Thiem: Der US-Pleite folgte die Selbstkritik

Im Match gegen Del Potro herrschte bei Thiem Ratlosigkeit.
Nach dem Achtelfinal-Aus bei den US Open denkt der 24-jährige Niederösterreicher an Veränderungen.

Ein schwacher Trost bleibt Dominic Thiem. Immerhin war der 24-jährige Niederösterreicher mitverantwortlich für das bislang aufregendste und bewegendste Tennismatch bei den diesjährigen US Open in New York.

Die Achtelfinalpartie in der Nacht von Montag auf Dienstag gegen den Argentinier Juan Martin del Potro hatte alle Zutaten für einen bemerkenswerten Schlagabtausch: Es gab einen Blitzstart (von Thiem), einen angeschlagenen Riesen (Del Potro), lautstarke Anfeuerungen (für Del Potro), frühe Matchbälle (für Thiem), eine wundersame Wendung (Del Potro) und einen umjubelten Sieger (Del Potro).

Der Fünf-Satz-Erfolg trotz 0:2-Satzrückstandes des US-Open-Siegers von 2009 beendete die Nordamerika-Tournee von Dominic Thiem auf grausame, wenn auch spektakuläre Weise. Zum dritten Mal binnen weniger Wochen verlor der Niederösterreicher eine Partie, indem er Matchbälle nicht nutzen konnte. "Irgendwie fühle ich gerade, dass irgendwas nicht gepasst hat, die ganze Zeit. Das muss ich analysieren und dann irgendwas verändern", sagte Thiem, der die ersten beiden Sätze gegen den von einer Grippe geschwächten Del Potro nach Belieben dominiert hatte (6:1, 6:2).

Reine Kopfsache

Den darauffolgenden Durchgang, den Thiem völlig überraschend mit 1:6 abgeben musste, nannte auch sein Trainer Günter Bresnik als "Knackpunkt" in der Partie: "Jemanden wieder so ins Spiel bringen, das kann man nicht einmal jugendlichen Leichtsinn nennen. Ich weiß nicht, was in seinem Schädel da vorgeht", erklärte der gewohnt kritische Coach.

Doch auch Österreichs Nummer eins sparte nicht mit selbstkritischen Tönen: "Wenn man die ganze Reise betrachtet, kann ich nicht sagen, dass ich bei einem Match wirklich richtig gut gespielt habe. Ich habe das Gefühl, dass ich generell letztes Jahr hier besser gespielt habe. Das muss man analysieren, warum das so ist."

An der bislang besten Saison seiner Karriere änderte das bittere Aus in Flushing Meadows dennoch nichts: Als erster Österreicher schaffte Thiem bei allen vier Grand-Slam-Turnieren eines Jahres den Sprung in die zweite Woche (drei Achtelfinale sowie das Halbfinale in Paris). Das Ticket für das Saisonfinale in London hat er so gut wie fix in der Tennistasche.

Davor geht es aber zurück in die Heimat. Den nächsten Auftritt hat Thiem beim Daviscup-Duell mit Rumänien in Wels (15. bis 17. September), obwohl er nach gestern "nicht wirklich große Freude" hat, wenn er an nächste Turniere denke.

Klare Sache

Viel lieber wäre Dominic Thiem heute Nacht freilich ein Kräftemessen im Viertelfinale mit Roger Federer im Arthur-Ashe-Stadion gewesen. Der Schweizer hatte in seinem Achtelfinale gegen Philipp Kohlschreiber (GER) keine Mühe und gewann ebenso in drei Sätzen wie der topgesetzte Spanier Rafael Nadal gegen Alexander Dolgopolow (UKR).

Damit trennt die beiden Superstars jeweils nur noch ein Sieg (Federer gegen Del Potro, Nadal gegen Rublew) vom von vielen herbeigesehnten Schlagabtausch im Halbfinale. Es wäre das erste Duell der beiden Erzrivalen bei den US Open. "Ich glaube, es würde beiden von uns viel bedeuten. Und es wäre gut für das Tennis, aber wir werden sehen", sagt der fünffache US-Open-Champion Federer.

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