Bei der WM sind jetzt die Techniker am Werk

Eine Skirennläuferin jubelt mit erhobenen Skiern und Stöcken.
Brem, Fenninger, Kirchgasser und Zettel wollen die Medaillen-Serie fortsetzen.

Eva-Maria Brem sah befreit aus nach ihrem ersten WM-Bewerb und der ersten Goldmedaille. "Das war sehr viel auf einmal, ganz komisch", sagte die 26-jährige Tirolerin nach dem Teambewerb. "Das ist meine erste WM, und dann war ich auch noch die Erste, die fahren musste", ließ sie den Dienstag in Vail Revue passieren. "Aber es war sehr cool." Doch der persönliche Höhepunkt für die Riesenslalom-Spezialistin steht erst am Donnerstag bevor, diesmal wieder in Beaver Creek: der Damen-Riesentorlauf (18 bzw 22.15 Uhr MEZ). Brem ist als Führende im Disziplinweltcup nach Amerika gereist und zählt nach den Rängen drei, eins, drei und vier in dieser Saison zum Kreis der Favoritinnen. "Ich freue mich voll, fühle mich aber nicht als Gejagte", sagt Brem.

In den vergangenen Tagen hat sich die Tirolerin in Aspen vorbereitet. Ihre Selbsteinschätzung klingt wie eine Kampfansage: "Ich bin genau in der Form, in der ich nach Beaver Creek kommen wollte." Der Start im Teambewerb war für die Technikerin auch so etwas wie Beschäftigungstherapie, "damit der Riesentorlauf nicht so groß und wichtig werden kann". Für Brem sind die guten Ergebnisse und die Teilnahme an der WM auch so etwas wie eine Genugtuung, nachdem sie im Vorjahr nicht für Olympia in Sotschi nominiert worden war. Die zweite große Enttäuschung nach der verpassten WM in Schladming 2013.

Kurze Ruhepause

Während die Teamkollegen den vierten WM-Titel für Österreich holten, gönnte sich Super-G-Weltmeisterin und Abfahrtsvizeweltmeisterin Anna Fenninger vor dem Riesentorlauf am Donnerstag ein wenig Ruhe. Nach Rang vier in der Kombination rechnet sich die 25-jährige Salzburgerin im Riesentorlauf wieder mehr aus: "Dort sind meine Medaillenchancen sicher realistischer", sagt die Siegerin von Sölden (ex aequo mit Mikaela Shiffrin) und Zweitplatzierte im letzten Weltcuprennen im Kühtai. Im vorletzten WM-Bewerb der Damen kann Fenninger dank der bisherigen Erfolge gelassen antreten: "Natürlich fährt es sich leichter, wenn man schon etwas gewonnen hat."

Nächste Chance

Wie sich eine Siegerehrung in Vail anfühlt, das weiß auch Michaela Kirchgasser, die mit Bronze in der Kombination und Gold im Teambewerb gezeigt hat, dass sie gut in Form ist. Ihr bestes Saisonergebnis im Riesentorlauf war ein fünfter Platz in Aspen.

Kathrin Zettel, die Vierte im rot-weiß-roten Quartett, will im ersten Technik-Bewerb ihre Enttäuschung über Rang sechs in der Kombination vergessen machen. Auch wenn sich ihr Wunsch nach tieferen Temperaturen und einer eisigeren Piste nicht erfüllen dürfte: Für die restlichen WM-Tage sind wieder frühlingshafte Temperaturen vorhergesagt.

Zum Kreis der Favoritinnen zählt auch die Lokalheldin Mikaela Shiffrin, die Siegerin von Sölden und Dritte vom Kühtai. Die 19-Jährige aus Eagle-Vail kann es kaum erwarten, dass die WM für sie weitergeht. "Ich freue mich total auf den Riesentorlauf", sagte Shiffrin, die im Teambewerb noch mit den Nerven zu kämpfen hatte: "Ich habe die Schwelle der Nervosität überschritten, hoffentlich kann ich dort bleiben."

Und dann ist da natürlich noch Tina Maze. Jene 31-jährige Slowenin, die bisher noch in jedem WM-Bewerb eine Medaille holte. Zwei goldene und eine silberne.

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Informationstafel über den Riesentorlauf der Damen mit Porträts von Anna Fenninger, Eva-Maria Brem, Kathrin Zettel und Michaela Kirchgasser.

Eva-Maria Brem ist mit Startnummer 4 die erste Österreicherin im Riesentorlauf. Kathrin Zettel wurde die 6 zugelost, Anna Fenninger die 7. Tina Maze erhielt Nummer 2 vor Mikaela Shiffrin und hinter der schwedischen Startläuferin Maria Pietilä-Holmner. Michaela Kichgasser, Österreichs einzige Nicht-Gruppe-1-Läuferin, kommt mit 19.

Im Gegensatz zu den Herren gibt es bei den Damen keine Qualifikation für den WM-Riesentorlauf. Deshalb gehen gleich 116 Läuferinnen an den Start des vorletzten Damen-Bewerbs. Darunter nur drei Wochen nach ihrer Schienbeinkopf-Fraktur auch Abfahrts-Olympiasiegerin Dominique Gisin (SUI) sowie mit Nummer 54 die nun für Mexiko fahrende Ex-Amerikanerin Sarah Schleper de Gaxiola. US-Star Lindsey Vonn hat die Nummer 31.

Weitere Starterinnen kommen aus Ski-Exotenländern wie Indien, Taipeh, Peru, Libanon, Albanien, Chile, Israel, China, Island usw. Der Nationenaufruf bei der Mannschaftsführersitzung am Mittwochabend dauerte mehrere Minuten.

Disziplin gefordert

Weil sehr viele Nationen am Donnerstag zum ersten Mal am WM-Start sind, bat Skaardal um möglichst viel Disziplin. "Es werden an die tausend Personen auf dem Berg sein. Wenn alle den gleichen Weg hinunter rutschen, ist die Piste kaputt, bevor wir noch begonnen haben", appellierte an ein "Ladies-Agreement".

Skaardal rechnete damit, dass der um 18.15 Uhr MEZ beginnende erste Durchgang, für den Maze-Trainer Valerio Ghirardi als Kurssetzer nominiert worden ist, mindestens zwei Stunden dauern wird. Der zweite Durchgang beginnt vier Stunden nach dem ersten um 22.15 Uhr MEZ.

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