Historischer Erfolg: Vondrousova mit Titel-Sensation in Wimbledon
Natürlich freuten sich die britischen Fans in Wimbledon mit Marketa Vondrousova. Da geht’s ja auch um die Ehr’. Und die Tschechin verlässt den heiligen Rasen als beste Spielerin und damit verdiente Siegerin. Zuvor war aber fast jeder Punkt von Gegnerin Ons Jabeur beklatscht worden. Im dritten finalen Anlauf und dem zweiten in London klappte es halt wieder nicht mit dem ersten Grand-Slam-Titel für Afrika. Nach den Endspiel-Niederlagen in Wimbledon und bei den US Open im Vorjahr unterlag sie einer immer besser werdenden Vondrousova nach 4:2-Führung 4:6 und 4:6.
Für die 24-jährige Tschechin war es indes der größte Erfolg, für den sie umgerechnet 2,73 Millionen Euro kassiert. Erfreulich ist der Sprung im Ranking, als Nummer 42 war die Tschechin gestartet und verlässt den All England Lawn Tennis and Croquet Club als Nummer zehn der Welt. Vor allem aber mit der Gewissheit, als erste ungesetzte Spielerin in der Profi-Ära (seit 1968) den Wimbledon-Pokal stemmen zu dürfen. Und das freute auch prominente Landsleute, Martina Navratilova oder Jan Kodes, Triumphator 1973, spendeten dem neuen Champ Umarmungen.
"Touristin"
Ganz überraschend kam der Triumph dennoch nicht, 2019 stand Vondrousova schon im Endspiel der French Open, noch ein paar Jahre zurück war sie die Nummer eins im Juniorinnen-Ranking. Jetzt darf sie sich nach vielen Verletzungen feiern lassen. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, hier zu stehen. Im vergangenen Jahr hatte ich noch einen Gips und war nur als Touristin hier. Comebacks sind nie einfach, umso glücklicher bin ich“, spricht Vondrousova auch über ihre letztjährige Handgelenksverletzung. „Jetzt habe ich die zwei Wochen enorm genossen.“
Jabeur war gegenwärtig ein bisserl weniger zum feiern zumute. „Ich glaube, dass ist die schmerzhafteste Niederlage meiner Karriere“, sagt die 28-Jährige, die im Verlauf des Turniers mit Bianca Andreescu, Petra Kvitova, Elena Rybakina und Aryna Sabalenka vier Major-Siegerinnen bezwungen hatte.
Bitte warten
Afrika muss auf den ersten Grand-Slam-Titel im Einzel weiter warten. Die Ausbeute des Kontinents bei Majors war bis zum Aufstieg Jabeurs den südafrikanischen Männern überlassen. Der Südafrikaner Johan Kriek holte seinen ersten Grand-Slam-Titel bei den Australian Open 1981, 1982 war er bei der Titelverteidigung allerdings bereits US-Staatsbürger. Kevin Curren erreichte 1984 ebenso in Australien als erster offizieller Afrikaner ein Major-Endspiel, in dem er dem Schweden Mats Wilander unterlag. Ein Jahr später in Wimbledon verlor Curren im Finale gegen den 17-jährigen Boris Becker als Doppelstaatsbürger, drei Monate zuvor wurde er auch zum US-Amerikaner.Später war er aber sogar Davis-Cup-Kapitän seines ursprünglichen Heimatlandes.
Kevin Anderson blieb seiner Heimat treu und stand als waschechter Südafrikaner in den Endspielen der US Open (2017) und Wimbledon (2018).
Die Geschichte ist damit nicht fertiggeschrieben. „Ich werde zurückkommen“, verspricht Jabeur.
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