Nadals Sprung in die Außenseiter-Rolle

Rafael Nadal beim Aufschlag auf einem Tennisplatz.
Sandplatz-König Rafael Nadal ist heuer erstmals nicht der Topfavorit in Paris.

Robin Söderling ist nach wie vor in aller Munde in Paris. Und dass obwohl der Schwede seit fast drei Jahren aufgrund eines Pfeifferschen Drüsenfiebers von einer Fortsetzung einer Profi-Karriere nur träumen kann. Der Name Söderling scheint aber deshalb in den Annalen der French-Open-Geschichte auf, weil er als einziger Spieler bislang Rafael Nadal in Paris schlagen konnte. Es war im Jahr 2009, im Achtelfinale.

Neun Mal hat Nadal bei zehn Teilnahmen den Höhepunkt der Sandplatz-Saison gewonnen. So oft wie kein anderer. So oft wie überhaupt kein anderer bei einem der vier Grand-Slam-Turniere erfolgreich war. König von Paris wird er genannt. Immerhin lautet seine Bilanz in Roland Garros 66:1.

Riesen-Duell

Und daher kam es niemals von ungefähr, dass der 28-jährige Spanier in den vergangenen Jahren stets als Favorit ins Rennen ging. Doch heuer ist es erstmals anders. Novak Djokovic, überlegen die Nummer eins im Ranking, schickt sich an, diese Dominanz zu brechen. Auf Sand hat der 28-Jährige Serbe heuer noch kein Spiel verloren. "Wir haben Ende des vergangenen Jahres schon intensiv darauf hingearbeitet, dass wir heuer das beste Level erreichen. Mit den Siegen kam auch Selbstvertrauen dazu", sagt sein Fitnesstrainer, der Tiroler Gebhard Gritsch.

Gut, der Weg zum Titel führt dennoch über Nadal. Und dies schon sehr früh. Der Spanier ist aufgrund einiger schwachen Monate (er gewann heuer erstmals seit 2004 kein Vorbereitungsturnier auf Sand) nur die Nummer sieben der Welt, durch die Absage des Kanadiers Milos Raonic als Nummer sechs gesetzt – deshalb kann es das Riesen-Duell mit Djokovic bereits im Viertelfinale geben. Zumindest einen kleinen Schritt hat der Ballermann aus Mallorca gestern schon getan, in Runde eins besiegte er den Franzosen Quentin Halys 6:3, 6:3, 6:4.

Zweifel taten sich aber dennoch auf. "Kannst Du es noch?", fragten spanische Medien. "Das Ende des Sandplatzkönig" titelten Zeitungen. Maria Scharapowa, Nummer zwei bei den Damen, findet die Diskussionen über den sportlichen Zustand von Nadal entbehrlich. "Ich finde es fast respektlos, so viele Fragezeichen hinter seinen Namen zu setzen."

Andere Liga

Allerdings: Legende John McEnroe, der dieses Mal für Eurosport bei den French Open im Einsatz ist, sagt: "Ich würde Nadal in Paris nie abschreiben, aber dieses Mal müsste Rafa sich selbst so übertreffen wie nie zuvor."

Österreichs Daviscup-Kapitän Stefan Koubek sieht es ähnlich. "Djokovic wird es heuer machen. Er spielt derzeit in einer anderen Liga.

Nadal selbst schätzt sich treffend ein. "Ich weiß, dass ich heuer nicht meine beste Saison habe. Aber Paris ist anders, gibt mir immer einen zusätzlichen Motivationsschub."

Dass er dieses Mal nicht der Favorit sei, störe ihn gar nicht. "Es ist schön, dass ich dieses Mal nicht den Druck habe. Auch, wenn mich dieser zumeist beflügelt, aber heuer habe ich nichts zu verlieren." Er weiß: Er wird immer König von Paris bleiben.

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