Prominenter Basketball-Nachwuchs in Wien

Bayern München kommt nach
Wien. Der Fußball-Fan ist schockiert: Wie konnte ihm das entgehen?
Nein, nicht Ribéry, Robben und Co. sind im Anmarsch, sondern die Kollegen aus der Basketballsparte. Der Münchner Traditionsklub hat sich nämlich längst nicht nur auf dem Rasen einen Namen gemacht: Seit dieser Saison werfen die Bayern in der ersten deutschen Liga ihre Körbe.
Natürlich ist es kein Zufall, der die Nachbarn dieser Tage in die Bundeshauptstadt führt – es ist die Jugendarbeit. Am Wochenende findet das erste internationale U14-Turnier der Vienna DC Timberwolves statt. Der Sportevent ist Teil der Kooperation zwischen der bayerischen Basketballabteilung und den Timberwolves, die seit dem vergangenen Sommer gewachsen ist. Ab 14.00 Uhr am Samstag (RH Kagran) und 10.00 Uhr am Sonntag (Multiversum Schwechat) sind außerdem die Korbjäger von GIM Basket (Pol) und Inter Bratislava zu Gast in Wien.
Kein Aufstieg

Die Unterschiede zwischen dem deutschen Profiverein und dem österreichischen Zweitligisten sind groß:
Bayern München ist in der vergangenen Saison in der zweiten Liga Meister geworden und in die erste Spielklasse aufgestiegen.
Die Wiener Nachwuchsschmiede vertritt ein anderes Konzept: "Wenn wir Meister werden, steigen wir nicht auf", sagt Timberwolves-Präsident Horak, der vor zwei Jahren bereits unter Beweis gestellt hat, dass es sich dabei nicht um leere Worte handelt. Der Klub aus der Donaustadt beendete die Saison 2009/2010 in der zweiten Basketball Bundesliga auf Platz eins, verzichtete aber freiwillig auf die Teilnahme in der höchsten Spielklasse (ABL).
Hat Herr Horak das Prinzip des Leistungssports etwa nicht verstanden? – "Doch natürlich. Wir haben uns auch sehr gefreut und ein Fest gefeiert." Aber? "Wer in der ABL mitspielen möchte, muss ein Budget von 250.000 Euro nachweisen und kommt ohne Legionäre nicht weiter. Wir konzentrieren uns lieber auf die Nachwuchsarbeit und lassen junge Talente spielen."
Auch finanziell spielen die beiden Klubs in anderen Ligen. Was soll der Riese also vom Zwerg aus der Bundeshauptstadt lernen? "In Sachen Professionalität wollten sich die Bayern an unserer Nachwuchsarbeit orientieren", sagt Wolfgang Horak nicht ohne Stolz. Beim Gedanken an Österreichs Basketball-Szene hingegen bildet sich aber eine Sorgenfalte auf der Stirn des 56-jährigen Präsidenten. "Basketball ist ein sehr urbaner Sport, der in
Wien leider noch nicht angekommen ist."
Nachwuchssorgen
Der österreichischen Basketballszene mangelt es an Nachwuchs. "Wir haben an der Basis zu wenige Spieler. Da bleiben am Ende nicht viele über, die es bis an die Spitze schaffen können", sagt Teamchef Neno Asceric, dem für die Nationalmannschaft im Schnitt nicht mehr als 25 bis 30 Spieler zur Verfügung stehen. "Es müssten aber 50 bis 60 sein."
Der gebürtige Serbe begrüßt die Arbeit der Timberwolves, die sich seit 10 Jahren für den Nachwuchs einsetzen: "
Wolfgang ist ein Freund und Enthusiast, ich finde das sehr positiv, was er macht", sagt der Teamchef über den Leitwolf, der sich dem Basketball-Nachwuchs rein ehrenamtlich widmet. Im Hauptberuf ist Horak Manager bei einem Computerhersteller.
Erfolgs-Bilanz
Die Erfolge geben dem Idealisten Horak Recht: Sieben Timberwolves haben in der letzten Saison den Sprung in die höchste österreichische Spielklasse (ABL) geschafft. Alle fünf Nachwuchsmeistertitel gingen im vergangen Jahr auf das Konto des Wiener Klubs. Und auch heuer setzte sich der Erfolg fort: In der Regionalliga sicherten sich die Timberwolves in der vergangenen Woche wieder zwei Titel (U14 und U18).
Seit Herbst 2010 gibt es für junge Basketballer in Wien die Möglichkeit Sport und Schule zu verbinden. Zusammen mit den
Vienna Vikings (American Football) und Austria Wien (Fußball) wurde ein ballsportübergreifendes Leistungszentrum ins Leben gerufen (ORG 10 Wendstattgasse). Ab Herbst 2012 soll in der Hauptstadt außerdem eine neue Halle zur Verfügung stehen, in der nicht nur Spiele absolviert werden können, sondern auch Trainingsbetrieb abgehalten werden kann.
Damit ist Wolfgang Horak seinem großen Ziel bereits näher gekommen: "In zehn Jahren sollen die Timberwolves für ihre Nachwuchsarbeit von den großen Basketball-Nationen ernst genommen werden. Das ist der erste Schritt, um auch aus Wien eine Basketball-Metropole zu machen."
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