Sicherheit bei Olympia verschlingt Unsummen

Zwar waren die Sommerspiele 1972 in München von einem Terroranschlag überschattet worden, doch niemand war bis 9/11 auf die Idee gekommen, dass ein Passagierflugzeug in ein volles Stadion bei einer Olympia-Eröffnungsfeier fliegen könnte. Die olympischen Sicherheitsbudgets stiegen seither extrem an.
So wurden etwa zum Schutz der Winterspiele in Salt Lake City im Februar 2002, des ersten sportlichen Großereignisses nach den Terroranschlägen, weit über 300 Millionen Dollar (244 Mio. Euro), davon 240 Mio. Dollar (195 Mio. Euro) aus der Washingtoner Regierungskasse, ausgegeben - und damit das Vierfache des Sicherheitsbudgets bei den weitaus größeren Sommerspielen von 1996 in Atlanta. Hatte der dortige Bombenanschlag schon zu einer Überarbeitung des Sicherheitspakets für Salt Lake City geführt, wurde nach den 9/11-Terrorakten noch einmal zugelegt. Das Ergebnis war ein laut Experten "perfekter Sicherheitsapparat".
15.000 Polizisten, Soldaten, Nationalgardisten, Feuerwehrleute, Geheimdienstler und Personenschützer des Secret Service waren - zum Teil schwer bewaffnet - im Einsatz. Auf den Straßen der Mormonen-Metropole wimmelte es nur so von Uniformierten. Spezialeinheiten hielten sich in Bereitschaft, Szenarien von Geiselnahmen bis hin zu Angriffen mit biologischen und chemischen Waffen waren im Olympia-Vorfeld wiederholt durchgespielt worden. Das war nicht anders bei den folgenden Olympischen Spielen 2004 in Athen, 2006 in Turin, 2008 in Peking und zuletzt 2010 in Vancouver.
Nur die Summe, die für Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben wurde, stieg stetig an. Die Olympia-Organisatoren in Athen versuchten sich auf "das Unvorstellbare" einzustellen und gaben bereits 615 Mio. Euro zum Schutz der Sommerspiele aus. "Vor dem 11. September 2001 wurden unsere Pläne durch unsere Vorstellungskraft geleitet. Seither haben wir begonnen, uns auf das Undenkbare vorzubereiten", erklärte der damalige Sicherheitsberater Peter Ryan, der diese Aufgabe bereits 2000 in Sydney innegehabt hatte, wobei er in Australien noch mit knapp einem Drittel des Sicherheitsbudgets der Griechen ausgekommen war.
Zuletzt in Vancouver hatte das Sicherheitsbudget für die viel kleineren Winterspiele bereits 900 Mio. Dollar (733 Mio. Euro) und damit das Fünffache der ursprünglich in der Bewerbung geplanten Summe verschlungen. Für London wird nun erstmals die Milliarden-Grenze durchbrochen, sind doch insgesamt 40.000 Polizisten, Soldaten und andere Sicherheitskräfte zum Schutz der vom 27. Juli bis 12. August dauernden Sommerspiele in Großbritannien im Einsatz. Nach Informationen der BBC werden zu den schon fixierten 13.500 Armee-Angehörigen weitere 3.500 Soldaten aus Deutschland nach Hause abkommandiert. Dieser enorme Aufwand hat natürlich seinen Preis, so wurde das Sicherheitsbudget zuletzt mit 1,2 Milliarden Pfund (1,51 Mrd. Euro.) beziffert.
Mit dem immensen Aufgebot wird Olympia 2012 zum bisher größten Einsatz von Sicherheitskräften in Großbritannien in Friedenszeiten. Auch die Besucher der Sommerspiele werden diese extremen Sicherheitsmaßnahmen zu spüren bekommen. Um zu den Sportveranstaltungen zu gelangen, werden die Zuschauer Kontrollen wie am Flughafen über sich ergehen lassen müssen. Allein am Olympiastadion werden rund 400 Metalldetektoren und Röntgengeräte installiert, sagte der Sicherheitsdirektor des Organisationskomitee, Ian Johnston. Ziel sei es aber, die Fans an den 30 Sportstätten nicht länger als 20 Minuten auf den Einlass warten zu lassen.
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