Paris-Finale: Debütant vs. Ball-König

Zum vierten Mal gibt es ein rein spanisches Finale, Ferrer ist Außenseiter gegen Nadal.

Der weltweit größte Wettanbieter bwin bietet bereits einen Vorgeschmack auf das heutige rein spanische Endspiel von Roland Garros (15 Uhr, live Eurosport): Die Quote liegt bei einem Sieg von Rafael Nadal bei 1,11, bei einem Triumph von David Ferrer bei sechs. Freilich muss man schon ein Vermögen in die Hand nehmen, will man an einem möglichen achten Titel von Rafael Nadal wirklich Geld verdienen.

Nackte Zahlen

Kaum jemand rechnet damit, dass der 31-jährige Ferrer, der nach 41 vergeblichen Versuchen erstmals ein Endspiel eines Grand-Slam-Turniers erreichte, wirklich den großen Coup landen wird. Zu eindeutig sind die Zahlen, die Nadals Favoritenrolle untermauern: Im direkten Vergleich hat der Rekordspieler der French Open (sieben Triumphe) mit 19:4 die Nase vorn. Auf Sand hat Ferrer eine Partie gewonnen – das war 2004 in Stuttgart, Nadal war damals 18 Jahre alt.

Nadal ist seit 2001 Profi, Ferrer ein Jahr länger. Dennoch hat der Ballermann aus Mallorca insgesamt schon 53,8 Millionen Dollar an Preisgeld geerntet, Ferrer erst 18,5 Millionen. Heuer verdiente (alle Beträge brutto) Nadal 3,74 Millionen Dollar, Ferrer 1,49 Millionen. Und Nadal holte in seiner Karriere elf Grand-Slam-Titel.

Kurze Auftritte

Freilich, auch ein David Ferrer verdient sich Bewunderung. Immerhin hat der Mann aus Valencia im Verlauf des Turniers keinen einzigen Satz verloren, während Nadal im Semifinale mit dem Weltranglisten-Primus Novak Djokovic über fünf Sätze gehen musste. Allerdings musste Ferrer auch keinen der großen Vier (Roger Federer, Djokovic, Nadal und der in Paris entschuldigte Andy Murray) aus dem Weg räumen. Sein Halbfinalgegner Jo-Wilfried Tsonga spielte eine Klasse schwächer als er es noch zuvor gegen Federer getan hatte, auch Landsmann Tommy Robredo war im Viertelfinale nicht mehr ganz so fit.

Dennoch: Ferrer gewinnt fast immer die Spiele, in denen er als Favorit ins Rennen geht. Ausrutscher gibt es kaum. Thomas Muster, der weiß, wovon er spricht, sagte kürzlich: „Er ist ein ehrgeiziger Kämpfer, kann fast immer 100 Prozent geben.“

Um ganz nach vorne zu kommen, muss Ferrer seine Bilanz gegen die Top Four aufbessern. Gegen Djokovic lautet sie 5:10, gegen Murray 5:7 und gegen Federer gar 0:14. Und er muss auf anderen Belägen noch konstanter werden. 12 seiner 20 Turniersiege holte Ferrer auf Sand.

Von Nadal bekommt er jedenfalls den nötigen Respekt. „David bringt einen ans Limit. Er ist einer der besten Spieler der Welt und ist mental unglaublich stark.“

Die Spanier haben heute ihre Fiesta. Nicht zum ersten Mal wird am Abschlusstag der French Open nur Spanisch verstanden.

Spanische Abende

1994 feierte Sergi Bruguera seinen zweiten Triumph im Paris nach einem Finalsieg über seinen Landsmann Alberto Berasategui, dessen Schlagtechnik (er spielte die Vorhand mit dem selben Griff wie die Rückhand) damals für Verwunderung sorgte.

1998 erspielte sich Carlos Moya seinen einzigen Grand-Slam-Titel nach einem Finalsieg über Alex Corretja, 2002 schlug Albert Costa seinen Freund Juan Carlos Ferrero, der ein Jahr später im Endspiel die niederländische Eintagsfliege Martin Verkerk schlug.

Spanien war jedoch nicht das Land, das zum bislang letzten Mal zwei Finalteilnehmer stellte: 2004 rang der Argentinier Gaston Gaudio nach 0:2-Satzrückstand Guillermo Coria nieder. Gaudio beendete übrigens seine Karriere 2010 in Kitzbühel. Aus den Top 100 war er bereits 2007 gefallen.

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