Pro & Contra
Endlich wieder ein Held sein
Wer soll etwas gegen die Pickerl-Sammlerei haben? Vor allem: Was? Befriedet sie doch schmerzlos das verbliebene Kind in uns –
Sammeleifer, freundschaftlicher Wettkampf, Freude am Unnützen. Das Konzept bietet keine Angriffsfläche: Die Pickerln sind zu billig, als dass die Gattin sich ärgert. Das Album ist zu platzsparend, als dass Familienrat gehalten werden müsste. Der Zeitaufwand ist zu gering, als dass jemand Zweisamkeitsdefizit-Beschwerde einlegen könnte.
Während die großen kindlichen Ideen – Bauernhaus renovieren, Samuraischwerter sammeln – an großen Einwänden scheitern, gibt ein Panini-Album nur Anlass zum Milde-Lächeln.
Dazu kommt die herrliche Passivität des Wettstreits. Musste man früher laufen, Tore schießen oder zumindest von der Couch aufstehen, um zu siegen, reichen nun Daumen und Zeigefinger zum Öffnen, Abziehen, Picken.
Und wer die meisten Doppelten hat, ist endlich wieder ein Held.
Axel Halbhuber
Mehr, schneller, Erster voll
Wer soll etwas an der Pickerl-Sammlerei finden? Vor allem: Was? Befriedet sie das verbliebene Kind in den Wettklebern oder schürt sie nur den olympischen (äh: europameisterlichen) Kampf "mehr, schneller, Erster voll"? Das Konzept bietet Angriffsfläche: Die Pickerln sind – lässt man sich vom Einzelpreis nicht täuschen, und behält das viele Ganze im Auge – so teuer, dass sich der Familien-Budget-Wächter ärgert (leicht 120 €). Gut, ein Album ist platzsparend, doch was ist mit den 20, die seit der Fußball-WM 1970 im Regal verstauben? Der Zeitaufwand ist – Tauschbörsen-Besuche und panische Urgenz-eMails an den Panini-Verlag eingerechnet – nicht so gering, wie uns Kleber-Süchtige glauben machen wollen.
Das Abturnendste aber: Das Album wird nur dann ganz voll, wenn auch jenes bräunliche Getränk eines Konzerns gekauft wird, der Pickerl-Nepp-Partner ist. Also: Kein Milde-Lächeln für die, die auf der Couch picken und mit Daumen und Zeigefinger Panini-Pickerln manipulieren.
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