjahr stand er ebenfalls dort – allerdings hatte er auf dem Weg dorthin nur den damals 44-jährigen Thomas Muster besiegt. „Jetzt habe ich gesehen, dass ich auch Topspieler schlagen kann und dass ich ein Spiel auf diesem Niveau durchziehen kann“, sagt ein gesprächiger Thiem. Jetzt kann es gar das Viertelfinale werden – Thiem trifft heute auf Marinko Matosevic, die Nummer 55 der Weltrangliste. Informationen werden von Barbara Schett eingeholt, ihr Gatte Joshua Eagle ist der Coach des Australiers.
Schleppender Umstieg
Im Vorjahr hatte Thiem noch die Orange Bowl, das größte Jugendturnier der Welt, gewonnen, der Umstieg auf die Profi-Tour verlief lange schleppend. "Vor allem körperlich war es sehr schwer, weil ich heuer noch gewachsen bin. Aber spielerisch war es kein Problem", sagt Thiem, der in den vergangenen Wochen vor allem seinen Aufschlag und seinen Return maßgeblich verbessert hat.
Bereits vor Jahren hatten ihm Stars wie Ivan Lendl oder Roger Federer eine große Zukunft prophezeit. Und Bresnik, einst auch Coach von Boris Becker oder Patrick McEnroe, weiß: "In seinem Alter gibt es technisch keinen Besseren." Zunächst soll es einmal im Ranking nach oben gehen, Platz 394 kann freilich nicht das Ende aller Träume sein.
Krimis
Für Österreichs besten Herrn setzte es hingegen eine überraschende Niederlage. Jürgen Melzer, die Nummer 37 der Welt, unterlag nach einem Freilos in Runde eins dem Luxemburger Gilles Muller 3:6, 6:3, 6:7.
Es war die erste Auftakt-Niederlage in Wien für den Daviscup-Spieler seit 2004. 2009 und 2010 hatte Melzer in Wien noch den Titel geholt, jetzt unterlag er vor den Augen seiner Gattin Iveta in einem Krimi der Nummer 81. "Am Ende haben ein paar Punkte entschieden", sagt Melzer. Erfolgreicher verlief der Kraftakt der Nummer eins des Turniers. Der Argentinier Juan Martin del Potro schlug den Deutschen Daniel Brands nach nicht weniger als 3:05 Stunden mit 6:7, 7:6 und 7:6.
-
Hintergrund
-
Analyse
Kommentare