Thiem fegt Ferrer vom Platz - Finale gegen Nadal winkt
Dominic Thiem ist nach einem der besten Spiele seiner Karriere überglücklich gewesen. Der 22-jährige Niederösterreicher ließ dem Weltranglisten-Sechsten und Titelverteidiger David Ferrer im Viertelfinale des ATP-500-Turniers von Rio de Janeiro beim 6:3,6:2 in 73 Minuten keine Chance und steht erstmals in der Vorschluss-Runde eines Turniers dieser Kategorie.
"Das war heute sicherlich eines der besten Matches, das ich je gespielt habe", konstatierte Thiem, der sich mit diesem Sieg zudem auch erstmals in seiner Laufbahn in die Top 15 der ATP-Weltrangliste gespielt hat. "Ich bin überglücklich: Über meinen zweiten Sieg über einen Top-Ten-Spieler in zwei Wochen und auch, dass ich den Lauf von Buenos Aires in Rio fortsetzen konnte", freute sich der Lichtenwörther noch auf dem Court. Auf Facebook ergänzte Thiem später: "Nach meinem letzten Match dachte ich nicht, dass es so schnell gehen könnte , aber irgendwie habe ich das schier Unmögliche gepackt. Mein Spiel ist, trotz meiner schwachen ersten Aufschläge, gut aufgegangen und ich freue mich auf mein erstes Semifinale bei einem ATP-500-Turnier."
2.000-Punkte-Marke geknackt
Thiem knackte mit diesem insgesamt dritten Triumph über einen Top-Ten-Spieler nach Stan Wawrinka (Madrid 2014) und Rafael Nadal in der Vorwoche in Buenos Aires erstmals die 2.000-Punkte-Marke in der ATP-Weltrangliste. Österreichs Nummer 1 wird ab Montag zumindest als Nummer 15 aufscheinen. Die Luft nach oben wird nun allerdings dünner. Selbst ein Turniertriumph in der Olympiastadt 2016 würde ihm vorerst nur noch einen weiteren Platz bringen, und zu den Top Ten fehlen ihm aktuell mit den bisherigen Zählern noch etwa 700 Punkte.
Das Viertelfinale gegen Ferrer war zunächst wegen Regens lange verschoben worden, ehe es doch noch angesetzt wurde. Thiem hatte zu Beginn noch Schwierigkeiten mit seinem Aufschlag. Er gab sein Service zum 1:2 ab und musste bei 1:3 sogar einen weiteren Breakball Ferrers zum 1:4 abwehren. Thiem verkürzte auf 2:3 und ab diesem Zeitpunkt war er der Chef auf dem Platz. In seinen nächsten sechs Service-Games gab Thiem überhaupt nur noch fünf Punkte (!) ab.
Breaks zum 3:3 und 5:3 im ersten bzw. zum 2:1 und 5:2 im zweiten Durchgang stellten die Weichen zum Sieg im ersten Duell mit dem Wien-Sieger Ferrer, den Thiem mit dem ersten Matchball besiegelte.
Thiem hat nun alle Chancen, seine aktuelle Serie von acht Siegen en suite auf neun zu erhöhen. Im Halbfinale gegen den Weltranglisten-71. Guido Pella aus Argentinien, auf den Thiem erstmals trifft, ist der Niederösterreicher Favorit (22 Uhr, MEZ, ORF Sport plus). "Ich werde morgen auch topmotiviert in das Match reingehen", versprach Thiem unmittelbar nach dem Sieg über Ferrer.
180 Zähler für die ATP-Rangliste und brutto 70.735 US-Dollar (63.748,20 Euro) hat Thiem bereits sicher. Setzt er sich gegen Pella durch, erhält er 300 Zähler und zumindest als Finalist 142.450 Dollar. Mehr als Punkte und Preisgeld würde es Thiem aber wohl gefallen, wenn er eine Woche nach seinem Sensationssieg über Nadal in Argentinien im Endspiel von Rio wieder auf den spanischen Superstar treffen würde.
Nadal kampflos weiter
Nadal profitierte am Freitag von einer Schulterverletzung von Alexander Dolgopolow (UKR) und kam kampflos ins Halbfinale. In diesem ist der Weltranglisten-Fünfte und 14-fache Major-Sieger aus Mallorca gegen Pablo Cuevas (URU) ebenfalls klarer Favorit. Nadal könnte am Sonntag das 100. Finale seiner großartigen Karriere bestreiten.
Thiem trat übrigens nach seinem Halbfinaleinzug an der Seite von Dusan Lajovic (SRB) auch noch im Doppel an. Gegen das topgesetzte brasilianische Duo Marcelo Melo/Bruno Soares war im Viertelfinale mit 3:6,4:6 Endstation. Thiems Arbeitstag endete jedenfalls am Samstag weit nach Mitternacht (Ortszeit).
Der Österreicher schreibt jedenfalls weltweit erneut Schlagzeilen. "Thiem stays golden in Rio" titelte die ATP-Website den Bericht vom Match gegen Ferrer, die Tennis-Website "tennisnow" sprach von einer "majestätischen Performance" des Niederösterreichers. Bringt er gegen Pella eine ähnliche Leistung, dann sollte das sechste Finale auf der ATP-Tour für den bisher vierfachen Turniersieger möglich sein. Allein in diesem Jahr bestreitet Thiem jedenfalls nach Brisbane (Aus gegen Roger Federer) und Buenos Aires (Titel) schon sein drittes Halbfinale.
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