Thiem spielt sich in Paris in die Favoritenrolle

Nach seinem starken Auftritt gegen Nishikori ist Dominic Thiem im French-Open-Viertelfinale gegen Zverev der Favorit.

„Ich denke, Dominic ist leichter Favorit“, sagt ein deutscher Tennisjournalist. Sein Kollege sieht die Viertelfinalangelegenheit noch klarer. „Also, wenn Thiem dieses Spiel nicht gewinnt, weiß ich nichts mehr, Alex kann ja kaum noch gehen.“

Die bisherigen Daten aus Paris sprechen freilich für Dominic Thiem. Weil besagter Alex Zverev gestern zum dritten Mal in Folge über fünf Sätze gehen musste, den Russen Karen Chatschanow nach 1:2-Satzrückstand noch 4:6, 7:6 (7:4), 2:6, 6:3, 6:3 schlug. Dreieinhalb Stunden brauchte der als Nummer zwei gesetzte 21-Jährige dafür.

Thiem hingegen arbeitete eine Stunde weniger. Was tat sich in dieser Zeit auf dem Centrecourt Philippe Chatrier? In der Zeit, die mit dem verwandelten (zweiten) Matchball zum 6:2-6:0-5:7-6:4-Sieg beendet wurde?

Sensationeller Start

Der Ranglisten-Achte dominierte den Japaner Kei Nishikori nach Belieben. Gewann die ersten beiden Sätze 6:2 und 6:0. Da war auch keine Spur davon zu sehen, dass der 28-jährige Asiate einmal die Nummer vier der Welt war. „Ich war mir aber bewusst, dass es nicht so einfach weiter gehen kann“, sagte Thiem nach dem Match.

Ging es auch nicht. „Weil ich dann die Bälle nicht mehr so hoch spielte“, sagt Thiem, der eben in die Verlängerung musste. Nishikori verwandelte bei 6:5 seinen allersten Breakball, der auch gleichbedeutend mit Satzball war. Besser gesagt: Thiem haute einen Ball unmotiviert ins Aus.

Eng wurde es nicht mehr, weil Thiem den Satzverlust sehr gut wegsteckte und weiterhin zeigte, dass er der klar bessere Tennisspieler ist. Nishikori, der nach Verletzungen auf Platz 21 zurückfiel, hatte keine Chance, wenn Thiem seine Stärken ausspielte. Kurz stockte Trainer Günter Bresnik auf der Tribüne noch der Atem, als Thiem den ersten Matchball als Auflage ins Nirgendwo schoss. Kurz darauf durften er und Thiem-Freundin Kristina Mladenovic aber in der Box jubeln.

Es war Thiems erster Sieg übrigens auf dem Centrecourt Chatrier, die ersten beiden Matches hatte er jeweils gegen Rafael Nadal (2017 und 2014) verloren. Und es war Thiems erster Sieg auf einem Centrecourt bei einem Grand-Slam-Turnier.

Thiem kann damit morgen zum dritten Mal in Folge ins Halbfinale der French Open einziehen, das hat nicht einmal Thomas Muster geschafft. Außer bei seinem Titelgewinn 1995 kam der Steirer nur 1990 ins Semifinale, wo er gegen Andres Gomez aus Ekuador verlor.

Das Highlight

„Ich glaube, das ist das Match, auf das die österreichischen und deutschen Tennisfans gehofft haben“, sagt Thiem zu Duell mit Alexander Zverev. Von den bisherigen sechs Duellen hat Thiem vier gewonnen, zuletzt aber im Finale von Madrid verloren. „Das sind komplett andere Voraussetzungen hier“, sagt Thiem.

Eines ist ihm misslungen. „Ich wollte mir vergeblich irgendwo das Fußballmatch Österreich gegen Deutschland anschauen. Aber es ist riesig, dass wir gewonnen haben. Obwohl ich Deutschland-Fan bin und auch bei der WM zu ihnen halte.“ Eines ist klar: In Paris gibt es am Dienstag keine Geschenke.

Kommentare