Schwingen: Gipfeltreffen der bösesten Schweizer

Zwei Schwinger kämpfen im Sägemehlring.
Volksfest. Eidgenössische Handgreiflichkeiten.

Der Griff geht gezielt an die Hose. So schreibt es das Schwinger-Reglement vor. Dort muss die Linke „den Gestöss des Gegners“ packen. So nennt man „die Beinabschlüsse der Schwingerhose“. Kampfziel ist es, den Gegner durch einen Schwung mit dem Rücken auf den Boden zu werfen. Und die besten Schwinger werden „die Bösen“ genannt – dabei sind muskelbepackten Hünen selbst nach dem heißesten „Gang“ noch so liebenswürdig, dem Verlierer die Sägespäne vom Rücken zu klopfen. Das hat Tradition.

An diesem Wochenende findet in Burgdorf im Emmental wieder das so genannte Eidgenössische statt. Alle drei Jahre wird der Schweizer Schwingerkönig gekürt – quasi der Böseste der Bösen. Vor den Augen von bis zu 250.000 Gästen. Das Schwingen ist und bleibt ein Amateursport. Die Traditionen reichen bis ins 13. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert brachten ambitionierte Sportlehrer das Schwingen in die Städte. Erst dadurch konnte aus dem Sommerspaß von Hirten und Bauern ein Nationalsport werden.

Stier & Smartphone

Geschwungen wird nie um Geld, sondern um den „Siegermuni“, einen prächtigen Stier und gespendete Naturalien oder Sachwerte (von Kuhglocken bis zu Smartphones). Die Werbeverträge der Schwingerkönige sollen aber durchaus lukrativ sein. Denn wer bis zum Sonntagabend alle anderen aufs Kreuz gelegt hat, ist spätestens am Montag einer der bekanntesten Schweizer und natürlich der berühmteste „Böse“ des Landes.

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