Deutsche Sorgenkinder in New York

Im grellen Rampenlicht: Kohlschreiber eliminierte US-Star Isner und wurde dennoch von den Fans bei den US Open gefeiert – nun wartet Djokovic mit Startrainer Becker.
Bad Boy Philipp Kohlschreiber fordert im Achtelfinale Djokovic mit Coach Boris Becker.

Da sage noch einer, es gebe keine deutschen Top-Duelle mehr im Herren-Tennis. Am Montag, zur besten US-Sendezeit, ist es wieder soweit: In der dunklen Nacht von New York stehen zwei Deutsche im grellen Rampenlicht der Flutlichtanlage von Flushing Meadows.

Philipp Kohlschreiber, der letzte Deutsche im Einzelbewerb der US Open, trifft im Achtelfinale des letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres auf Novak Djokovic. Das Pikante daran: Gecoacht wird der serbische Weltranglisten-Erste seit Ende des letzten Jahres von der streitbaren deutsche Tennis-Ikone Boris Becker. Erst vor kurzem sagte der 46-Jährige dem deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel, dass seine 2013 erschiene und kontrovers diskutierte Autobiografie ein Fehler gewesen sei: "Komischerweise sind diejenigen, die mich ständig dafür kritisieren, die Schlimmsten. Die schließen von ihrem traurigen Leben auf das anderer. Die sollen mich doch in Ruhe lassen", sagte Becker.

"Toller Kontakt"

Die Zusammenarbeit mit Vollprofi Djokovic könnte auch Altmeister Becker ein wenig rehabilitieren. Erst im Juli gewann der Serbe in Wimbledon seinen siebenten Grand-Slam-Titel.

Mehrmals in dieser Saison spannte Becker im Training seinen neuen Schützling mit Kohlschreiber zusammen. Der Bayer erhielt dabei auch Hilfestellungen und Tipps von seinem Landsmann. "Es ist ein toller Kontakt entstanden. Mit Boris gibt es immer wieder den einen oder anderen Austausch", sagt Kohlschreiber.

Dabei pflegt auch der 30-Jährige ein durchaus schwieriges Verhältnis zum deutschen Tennis-Verband. Aus dem Daviscup-Team wurde er ausgebootet, bei den US Open ist der oft zum Bad Boy abgestempelte Kohlschreiber nun der einzige von anfangs 14 deutschen Profis, der es in die zweite Turnierwoche geschafft hat. "Es ist toll, noch im Turnier zu sein. Ich bin stolz, glücklich und auch ein bisschen kaputt", sagte er nach dem Sieg in der dritten Runde gegen die Nummer eins der USA, John Isner.

Zum dritten Mal nacheinander sah sich der Deutsche in der dritten Runde von New York mit dem 2,08-Meter-Riesen konfrontiert. Isner schlug 42 Asse, kassierte nicht ein einziges Break – und musste sich dennoch zum dritten Mal Kohlschreiber geschlagen geben – 7:6, 4:6, 7:6, 7:6.

Im Duell mit Djokovic geht er dennoch als krasser Außenseiter: "Ich muss mein bestes Tennis spielen, um in die Situation zu kommen, ihn gefährden zu können", sagt Kohlschreiber.

Favoritinnen-Sterben

Während neben Djokovic (ohne Satzverlust) auch alle anderen Favoriten wie Olympiasieger Murray, Tsonga und Wawrinka das Achtelfinale erreichten, sind im Damen-Bewerb bereits fünf Top-Ten-Spielerinnen ausgeschieden. So enttäuschte die als Nummer drei gesetzte Tschechin Petra Kvitova gegen die 21-jährige Serbin Petra Krunic (Nr. 145 der Welt) beim 4:6, 4:6.

Souverän zieht lediglich die topgesetzte Serena Williams (USA) ihre Runden.

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