Tennis-Frühstart Richtung Olympia 2016

Die wöchentliche Nachricht: Jürgen Melzer hat verloren. Datum, Ort, Runde, Gegner und Ergebnis sind beliebig austauschbar. Diesmal passierte es in der Nacht auf Donnerstag in Winston-Salem, im Achtelfinale war US-Riese John Isner der 6:4-6:3-Sieger. Dazu passend ist, dass mit Andreas Haider-Maurer und Martin Fischer fast gleichzeitig auch die letzten österreichischen Herren in der Qualifikation für die US Open scheiterten.
Gewiss, wenn Österreicher Erfolge feiern können, sind dies Jürgen Melzer und Tamira Paszek. Und wenn sie es wie bei den Spielen in London nicht tun, macht’s keiner. Deshalb haben sich die Köpfe des Österreichischen Tennisverbandes Gedanken gemacht und die Visionen und Vorhaben in ein Projekt namens "ÖTV goes Rio 2016" verpackt. "Damit wollen wir die Teilnehmer an den nächsten Olympischen Sommerspielen ab sofort rekrutieren und bestmöglich unterstützen", sagt ÖTV-Präsident Ronald Leitgeb.
Die Spieler, die ab 2013 aus einem Fördertopf finanziert werden, erhalten Technik- und Taktikschulungen durch anerkannte Coaches, aber auch mentale Betreuung. "Verteilt wird das Geld nach einem festgelegten Schlüssel. Unsere Hauptkriterien sind das Ranking, die Leistungssteigerung in den Bereichen Tennistechnik, Physis und Psyche", teilte Sportdirektor Clemens Trimmel mit. Verteilung nach dem Gießkannenprinzip also. "Ein Jahr vor Olympia bleiben die Besten übrig", sagt Leitgeb. "50.000 bis 100.000 Euro jährlich sind notwendig", sagt Leitgeb. Bundesministerium, ÖOC und Sponsoren sollen ein Scherflein dazu beitragen.
Bis vor wenigen Jahren erhielten Verbandsspieler der Südstadt fast alle Förderungen, die größten Talente wie Dominic Thiem sahen durch die Finger. Mittlerweile ist der jahrelange Finanzstreit zwischen Thiem-Coach Günter Bresnik und dem ÖTV beigelegt. An der Südstadt als Leistungszentrum wird jedoch festgehalten.
Coaching-Zone
Bresnik zählt zu den 350 ausgebildeten Tennis-Trainern in Österreich. Dem ehemaligen Daviscup-Coach braucht man nichts mehr beibringen, bei vielen anderen besteht Aufholbedarf. Deshalb wird verstärkt in die Trainerausbildung investiert, oder wie es Leitgeb auch recht gern auf Englisch formuliert: "Coach the coaches." Wichtig wird vor allem sein, dass ausländische Toptrainer kommen.
Jürgen Melzer selbst zählt nicht zum Pool. Der 31-Jährige hat bereits angekündigt, nur noch zwei, drei Jahre spielen zu wollen. Zum Pool gehören neben Haider-Maurer und Thiem auch der 16-jährige Jugend-Europameister Lucas Miedler oder die 16-jährige Barbara Haas, die kürzlich ihr erstes Profi-Turnier gewann. Und natürlich die 21-jährige Paszek. "Natürlich können noch Spieler dazukommen", sagt Trimmel. "Und wer die Ziele nicht erreicht, fliegt."
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