Thomas Muster: "Sport ist nur ein Anhängsel"

Heute in einem Monat startet das Erste Bank Open in der Stadthalle. Mit Olympiasieger Murray, Berdych und weiteren Assen. Turnierbotschafter Thomas Muster plaudert über Wien und den Sport allgemein.
Gibt es das beste Starterfeld der Turnier-Historie?
Thomas Muster: Früher waren die bewertenden Kategorien anders eingeteilt. Es waren alle Stars da, von Boris Becker bis Pete Sampras oder Andre Agassi. Aber seit es das neue System gibt, auf jeden Fall. Wenn der Cut bei der Nummer 34 der Welt liegt, ist das etwas Besonderes.
Sie haben oft in Wien gespielt. Welche schönen und weniger schönen Dinge fallen Ihnen sofort ein?
Das Schlimmste war, 1988 ein Finale gegen Horst Skoff bestreiten zu müssen im Wissen, dass ich keine Chance habe. Ich wollte aber das Publikum nicht enttäuschen. Unter vielen schönen Momenten war vielleicht der beste, als ich vor fünf Jahren noch einmal antreten und mich verabschiedet durfte.
Damals verloren Sie gegen Dominic Thiem. Was sagen Sie zu seinem Aufstieg?
Ich habe vor Jahren gesagt: ,Lasst ihn ihn Ruhe arbeiten, gebt ihm Zeit, hebt ihn noch nicht in den Himmel.‘ Er hat konsequent gearbeitet und heuer einen Riesenschritt gemacht. Und was das Größte ist: Er hat als erster Österreicher seit meiner Zeit (1997, Anm.), die Chance, ein ATP-Finale zu erreichen. Auf lange Sicht sprechen das Alter und sein Potenzial für sich.
Und neben Thiem? Welche Rolle spielt der Tennisverband?
Jürgen Melzer und ich haben beispielsweise kurz auch beim Verband trainiert, wir haben den Aufstieg aber individuell geschafft. Der Verband muss nicht Spitzenspieler kreieren, das ist auch nicht seine Aufgabe. Der Sprung nach oben hängt von Einzelinitiativen ab.
Bei den Olympischen Spielen gab es seit 2008 nur eine Bronzemedaille ...
Der Sport bekommt in Österreich zu wenig Stellenwert. Das fängt schon in den Ministerien an, wo Sport immer nur ein Anhängsel ist. Dazu ist der Einfluss der Politik viel zu groß. Seit Jahrzehnten gibt es eingefrorene Seilschaften, jeder hat Angst, Macht zu verlieren. Dazu halte ich bei der Gelderverteilung das Gießkannenprinzip für falsch, es sollten die gefördert werden, die wirklich Medaillenchancen haben. Die Bereitschaft zum Sport muss in den Schulen beginnen oder noch früher. Auch den Eltern kommt dabei eine wichtige Aufgabe zu.
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