Belarussischer Tennisstar distanziert sich von Diktator Lukaschenko

Belarussischer Tennisstar distanziert sich von Diktator Lukaschenko
Nach einem Medienboykott bei den French Open meldet sich Halbfinalistin Aryna Sabalenka doch noch zu Wort. Die Mitfavoritin fühlt sich missverstanden.

Sie hatte Pressekonferenzen ausgelassen und trockene Statements verlesen lassen - die belarussische Tennisspielerin Aryna Sabalenka ging bei den French Open den Medien und unangenehmen Fragen zum Ukraine-Krieg und Belarus-Machthaber Alexander Lukaschenko so gut es ging aus dem Weg. Bis Dienstagnachmittag.

Nach dem brisanten Viertelfinalduell mit der Ukrainerin Elena Switolina, das Sabalenka mit 6:4, 6:4 gewann, distanzierte sich die Melbourne-Siegerin überraschend von Lukaschenko. Bei ihrer ersten Pressekonferenz nach zweimaligem Medienboykott in Paris äußerte sich der Tennisstar wieder zu politischen Fragen. „Ich unterstütze den Krieg nicht, das bedeutet, dass ich derzeit Lukaschenko nicht unterstütze“, sagte die 25-Jährige, die bei denn French Open Nummer 1 der Welt werden kann.

Zuvor hatte Sabalenka für Aufsehen gesorgt, als sie nach dem Sieg am Netz auf ihre Kontrahentin wartete - auch wenn diese zuvor stets erklärt hatte, Gegnerinnen aus Russland und Belarus nicht die Hand zu geben. Switolina wurde von Teilen des Publikums ausgebuht. „Ich weiß nicht, auf was sie am Netz gewartet hat. Ich war ziemlich klar in meinen Statements wegen des Handschlags“, sagte Switolina.

Auf die Frage, ob sie glaube, dass Sabalenka damit die Buhrufe angestachelt habe, antwortete die 28-Jährige: „Ja, ich denke das, leider.“ Sabalenka wies eine absichtliche Handlung zurück: „Es war nur ein Instinkt, so wie ich es immer nach all meinen Matches tue.“

Ukrainische Profis verzichten wegen des russischen Angriffskrieges nach den Partien auf den sonst im Tennis üblichen Handschlag mit ihren Kontrahenten aus Russland und Belarus und posieren nicht für gemeinsame Fotos.

Sabalenka hatte nach kritischen Fragen zu ihrer Haltung zum Krieg und Lukaschenko zuvor zweimal in Absprache mit den Organisatoren die übliche Pressekonferenz verweigert und dafür ihre „mentale Gesundheit“ geltend gemacht. Nach ihrem Einzug ins Halbfinale beantwortete Sabalenka nun alle Fragen. Gemeinsame Fotos mit Lukaschenko in der Vergangenheit erklärte sie mit dessen Anwesenheit bei Fed-Cup-Spielen in Belarus. „Damals ist nichts Schlimmes in Belarus oder in der Ukraine oder in Russland passiert“, sagte sie und betonte nun: „Ich habe es bereits viele Male gesagt, dass ich den Krieg nicht unterstütze. Ich will nicht, dass mein Land in irgendeinen Konflikt involviert ist.“

Kritik an den Medien

Die Belarussin nahm auch zu ihrer zweimaligen PK-Verweigerung Stellung. „Ich fühlte mich wirklich schlecht, als ich nicht hierher kam. Ich konnte nicht schlafen“, begründete sie ihr Fernbleiben und betonte: „Ich bereue die Entscheidungen nicht. Ich fühlte mich wirklich respektlos behandelt. Grand Slam, es ist genug Druck, damit umzugehen, und ich habe einfach versucht, mich auf mich selbst, auf mein Spiel zu konzentrieren“, sagte sie. „Aber bei der letzten Pressekonferenz hatte ich das Gefühl, dass meine Pressekonferenz zu einer politischen TV-Show geworden ist, und ich bin kein Politikexperte. Ich bin nur ein Tennisspieler“, so Sabalenka.

Sie trifft nun in der Vorschlussrunde auf die tschechische Außenseiterin Karolina Muchova, die ihren überraschenden Siegeszug mit einem 7:5, 6:2 gegen die frühere Finalistin Anastasia Pawljutschenkowa aus Russland fortsetzte. 

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