Phelps gegen Lochte überstrahlt Schwimmbewerbe

Die Schwimmer Michael Phelps und Ryan Lochte bei den Olympischen Spielen 2012.
Auf so hohem sportlichen Niveau sind die beiden noch nie aufeinandergetroffen.

Michael Phelps und Ryan Lochte werden sich in den olympischen Schwimmbewerben einen US-internen und auch internationalen Giganten-Gipfel liefern. Der Sieger dieses Duells hat beste Chancen, am Samstag nächster Woche (4. August) als Superstar der London-Entscheidungen aus dem Aquatic Centre zu marschieren.

Phelps und Lochte werden über 200 und 400 m Lagen aufeinandertreffen, das werden zwei ganz große Höhepunkte der achttägigen Schwimm-Titelkämpfe. Phelps wird voraussichtlich auf sieben Bewerbe kommen, Lochte nur auf sechs. Bei seinem lange angekündigten Abschied von der Schwimm-Bühne wird Phelps den Nimbus als Bester seines Fachs dennoch hart verteidigen müssen. Denn nach fünfmal Phelps (2003,04,06,07,08) hieß der Weltschwimmer in den vergangenen drei Jahren Lochte.

Besonders bitter waren für den 14-fachen Olympiasieger die Niederlagen bei der Shanghai-WM vor einem Jahr über 200 m und 400 m Lagen. Also exakt auf den Strecken, auf denen die beiden nun erneut Bahn an Bahn schwimmen werden. Für Lochte waren diese Triumphe der Steigbügel zum erfolgreichsten WM-Teilnehmer, fünf Gold- und eine Bronze-Medaille brachte er aus China heim. Für Phelps aber war es ein Weckruf zur rechten Zeit, das ermöglicht nun den absoluten "Showdown".

Zweifellos geht trotz allem Phelps als leichter Favorit in die sportliche Auseinandersetzung. Während der 27-Jährige der erfolgreichste Olympionike überhaupt ist und in Peking 2008 mit acht Titelgewinnen seinen legendären Landsmann Mark Spitz überflügelt hat, hält Lochte "nur" bei drei Gold-, einer Silber- und zwei Bronze-Medaillen. Ein Grund für Phelps' Rückfall hinter Lochte liegt auch darin, dass er sich nach den Peking-Spielen erst langsam aus einem Motivationsloch heraushanteln musste.

Im Vorjahr in Shanghai war der berühmteste Bürger von Baltimore nicht auf der vollen Höhe, diesmal sollte er es sein. Lochte weiß das und soll daher im vergangenen Jahr entgegen seinen Gewohnheiten auf Fast Food verzichtet haben. Der noch bis 3. August ebenfalls 27-Jährige weiß, dass er gegen einen Phelps auf dessen bestem Niveau allein mit seinem Talent nicht mehr reüssieren kann. Die vergangenen Wochen haben beide gemeinsam in Trainingscamps verbracht, zuletzt in Vichy in Frankreich.

Lochte gilt auch als vielleicht nicht ganz so intelligent wie Phelps, was im Schwimmen aber durchaus kein Nachteil sein muss. Wenn man sich in diesem Sport Länge für Länge zu viele Gedanken macht, bremst das. Wie auch immer, Lochtes weitere Einzelstrecken sind 200 m Rücken und 200 m Kraul. Auf letztere hat Phelps verzichtet. Stattdessen tritt der 27-fache Weltmeister noch über 100 und 200 m Delfin an. Zudem ist Phelps für alle drei Staffeln eingeplant, Lochte für zwei.

Beide legen in Interviews aber großen Wert darauf, dass sie bei den Entscheidungen nicht alleine im Becken sein werden. Österreichs Hoffnung Dinko Jukic etwa glaubt sogar, dass der Japaner Takeshi Matsuda Phelps Gold über 200 m Delfin streitig machen kann. Bei der Shanghai-WM hat der Asiate nur 67/100 hinter dem Favoriten Silber geholt. Vor allem könnte jedoch eine Landsfrau Phelps und Lochte die Position als erfolgreichster Schwimmer der London-Spiele streitig machen.

Missy Franklin ist eine, wie es Phelps vor zwölf Jahren war, als er als 15-Jähriger in Sydney bereits Olympia-Fünfter über 200 m Delfin geworden ist. Franklin ist aktuell 17 Jahre alt, doch schon in Shanghai räumte sie mit drei Gold- und einer Silbermedaille ab, wurde prompt auch zur Weltschwimmerin 2011 gekürt. Nun könnte sie als erste US-Athletin bei einem Olympia-Event sieben Medaillen holen. Die Schülerin wird über 100 und 200 m Rücken und Kraul sowie in allen drei Staffeln antreten.

Ebenfalls für Schlagzeilen könnten der chinesische 1.500-m-Weltrekordler Sun Yang und Kosuke Kitajima sorgen. Der Japaner geht nach 2004 und 2008 auf sein drittes Bruststrecken-Double in Folge los. Ein ganz großer Knüller sollten auch die 200 m Kraul werden, selbst ohne Phelps. Doch das Finale u.a. mit Lochte, dem Deutschen Paul Biedermann und dem Franzosen Yannick Agnel wird wohl dennoch eine Traumbesetzung haben.

Kommentare