Späte Unruhe in OSV wegen Olympia-Qualifikation

Die Sportler-Anzahl bei den Olympischen Sommerspielen in London ist vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) streng vorgegeben worden, das Schwimm-Kontingent ist im Vergleich zu Peking 2008 auf exakt 900 Plätze gekürzt worden.

Die Sportler-Anzahl bei den Olympischen Sommerspielen in London ist vom Internationalen Olympischen Komitee ( IOC) streng vorgegeben worden, das Schwimm-Kontingent ist im Vergleich zu Peking 2008 auf exakt 900 Plätze gekürzt worden. Das dadurch notwendige Qualifikationssystem war kompliziert. Für Diskussionen und Unruhe hat es im österreichischen Lager aber erst nach den Nominierungen gesorgt.

Auslöser war die Einladung des Weltverbands (FINA) an Christian Scherübl, neben seinem Einsatz über 4 x 200 m Kraul auch über 400 und 1.500 m Kraul anzutreten. Er hatte sich auf beiden Strecken nicht wie sonst aus Österreich nur Markus Rogan, Dinko Jukic und Jördis Steinegger fix qualifiziert, sondern war bei der Vergabe der noch freien Plätze zum Zug gekommen. Der österreichische Verband ( OSV) nahm die Einladung an.

Seine entsprechenden Topzeiten im Qualifikationszeitraum hatten dem 18-Jährigen international zwar gereicht, doch war er jeweils über den OSV/ÖOC-Limits geblieben. Diese entsprachen den Normen für die WM 2011 in Shanghai. OSV-Präsident Paul Schauer dazu zur APA: "Als Mindestvoraussetzung für einen Olympiastart wollten wir, dass ein Athlet zumindest WM-Niveau hat." Dennoch wurde bei Scherübl eine Ausnahme gemacht.

"Er ist wegen der Staffel sowieso dort,", sagte ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel "und hätte mit den 400 m für die Staffel ein Rennen zum Einschwimmen gehabt." Doch von einem rivalisierenden Verein wurde das dem ATUS-Graz-Athleten nicht gegönnt, es wurde interveniert. Eine Schwimmerin dieses anderen Clubs hatte FINA-Einladung und OSV-Limit, aber auf verschiedenen Strecken. Daher wurde sie regelkonform nicht nominiert.

Bei der Nominierung des 70-köpfigen ÖOC-Teams am 6. Juli war Scherübl mit allen drei Strecken geführt worden, drei Tage später beim Nennschluss bzw. der Meldung an das IOC war nur noch die Staffel übrig. Auslöser war letztlich ein Politiker-Brief gewesen, in dem das ÖOC wegen Scherübls Nominierung und der Nichtnominierung der Schwimmerin hart angegriffen wurde. Mennel sah sich so zum "Rückzieher" gezwungen.

Ob die Qualifikationsrichtlinien für Rio 2016 so bleiben, scheint nicht sicher. Denn sie bringen nicht durchwegs die aktuell Besten zu den Spielen. Das OSV-Duo Sebastian Stoss und Nina Dittrich etwa hat davon profitiert. Sie waren im Mai bei der Debrecen-EM ganz und gar nicht in Olympia-Form gewesen, haben mit dem Thema London 2012 bereits abgeschlossen gehabt, sind aber wegen schon im März 2011 erzielter Zeiten nachgerückt.

"Als mir der OSV gesagt hat, dass ich bei den Nachrückern nicht dabei bin, habe ich meine Saison beendet", erzählte Stoss der APA. Nach einer zweiwöchigen Trainingspause kam der 26-Jährige in einer zweiten Welle doch noch auf die Liste. Unrealistisch, dass er bei den Spielen über 200 m Rücken nun noch Bäume ausreißen wird. "Vorteil ist, dass ich ohne Druck schwimmen kann", sieht Stoss die Lage von der positiven Seite.

Am letzten Drücker, gleichzeitig mit Stoss und auch aufgrund einer schon vor längerem geschwommenen Zeit hat es auch Hunor Mate ins Aufgebot geschafft. "Natürlich bin ich froh für mich", meinte der 29-Jährige. "Aber viele, die derzeit über 200 m Brust besser sind, bleiben zu Hause. Für sie tut es mir leid." Der gebürtige Ungar glaubt nicht, dass es das Qualifikationssystem so weiter geben wird. "Das müssen sie ändern."

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