Djokovic zum fünften Mal Australian-Open-Sieger

Die serbische Nummer eins der Welt schlägt im Melbourne-Finale in vier Sätzen den Schotten Andy Murray.

Da staunte sogar Boris Becker. Der Coach von Novak Djokovic. Sein Schützling ist seit Sonntag Nachmittag (MEZ) Rekordspieler bei den Australian Open seit Beginn der Profi-Ära (1968). Der Serbe besiegte in einem lange Zeit hochklassigen und ausgeglichenen Finale seinen Freund Andy Murray 7:6, 6:7, 6:3, 6:0. Erst am Ende konnte der tapfere Schotte vor 15.000 begeisterten Fans nicht mehr mithalten.

Für seinen Titel kassiert der 27-jährige Djokovic ein Preisgeld von umgerechnet rund 2,1 Millionen Euro, Murray darf mit 1,1 Millionen Euro planen (beides brutto). In Melbourne bleibt er damit sieglos gegen seinen nur eine Woche jüngeren Kontrahenten. Wie schon 2011 und 2013 unterlag Murray dem Branchen-Primus im Endspiel. Dieser ist eben mit fünf Siegen der erfolgreichste Spieler in Melbourne seit 1968. Je vier Mal hatten zuvor auch US-Star Andre Agassi und der Schweizer Roger Federer gewonnen.

Zielsetzung

Was hat man dann noch für Ziele? Die Nummer eins zu bleiben. Und? "Endlich auch einmal bei den French Open zu gewinnen", sagt sein Fitnesscoach, der Tiroler Gebhard Gritsch. Damit wäre Djokovic der achte Spieler, dem das Kunststück gelingt, zumindest eine Siegestrophäe bei allen vier Grand Slams (als Karriere-Slam bekannt) zu besitzen, von den noch Aktiven ist dies nur Federer und dem Spanier Rafael Nadal geglückt. Der Serbe triumphierte zwei Mal in Wimbledon (2011, ’14), einmal bei den US Open (’11).

Man braucht kein Prophet sein um zu behaupten, dass die Weltranglisten-Spitze in den nächsten Monaten nicht auf den Kopf gestellt wird. Djokovic hat bereits 3800 Punkte Vorsprung auf Federer und 7300 auf Nadal (2000 Punkte gibt es für einen Grand-Slam-Titel, Anm.). Andy Murray schiebt sich zumindest auf Platz vier vor – damit ist zumindest wieder eine alte Rangordnung hergestellt. Immerhin gelten Djokovic, Federer, Nadal und Murray seit Ewigkeiten als die besten vier Spieler.

Vorzüge

Was genau zeichnet Djokovic aus? "Er kann unheimlich lange auf Top-Niveau spielen", erklärt Eurosport-Experte Alexander Antonitsch. "Viele können mit ihm mitspielen, aber am Ende hat weder Wawrinka noch Murray zuletzt in der finalen Phase mit ihm mithalten können." Gegen beide gewann Djokovic den letzten Satz in Melbourne jeweils 6:0. "In einem Best-of-five-Spiel ist Djokovic vor allem aufgrund der Fitness schwierig zu schlagen", sagt Antonitsch.

Murray hält trotz seiner Klasse (für Österreichs Top-Trainer Günter Bresnik ist er neben Federer der technisch beste Spieler) erst bei zwei Grand-Slam-Titel (2012 US Open, 2013 Wimbledon), allerdings schon bei sechs Major-Finalniederlagen. Gut, er ist Olympiasieger.

Auch der Veranstalter durfte in die Hände spucken. 703.899 Zuschauer kamen in den zwei Turnierwochen. So viele wie noch nie bei diesem Grand-Slam-Turnier.

Meiste Einzelsiege bei Australian Open (Herren):
Roy Emerson (AUS) 6 (1961,1963-67)
Novak Djokovic (SRB) 5 (2008,2011-13,2015) *
Roger Federer (SUI) 4 (2004,2006,2007,2010) *
Andre Agassi (USA) 4 (1995,2000,2001,2003)
Ken Rosewall (AUS) 4 (1953,1955,1971,1972)
Jack Crawford (AUS) 4 (1931-33,1935)
Mats Wilander (SWE) 3 (1983,1984,1988)
Rod Laver (AUS) 3 (1960,1962,1969)
Adrian Quist (AUS) 3 (1936,1940,1948)
James Anderson (AUS) 3 (1922,1924,1925)

* = noch aktiv

Geboren: 22. Mai 1987 in Belgrad (Serbien)Wohnort: Monte CarloFamilienstand: verheiratet mit Jelena Ristic (9.7.2014), Sohn StefanGröße/Gewicht: 1,88 m/80 kgWebsite: http://www.novakdjokovic.comProfi seit: 2003 Rechtshänder, beidhändige RückhandCoach: Marian Vajda (SVK), Boris Becker (GER)

Größte Erfolge: 8 Grand-Slam-Titel ( Australian Open 2008, 2011, 2012, 2013, 2015, Wimbledon 2011 und 2014, US Open 2011) 7 Grand Slam Finali ( US Open 2007, 2010, 2012, 2013, Wimbledon 2013, French Open 2012, 2014) Sieger ATP-World-Tour-Finale 2008, 2012, 2013, 2014 Davis-Cup-Sieg 2010 mit Serbien Erster serbischer Grand-Slam-Turniersieger der Geschichte

ATP-Turniersiege Einzel: 49Aktuelle Weltranglisten-Position: 1.Karriere-Preisgeld: ca. 74,8 Mio. US-Dollar

Die Herreneinzel-Finali der Australian Open seit 1995:
1995 Andre Agassi (USA) - Pete Sampras 4:6,6:1,7:6,6:4
1996 Boris Becker - Michael Chang (USA) 6:2,6:4,2:6,6:2
1997 Pete Sampras - Carlos Moya (ESP) 6:2,6:3,6:3
1998 Petr Korda (CZE) - Marcelo Rios (CHI) 6:2,6:2,6:2
1999 Jewgenij Kafelnikow (RUS) -Thomas Enqvist (SWE) 4:6,6:0,6:3,7:6
2000 Andre Agassi - Jewgenij Kafelnikow 3:6,6:3,6:2,6:4
2001 Andre Agassi - Arnaud Clement (FRA) 6:4,6:2,6:2
2002 Thomas Johansson (SWE) - Marat Safin (RUS) 3:6,6:4,6:4,7:6
2003 Andre Agassi (USA) - Rainer Schüttler (GER) 6:2,6:2,6:1
2004 Roger Federer (USA) - Marat Safin (RUS) 7:6,6:4,6:2
2005 Marat Safin (USA) - Lleyton Hewitt (AUS) 1:6,6:3,6:4,6:4
2006 Roger Federer (SUI) - Marcos Baghdatis (CYP) 5:7,7:5,6:0,6:2
2007 Roger Federer (SUI) - Fernando Gonzalez (CHI) 7:6(2),6:4,6:4
2008 Novak Djokovic (SRB) - Jo-Wilfried Tsonga (FRA) 4:6,6:4,6:3,7:6
2009 Rafael Nadal (ESP) - Roger Federer (SUI) 7:5,3:6,7:6(3),3:6,6:2
2010 Roger Federer (SUI) - Andy Murray (GBR) 6:3,6:4,7:6(11)
2011 Novak Djokovic (SRB) - Andy Murray (GBR) 6:4,6:2,6:3
2012 Novak Djokovic (SRB) - Rafael Nadal (ESP)5:7,6:4,6:2,6:7(5),7:5
2013 Novak Djokovic (SRB) - Andy Murray (GBR) 6:7(2),7:6(3),6:3,6:2
2014 Stan Wawrinka (SUI) - Rafael Nadal (ESP) 6:3,6:2,3:6,6:3
2015 Novak Djokovic (SRB) - Andy Murray (GBR) 7:6(5),6:7(4),6:3,6:0

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