Prozess gegen ÖSV-Mitglieder in Turin

Der Turiner Staatsanwalt Gianfranco Colace, der den Doping-Prozess gegen ÖSV-Mitglieder vor dem Gericht in Susa im norditalienischen Piemont führt, ist von der Verantwortung von neun der zehn Angeklagten im Verfahren überzeugt.

"Die Beweise sind vorhanden. Wir sind von der Arbeit überzeugt, die wir geleistet haben. Wir warten auf das Urteil", sagte Colace im Gespräch mit der APA.

In seinem Schlussplädoyer hat Colace für neun der zehn Angeklagten Haftstrafen zwischen zwei und drei Jahren beantragt. Im Fall einer Verurteilung der Angeklagten könnten diese Einspruch einlegen, womit es zu einer Berufungsverhandlung kommen würde. "In diesem Fall ist eine Verjährung möglich. Das Verfahren ist im August 2013 verjährt", warnte Colace. Laut den Verteidigern ist absolut ausgeschlossen, dass ein Angeklagter im Falle einer Verurteilung eine Haftstrafe antreten muss.

Walter Mayer, ehemaliger Sportlicher Leiter des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), Markus Gandler, damaliger Sportdirektor im ÖSV, ÖSV-Präsident Peter Schröcknadel, der ehemalige ÖSV-Langlauf-Cheftrainer Emil Hoch und der Sportmediziner Peter Baumgartl sollen laut den Turiner Staatsanwälten zu je drei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 40.000 Euro verurteilt werden. Ihnen wird Mitverschulden angelastet, weil sie angeblich Dopingpraktiken begünstigt haben sollen.

Für die Ex-Langläufer Martin Tauber und Jürgen Pinter, sowie die Ex-Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann forderten die Staatsanwälte je zwei Jahre Haft und eine Geldstrafe von 25.000 Euro. Die Position des Langläufers Johannes Eder wurde ausgeklammert, weil er im Jahr 2009 bei Beginn des Verfahrens durch seinen Verteidiger einen Antrag auf Strafzumessung gestellt hatte. In seinem Fall wird es zu einem von den anderen Angeklagten getrennten Urteil kommen.

In Susa werden seit 2009 mutmaßliche Doping-Vorgehen von ÖSV-Athleten und -Funktionären aufgearbeitet. Bei den Winterspielen 2006 hatten italienische Carabinieri auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Turin die Privatquartiere der ÖSV-Langläufer und -Biathleten durchsucht und Hinweise auf verbotene Praktiken und Substanzen gefunden.

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