Millionenmann: Das Imperium von Tennis-König Roger Federer
Der wohl größte Tennisspieler der Geschichte tritt ab und überlässt das Feld den Spielern, die von ihm gelernt haben. Nächste Woche wird Roger Federer beim Laver Cup in London das letzte Mal in seinem Brotberuf zu sehen sein. In seinem Brotberuf, der auch ihm so viele Türen geöffnet hat. Nicht nur in sportlicher Hinsicht.
Es waren Türen in die weite Welt des Geldes. Nur wenige Sportler spielen auf dem Markt abseits der Spielfelder eine derart große Rolle wie der 41-jährige Schweizer. Der 20-fache Grand-Slam-Champ könnte sich mit seinem Vermögen wohl im Vorbeigehen den Internationalen Tennisverband kaufen.
Nur zum geringeren Teil liegt das am Preisgeld, das rund 130 Millionen Dollar (entspricht Euro) betrug.
Einiges davon ging für Trainer, Reisen und dergleichen drauf. Reich wird ein Tennis-Profi nur, wenn er Dauergast in den Top 100 ist – wie Federer.
Dessen Vermögen wurde im Vorjahr vom Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz auf rund 700 Millionen Franken (728 Millionen Euro) geschätzt. Eine Summe, die sich laut Insidern seitdem erhöht hat. Das berühmte Forbes-Magazin schätzt Federers Einkünfte im Bewertungszeitraum vom 2. Mai 2021 bis zum 1. Mai 2022 auf 90,7 Millionen US-Dollar pro Jahr.
Das Vermögen stammt zum Gutteil aus lukrativen Werbeverträgen, denn Federer ist ein perfektes Testimonial: charmant, weltgewandt, gut aussehend. Er beherrscht die Kunst des Small Talks in mehreren Sprachen fließend: Deutsch, Englisch und Französisch. Wie im sportlichen Bereich setzte er auch im Finanzwesen stets auf Konstanz und sein bewährtes Team. „Er ist völlig abgesichert und geschützt“, sagt ein Schweizer Vermögensverwalter im Gespräch.
Seinen bisher größten geschäftlichen Erfolg erzielte Federer mit On Running, einer in der Schweiz ansässigen Sportschuhmarke, die ihn im vergangenen Jahr als Investor gewinnen konnte und ihm mit „The Roger“ sogar einen eigenen Sportschuh widmete, natürlich vom Tennis inspiriert. Berichten zufolge hat sich Federer mit rund 50 Millionen Dollar an On Running beteiligt und profitiert damit auch üppig vom Börsengang, der 2021 über die Bühne ging.
Im Jahr 2009 schloss Federer einen Vertrag mit der Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) ab. Die CS hatte immer angekündigt, dass Federer auch nach seiner sportlichen Karriere Botschafter bleiben wird. Laut Schweizer Medien ist King Roger mit seinen Finanzbeteiligungen und Immobilien im In- und Ausland auch für das Unternehmen ein gefundenes Fressen als „OneBank-Kunde“. Sowohl als Privat-, als auch als Geschäftskunde.
Die CS hat sich hat sich ihrerseits mit Federers Stiftung, der Roger Federer Foundation, zusammengetan, die vor allem Kinder unterstützt, die in Schwellenländern von der Armut betroffen sind. Die Stiftung verwaltet mehr als 20 Millionen Dollar.
Ausgerüstet
Zu den größten Sponsoren-Deals gehören der im Jahr 2008 abgeschlossene 10-Jahres-Ausrüstervertrag mit Nike für angeblich 130 Millionen Dollar. 2017 wechselte Federer den Ausrüster und schloss mit Uniqlo einen Vertrag auf zehn Jahre ab, der auf 300 Millionen US-Dollar geschätzt wurde – also 30 Millionen pro Jahr. Von Rolex kassiert er pro Jahr laut Handelszeitung 1,5 Millionen Dollar, von der Champagner-Firma Moët & Chandon 4 Millionen. Seit letztem Jahr ist er die Galionsfigur von Barilla. Der Deal mit dem größten Teigwarenhersteller der Welt soll Federer rund 40 Millionen Euro in die Kasse spülen.
Auf dem Schweizer Markt wirbt er seit 2006 für die Kaffeemaschinenfirma Jura, seit 2009 für den Schokoladekonzern Lindt & Sprüngli, mit dem der geschätzte 20-Millionen-Vertrag letztes Jahr verlängert wurde.
Seit 2014 ist Federer Markenbotschafter des Telekommunikationsunternehmens Sunrise und generiert dort die meisten Youtube-Klicks von Werbevideos in der Mobilfunkbranche – zuletzt als bärtiger Robinson Crusoe. Mit der flexiblen Privat-Airline NetJets fliegt er seit 2004.
2010 wurde die langjährige Nummer eins der Tenniswelt Partner des Autokonzerns Mercedes-Benz, der mit dem Spruch „It’s nice to be important, but it’s more important to be nice“ wirbt. Es ist nett, wichtig zu sein, aber es ist noch wichtiger, nett zu sein. Kaum ein Spruch trifft besser auf Federer zu.
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