Neue Thiemensionen: Viele Fragezeichen um Österreichs Tennis-Star
„Let it snow!“ Manche Weihnachtslieder klingen etwas merkwürdig, wenn es draußen so warm ist wie hierzulande in beheizten Räumen. Dominic Thiem kennt dieses Gefühl, nicht zum ersten Mal feierte Österreichs Ass Weihnachten in wärmeren Gefilden. Mit seiner Familie wurde am 24. Dezember das Weihnachtsfest in Dubai zelebriert, wo er sich zuvor bei Exhibitions den Feinschliff für die Saison holte.
Nicht wirklich warm ums Herz wurden ihm und seinen Fans, wenn man die Ergebnisse der vergangenen Comeback-Saison betrachtet, zumindest im Herbst kam etwas Licht ins Dunkel. In dieser Saison, die für Thiem am Samstag mit einem wenig ruhmreichen 4:6, 1:6 in der Qualifikation im australischen Adelaide gegen den Südkoreaner Kwon Soon-woo begann, will er wieder zum Strahlemann werden.
Die Ziele haben sich verschoben: Galt es im Vorjahr, den Anschluss nach der Handgelenksverletzung zu schaffen (wofür er lange brauchte), will er heuer die Spieler, die ihm den Rang abgelaufen haben, mehr als nur fordern. Was kann man vom Niederösterreicher erwarten?
- Die Tendenz
Drei Semifinalbeteiligungen seit dem Comeback im März 2022 bei 250er-Turnieren (kleinste Kategorie der ATP-Turniere) sind für eine ehemalige Nummer drei und einen Major-Triumphator eine recht übersichtliche Ausbeute. Mehr Hoffnung bereitet die Tatsache, dass Thiem im Herbst Top-Ten-Spielern wie Andrej Rublew ein enges Spiel geboten hat und mit Hubert Hurkacz eine damalige Nummer elf geschlagen hat. Nur war der Pole zu diesem Zeitpunkt nicht in Topform.
- Die Tickets
Thiem ist derzeit die Nummer 102 der Welt – ein Ranking, mit dem die Chancen, in die Hauptbewerbe der ATP-Turniere zu rutschen, gering sind. Und in Adelaide war Thiem nicht einmal in der Qualifikation gesetzt. Bei den Australian Open ist Österreichs Nummer eins nur dank des guten Willens der Veranstalter dabei, die ihm als Finalisten von 2020 eine Wild Card schenkten. Auch bei den ATP-Turnieren wird es eng, keine Chance hätte der 29-Jährige bei größeren Bewerben. In Wien beispielsweise ist ein Platz in den Top 50 fast ein Muss, um in den Bewerb zu rutschen. Das Protected Ranking (Platzierung vor der Verletzung) ist abgelaufen, und die Gnade der Turnierveranstalter wird irgendwann ein Ende haben.
- Die Verletzung
Thiem ist längst schmerzfrei, die Nachwirkungen seiner Handgelenksverletzung werden aber noch andauern. Tatsache ist, dass die Bewegungsfreiheit der rechten Hand noch nicht zu 100 Prozent gegeben ist – nicht ungewöhnlich nach dieser Verletzung. Sie wird kommen. Was gut wäre, das Handgelenk ist als Regelinstrument für den Schlag von enormer Bedeutung. Zuletzt merkte man vor allem bei der Vorhand, dass noch Spielraum nach oben herrscht.
- Die Konkurrenz
Während Thiem verletzt war, hat sich die Tennis-Landschaft verändert. Zwar gewannen im Vorjahr Rafael Nadal und Novak Djokovic erneut drei von vier Grand-Slam-Titeln, aber das Angebot an Spitzenspielern wurde reichhaltiger. Da gibt es nicht nur den 19-jährigen Spanier Carlos Alcaraz, in dessen Sog andere Junge die große Chance auf Titel wittern, sondern auch Spieler der Generation von Thiem, die ihre Fähigkeiten verbessert haben. Thomas Muster, 1996 Nummer eins der Welt: „Um wieder nach vorne zu kommen, muss Thiem besser sein als jemals zuvor.“ Der Betroffene selbst weiß das und sagt über sich: „Es wird die beste Version von Thiem geben.“
- Die Highlights
Blickt man in die Glaskugel, erscheint ein Traum auf Sand: Bei den French Open darf einiges erwartet werden. Auch wenn der Lichtenwörther mit dem US-Open-Sieg 2020 seinen größten Erfolg auf Hartplatz gefeiert hat – sein Lieblingsplatz ist nach wie vor der Sand, auf dem er aufgewachsen ist.
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