Tour de France: Premiere für drei Österreicher

Ein Radfahrer fährt eine kurvenreiche Bergstraße hinauf, während Zuschauer und ein Fotograf die Szene beobachten.
Bernahrd Eisel muss heuer zuschauen, wird von seinem Team "Sky" nicht nominiert.

Routinier Bernhard Eisel hat es nicht ins Sky-Aufgebot geschafft, stattdessen vertreten drei Debütanten Österreichs Farben bei der am Samstag beginnenden Tour de France. Matthias Brändle und Georg Preidler haben bereits Giro d'Italia und Vuelta a Espana absolviert, Marco Haller startet in Utrecht hingegen in seine erste dreiwöchige Rundfahrt. Alle drei haben als Helfer viel Arbeit vor sich.

Brändle wird bei der 102. Auflage der "großen Schleife" noch am ehesten Gelegenheit bekommen, eigene Chancen auf gute Platzierungen zu suchen. Der Ex-Stunden-Weltrekordler aus dem Schweizer IAM-Rennstall hat sich gleich für den Auftakt, ein 13,8-km-Einzelzeitfahren, viel vorgenommen. "An einem Top-Tag und mit guter Fahrt sollte ein Top-Ten-Platz möglich sein", sagte der 25-Jährige, der sich mit Assen wie den Ex-Weltmeistern Fabian Cancellara (SUI) und Tony Martin (GER) sowie Tom Dumoulin (NED) misst.

Helfer

In der Folge soll der Vorarlberger vor allem auf den Flachetappen dem Schweizer Matthias Frank helfen, der in der Gesamtwertung unter die ersten zehn will. Doch Brändle ist auch für sein Gespür bekannt, sich unter Ausreißer zu mischen. "Da habe ich mir in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Wenn ich vom Team die Freigabe bekomme, werde ich schauen, in eine Spitzengruppe zu kommen und versuchen, einen Etappensieg zu holen."

Für die frisch gebackenen Staatsmeister Preidler (Zeitfahren) und Haller (Straßenrennen) sind eigene gute Resultate hingegen wohl Nebensache. Sie haben sich je einen der neun begehrten Teamplätze dank ihrer Dienste für die Chefs gesichert. Preidler soll in der deutschen Equipe Giant-Alpecin den Deutschen John Degenkolb ebenso auf dem Weg zu angepeilten Etappensiegen unterstützen wie Haller im Katjuscha-Trikot den Norweger Alexander Kristoff. Die zwei Stars haben sich jeweils für die Nominierung der Österreicher eingesetzt.

Der Steirer Preidler leistet oft unbeachtet von der Öffentlichkeit wertvolle Arbeit, die von der Teamführung sehr geschätzt wird. "Das Team ist auf mich zugekommen, dass ich statt dem Giro heuer die Tour fahren soll. Das ist ein Traum", betonte der 25-Jährige. Vor fünf Jahren hätte er das nie für möglich gehalten. "Da habe ich nebenbei studiert und mein Ziel war die Österreich-Rundfahrt."

Am Samstag steht er als einer von knapp 200 Profis am Start des bedeutendsten Etappenrennens. Preidler will nach mehr als 3.600 Kilometern sturzfrei das Ziel in Paris erreichen und Erfolgserlebnisse genießen. "Ein oder zwei Etappensiege unseres Teams wären toll", meinte der gebürtige Grazer.

Der Allrounder hat selbst großes Potenzial, auch wenn es bisher nicht mit einem wichtigen internationalen Sieg geklappt hat (7. Platz Giro-Bergetappe 2014). Preidler, dessen Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängert wurde, will aber künftig auch eigene Chancen wahrnehmen. "Ich weiß, dass ich es draufhabe, irgendwann wird es aufgehen. Wenn ich erst mit 30 Jahren die erste Etappe gewinne, passt das auch."

Haller hat sich in seinem vierten Profijahr zu einem der wichtigsten Vorbereiter der Erfolge Kristoffs entwickelt. 18 Siege hat der 27-jährige Norsker heuer schon gefeiert und er weiß, was er am Kärntner hat. "Er vertraut auf mich", sagte Haller, der trotz zahlreicher Einsätze mental immer noch frisch ist. "Ich bin jung und hungrig und außerdem macht es in so einer Saison besonders viel Spaß", erklärte der 24-Jährige gegenüber der APA.

Zunächst vor allem als Sprinter eingesetzt (Etappensieg bei der zur WorldTour zählenden Peking-Rundfahrt 2012), hat sich Haller entwickelt. "Ich bin sicher ein kompletterer Fahrer geworden und habe heuer einen weiteren Schritt nach vorne gemacht", betonte der am Sonntag in Güssing bei den Staatsmeisterschaften als Solist erfolgreiche Profi.

Für die Premiere, für die ihm sein Trainingspartner Eisel wertvolle Tipps mitgab, setzt sich der Radprofi aus St. Veit nicht unter Druck. "Ich nehme es step by step." Nach 21 Etappen nach Paris zu kommen sei ein Ziel. "Aber wichtiger ist es für unser Team, dass wir eine oder zwei Etappen gewinnen."

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