Siebenkampf: Über Götzis nach London

26 Jahre lang war Sigrid Kirchmann im Siebenkampf das Maß der Dinge gewesen. Der österreichischen, um genau zu sein. 5944 Punkte hatte sich die Bad Ischlerin 1985 erkämpft und damit den heimischen Rekord markiert. Bis zum vergangenen Sonntag: Da kam Ivona Dadic nach Götzis und läutete eine neue Zeitrechnung ein. Mit 5959 Punkten (Rang 23) sorgte die 18-Jährige nicht nur für einen neuen ÖLV-Rekord, sie knackte zugleich das EM- und Olympialimit (5920 bzw. 5950).
Erstmals wird damit – vorbehaltlich der Nominierung – eine Österreicherin im Zeichen der fünf Ringe am Siebenkampf teilnehmen. "Worüber ich mich am meisten freue? Dass ich meine Bestleistung verbessert habe", sagte Dadic, die zum Abschluss die sechstschnellste 800-Meter-Zeit lief. In fünf der sieben Disziplinen erreichte die Polizeisportlerin mit kroatischen Wurzeln persönliche Bestleistungen, über 200 Meter und im Weitsprung qualifizierte sie sich zusätzlich für die Junioren-WM in Barcelona .
"Ich habe mich heute so auf die 800 Meter gefreut. Auf den letzten 50 Metern hatte ich die Zeittafel im Blick und wollte nur noch so schnell wie möglich ins Ziel kommen", erzählt Dadic, die weiß, weshalb die Überraschung möglich war: "Ich habe Spaß am Training und das Ziel vor Augen." Das kann auch Trainer Michael Hager, der sie bei einem Wettkampf der 4. Klasse Volksschule als Siegerin über 60 und 200 m gesehen hatte und zum PSV Wels holte, nur bestätigen: "Mir ist gleich aufgefallen, dass sie sehr vielseitig ist. Aber in Götzis hat sie die Erwartungen bei Weitem übertroffen."
Rekordjagd

Aber nicht nur aus österreichischer Sicht war das Mehrkampfmeeting im Mösle-Stadion von Götzis ein voller Erfolg. 22 Athletinnen hatten an den zwei Tagen bei optimalen Bedingungen mehr als 6000 Punkte erreicht. Eine davon war die Britin Jessica Ennis, die mit der drittbesten Götzis-Leistung aller Zeiten (6906 Punkte) Anwartschaft auf Olympia-Heim-Gold anmeldete. Sie markierte neuen britischen Rekord (zuvor Denise Lewis mit 6831 Punkte) und setzte sich bei ihrem dritten Sieg bei diesem Meeting in Folge mit dem besten Siebenkampf-Punktewert weltweit seit fünf Jahren vor der Russin Tatjana Tschernowa (6774) und der Ukrainerin Ljudmilla Josipenko (6501) durch.
Im Zehnkampf durfte sich Hans van Alphen freuen. Mit belgischem Rekord (8519 Punkte) setzte er sich knapp vor Eelco Sintnicolaas (Nl) und Pascal Behrenbruch (D) durch. Dominik Distelberger meldete sich nach dem Bänderriss im Knöchel als 16. zurück. Der Purgstaller beendete den 1500-m-Lauf zwar nicht, schaffte es mit 6926 Punkten aber in die Wertung. Roland Schwarzl musste nach vier Disziplinen wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel aufgeben. Er wird beim Zehnkampf in Kladno versuchen, die Norm für die Kontinental-Titelkämpfe zu erbringen.
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