70 Jahre Tennis in Kitzbühel

Manchmal darf man auch ein Fest für ein Fest begehen. Die Kitzbüheler Tennisparty wird 70 Jahre alt. Die Größten der Großen waren da, von Rod Laver bis Manuel Orantes, von Pete Sampras über Jim Courier bis hin zu Thomas Muster und natürlich Guillermo Vilas, mit vier Siegen Rekordhalter.
Dem Argentinier gelang es, die Leute zu unterhalten, Boris Becker eher weniger. Als er 1985 nach Kitzbühel kam, tat er dies als frischgebackener Wimbledonsieger. Und wurde nach einer peinlichen Niederlage gegen Senior Perez aus Argentinien mit Sitzkissen und sonstigem Zuschauerzubehör beworfen und mit eher weniger netten Worte bedacht."Ich war damals auch schon als Spieler dabei, aber so ein aufgebrachtes Publikum gab es selten", sagt Turnierboss Alexander Antonitsch, der Kitzbühel auch als Spieler, Kommentator und sonst noch vielerlei beehrt hat. Becker, heute Stimmungsmacher beim Serben Novak Djokovic, kam 1990 noch einmal und dann immerhin ins Viertelfinale.
Geschäftstüchtig
Antonitsch, Baujahr 1966, war in den Siebzigern auch als Juniorenspieler gegenwärtig und erinnert sich an strenge Gepflogenheiten. "Viele Spieler wurden von den feineren Hotels abgewiesen, weil sie zu lange Harre hatten."
Hans Kary hatte damals schon die gleiche Frisur wie heute (nur dunkler), und durfte überall rein. Auch in die Casinos. "Einmal verspielten wir unser ganzes Geld. Deshalb haben wir am Ende schon unsere Rackets auf den Spieltisch gelegt. Natürlich herrschte dann auf dem Platz akuter Schlägermangel." Damals gab es zwar weniger Rackets (zumindest wenn Kary ins Casino ging), aber mehr Weltstars im Alpen-Dorado. " Rod Laver hat mir versichert, dass es das schönste Turnier war, wo er gespielt hat."
Das erste Turnier fand in Kitzbühel allerdings schon 1895 (ohne Kary) statt. Danach wechselte das Turnier seinen Namen, wie die Zuschauerinnen ihre Hüte. Alpenländerpokal und internationale Tennismeisterschaften, Head Cup, Generali Open und nunmehr Bet-at-home-Cup.
Herbert Günther begann 1984 als Kartenkontrolleur und ist heute Präsident des Kitzbüheler Tennisclub, des Veranstalters. Und ein Retter des Turniers. "2009 war das Turnier gestorben, ein Jahr später machten wir ein kleines Challenger", erinnert sich Günther. "Wir hatten ein Riesenminus, die Hoffnung war dahin. Dann gab es einen Anruf der US-Sportfirma Octagon, ob wir eine Lizenz brauchen. Das Lustige, wir mussten uns 24 Stunden später entschließen." Günther überlegte nicht zwei Mal. "Obwohl wir alles neu organisieren mussten."
Nun darf Andreas Haider-Maurer doch aufschlagen in Kitzbühel. Der Waldviertler rutschte als letzter Spieler in den Hauptbewerb und trifft dort ausgerechnet auf Landsmann Gerald Melzer. Der Bruder von Jürgen hatte im Gegensatz zu Haider-Maurer eine Wild Card vom Veranstalter erhalten. Das heißt, ein Österreicher steht schon einmal im Achtelfinale. Der als Nummer fünf gesetzte Dominic Thiem trifft auf einen Qualifikanten und gilt als große Hoffnung der Österreicher.
Routinier Jürgen Melzer trifft bei seinem achten Gastspiel in den Alpen auf den Spanier Pablo Andujar. Der 33-Jährige hat seit Wimbledon nach einer Zehenoperation allerdings nicht mehr gespielt.
Was treiben die Deutschen? Der topgesetzte Philipp Kohlschreiber hat in Runde eins ein Freilos, sein 17-jähriger Landsmann Alexander Zverev trifft auf den Argentinier Diego Schwartzmann, Rastamann Dustin Brown auf den Spanier Pere Riba.
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