Signale für ein Miteinander im heimischen Tennis

Der Österreichische Tennisverband punktet mit einem neuen Konzept.

Dass an diesem Tag fast alle Österreicher beim größten Jugendturnier ausgeschieden waren, war ungeplante Ironie des Schicksals. Immerhin ging es in Amstetten bei einer Expertenrunde, der auch der KURIER angehörte, am Rande der Spring Bowl um eine bessere Tennis-Zukunft. Vor allem die bessere Ausbildung und Förderung der Jugendlichen war Thema. Freilich, bei den männlichen Profis sieht es derzeit gut aus, Dominic Thiem und Andreas Haider-Maurer sind Top 50, Jürgen und Gerald Melzer auch gut unterwegs. Trist ist die Situation bei den Damen, Tamira Paszek ist als Beste die Nummer 196 der Welt. Die 24-Jährige schlägt derzeit nur überaus erfolglos bei Mini-Turnieren auf.

Wichtiger ist: Was passiert nach Thiem und Paszek? Bei den Mädchen liegt im Nachwuchs nur die 16-jährige Mira Antonitsch, Tochter des ehemaligen Daviscup-Spielers und Tennis-Experten Alex Antonitsch, im positiven Bereich. Bei den Burschen sieht es etwas besser aus.

Aufholbedarf gibt es aber in allen Altersklassen. Über die Aufgabe der Landesverbände, die Jugendlichen unter 14 auszubilden, waren sich alle Diskutanten einig. Eine Kernfrage war jedoch das Fördersystem.

Wolfgang Thiem kritisierte den Tennisverband (ÖTV) scharf: „Vor allem unter Präsident Ronnie Leitgeb, aber auch schon unter dessen Vorgänger Ernst Wolner ist fast alles schiefgelaufen.“ Dies sei auch der Grund für die Daviscup-Diskussionen um seinen Sohn und Bresnik-Schützling Dominic. „Da ging es nicht um persönliche Eitelkeiten. Südstadt-Spieler werden gegenüber besseren externen Spielern bevorzugt, die Besten schafften es aus privaten Initiativen. Eine Schweinerei.“

Robert Groß, seit 1. März im Präsidenten-Amt, will dies alles ändern. „Wir arbeiten an einem Konzept, das die Individualförderung beinhaltet und im Juni präsentiert wird. Das heißt, es werden die Besten gefördert.“

Der Präsident ist auch sonst „für alle Ideen offen“, auch für die Idee von Antonitsch, die besten Kräfte regional (z. B. in der Südstadt für NÖ, Wien und das Burgenland) zu bündeln. Da gab es bei der Diskussion überaus positive Signale.

Wolfgang Thiem und der bei dieser Diskussion entschuldigte Günter Bresnik bieten dem Tennisverband ihre Unterstützung an. „Wir sind bereit, bei einem sinnvollen Konzept mitzumachen. Bresnik ist der beste Trainer im Lande.“ Mit Groß habe es dahingehend schon ein „sehr gutes Gespräch“ gegeben.

ÖTV-Headcoach Michiel Schapers bestätigt: „Es gibt einen Mangel an guten Trainern in Österreich.“ Auch der Niederländer streckte seine Hand zur Zusammenarbeit aus. Für Antonitsch ebenso positiv wie der Schritt zur Individualförderung. „Gut, dass alle an einem Strang ziehen. Denn ganz wichtig sind gute Trainer.“

Wenn es klappt, wird Dominic Thiem auch wieder Daviscup spielen. Und in zehn, 15 Jahren, keine Diskussion mehr notwendig sein. Vorerst sollen aber noch weitere folgen.

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