Stoss: "Bilanz ziehen wir am Schluss"

Sportminister Norbert Darabos, der sich schon in der ersten Woche in London kritisch geäußert hatte, wiederholt im "Kurier" seine Forderung nach einer Totalreform des Sportfördermodells. OÖC-Präsident Karl Stoss wollte dem nicht beipflichten.
Auf den Darabos-Vorwurf, dass das ÖOC die Ergebnisse schönrede, entgegnete Stoss: "So etwas ist schon sehr anmaßend." Er bedauerte am Tag, an dem mit den Kanutinnen Yvonne Schuring/ Viktoria Schwarz die letzten ganz großen Medaillenhoffnungen nur auf Rang fünf gelandet waren, die Darabos-Aussagen speziell deshalb, "weil er selbst als Tourist hier war und gesehen hat, was wir tun."
Stoss betonte: "Wir geben uns sicher nicht zufrieden mit fünften Plätzen. Wir sollten stattdessen vernünftig diskutieren. Ich habe paar Vorschläge, die werde ich auf den Tisch legen." In welche Richtung es gehen könnte? "Man muss alle Aktivitäten im Spitzensport in eine Verantwortung geben. Das ist bis jetzt nicht der Fal." Allerdings sei zu bedenken, dass das ÖOC keinen Einfluss auf die Fachverbände habe. "Wir bekommen die Sportler erst einige Tage vor Olympia. Wir können nur Rahmenbedingungen schaffen."
Die bisherige Medaillenlosigkeit kommentierte Stoss so: "Die anderen schlafen auch nicht. Wir müssen daraus lernen und Anleihe nehmen, was die Konkurrenten im Aufbau gemacht haben." Dass sich die schlechtesten Sommerspiele seit Tokio 1964 abzeichnen, ist laut Stoss "natürlich bitter." Er beschrieb jedoch Athen 2004 mit sieben Medaillen als "angenehmen, überraschenden Ausreißer". Außerdem verwies der ÖOC-Präsident darauf: "Bilanz ziehen wir am Schluss. Dann werden wir ordentlich Bilanz ziehen müssen."
Dass laut Kronenzeitung (Freitagausgabe) ein "Geheimakt Rio" in der Schublade des Sportministers liege, wonach eine kleine, von Skiverbands-Präsident Peter Schröcksnadel angeführte Gruppe von Top-Athleten für Rio 2016 aufgebaut werden soll, erzeugte bei Stoss insofern "Belustigung", als dies vom aktuellen Stil zeuge. "Da werden Dinge geheim besprochen statt in Gremien."
Kommentare