Jukic: "Ich bin vielen ein Dorn im Auge"

Keine zwei Minuten nachdem der Dinko Jukic am Freitag bei den Staatsmeisterschaften im Wiener Stadthallenbad im Vorlauf die 100 Meter Delfin in der Zeit von 51:74 geschwommen war, stand er am Beckenrand und hatte wieder genug Luft, um zu einem zehnminütigen Rundumschlag auszuholen.
Dabei gab die Zeit, die der 25-Jährige zurückgelegt hatte, nicht unbedingt Grund zum Jubel. Mehr als drei Sekunden fehlen Jukic auf den Weltrekord (48:48), allein im Jahr 2014 sind schon 16 Athleten – darunter auch er selbst – schneller über die Distanz geschwommen. Auch die für die Kurzbahn-WM in Doha im Dezember (51:19) nötige Norm verpasste Jukic damit.
"Das Limit habe ich schon über die 100 Meter Lagen. Sobald du ein Limit hast, kannst du alles melden. Insofern ist es wurscht", erklärte Jukic. Dass er in Doha an den Start gehen wird, ist aber nicht anzunehmen. Zu viel Porzellan wurde schon zerschlagen zwischen dem Olympia-Vierten von 2012 und dem Österreichischen Schwimmverband (OSV).
Dicke Luft
Seit Freitag ist die Luft noch dicker. Warum er nicht am Endlauf antreten werde? "Wenn ich sehe, dass im Lauf vor mir der Vizepräsident schwimmt, dann werd’ ich mich vom Finale streichen lassen. Weil den zu schlagen, da könnten schon Probleme auftauchen", fühlt sich Jukic verfolgt. "Ich bin 47 Jahre alt, es ist mein Hobby", sagt Vizepräsident Stefan Opatril. Ob ihn sein Hobby davon abhält, ein guter Funktionär zu sein? "Sicher nicht. Es ist konstruktiv, weil ich dadurch nie vergesse, wie hart es für die Sportler ist."
Da sich Opatril mit sieben Sekunden Rückstand auf Jukic und Platz 28 nach dem Vorlauf ohnehin nicht für den Endlauf qualifizieren konnte, lässt jenen Verdacht aufkommen, den OSV-Präsident Stefan Miklauz ausspricht: "Ich verstehe nicht, warum Jukic provoziert, sein Verhalten ist unverschämt und macht aus allem eine Staatstragödie."
Dass der OSV von seinem kroatischen Klub Primorje den Nachweis der Anmeldung beim kroatischen Verband einholte, sieht Jukic als Affront und meint: "Ich bin vielen ein Dorn im Auge. Und ich freu mich darüber."
Für eine WM-Teilnahme von Jukic fehlt nun noch eine Unterschrift des Athleten unter den Wettkampf- und Entsendungsrichtlinien. In diesen geht es um Verhaltensregeln, wie etwa den Konsum von Alkohol und Nikotin. "Dass solche Richtlinien vor einem Event unterschrieben werden, ist normal. Es gab vor meiner Zeit einige Vorfälle, etwa dass Sportler auf den Zimmern gefeiert haben", sagt Miklauz. Auch von der WM 2009 in Rom sei vor allem die Schlägerei von Markus Rogan in einer Diskothek in Erinnerung.
Forderung
Warum Jukic diese Richtlinien nicht unterschreiben will? "Ich bin bereit, alles zu unterschreiben, wenn der OSV einen professionellen Vertrag mit mir abschließt", fordert Jukic. "Der Verband ist u.a. aufgrund meiner Ergebnisse Vierter im Verbandsranking und kassiert 350.000 Euro Förderung."
Miklauz entgegnet: "Erstens sind es 250.000, und zweitens haben auch andere wie Lisa Zaiser oder Synchronschwimmerin Nadine Brandl ihren Anteil daran." Einen Vertrag fordern diese jedoch nicht, so Miklauz. "Für Dinko Jukic soll es Extrawürste geben? Warum?"
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