Paralympioniken fassten ihre London-Kleidung aus

Zwei Männer posieren lächelnd vor einem Banner der Paralympics London 2012.
Eine knappe Woche nach den ÖOC-Athleten für die Olympia haben am Freitag die 32 für die Paralympics nominierten Aktiven ihre Einkleidung erhalten.

Im Vortragssaal der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) im 20. Wiener Gemeindebezirk war der Rahmen zwar kleiner als vergangenes Wochenende im Hotel Marriott, doch die Ausstattung für London ist für die Behindertensportler genauso umfangreich.

55 Teile umfasst daher das für jeden Sportler vorgesehene Paket. Als erster der vom Österreichischen Paralympischen Komitee (ÖPC) nominierten Sportler ist Bil Marinkovic zur Einkleidung gekommen, es sind seine vierten Spiele. 2004 in Athen landete der vollblinde Wiener mit Gold im Speerwurf seinen bisher größten Erfolg. Diese Disziplin steht diesmal nicht auf dem Programm, Marinkovic tritt nun mit dem Diskus und der Kugel an.

"Die Karten werden neu gemischt", sagte der 38-Jährige der APA - Austria Presse Agentur. "Dass der Speerwurf nicht dabei ist, hat sportpolitische Gründe." Nachdem Marinkovic bis 2002 auch im Fünfkampf aktiv gewesen war und 2000 in Sydney Paralympics-Sechster sowie 2002 WM-Dritter geworden war, nahm er 2011 die Kugel zu seinen Sportgeräten dazu. WM-Gold und EM-Silber ist die seither beachtliche Ausbeute.

Allzu großen Optimismus hat der Routinier in diesem Bewerb für London aber nicht. "Eine gute Platzierung zu erreichen, wird schwierig, da die stark Sehbehinderten mit dem Vollblinden in einer Klasse sind", erläuterte er. Beim Diskus sind die Vollblinden (Klasse F11) unter sich und Marinkovics Hoffnung daher größer. Seine Trainer Gregor Högler und Karl Kratzl werden nicht in London dabei sein, dafür mit Karl Mayr sein erster Coach.

Während Marinkovic die verbleibenden Wochen bis zu den für 29. August bis 9. September angesetzten Paralympics am Wiener Cricket-Platz trainieren wird, geht es für Helmut Winterleitner am Sonntag in ein fünftägiges Trainingslager im Waldviertel. In Raabs an der Thaya wird der nach einem Schädelhirntrauma im Behinderten-Radsport in der Klasse TC2 aktive Niederösterreicher mit seinem Dreirad speziell an der Kurventechnik arbeiten.

Betreut wird der 46-Jährige von Alfred Kaiblinger, von 1996 bis 2004 als unterschenkelamputierter Radsportler selbst dreifacher Paralympics-Teilnehmer. Der Tullner wird mit seinem Schützling auch noch die neue elektronische Schaltung am Rad testen. "Mit der wird er es einfacher haben", sagte Kaiblinger. Die Betreuung von Winterleitner hat er 2006 übernommen und ihn 2008 in Peking zum fünften Platz im Zeitfahren geführt.

Später folgte WM-Bronze, doch in London wird es schwieriger. Denn in Winterleitners Disziplinen Zeitfahren und Straße fahren alle Klassen sowie Damen und Herren in einem Rennen. "Es gibt auch nur einen Satz an Medaillen", gab Kaiblinger an. Die Zeiten der diversen Klassen und Geschlechter werden nach einem Handicap-System verglichen. Gefahren wird auf dem Formel-1-Kurs in Brands Hatch, rund 70 km von London entfernt.

Während die Radsportler im ÖPC-Team eher individuell trainieren, gibt es etwa für Schwimmer und Tischtennisspieler noch Trainingslager. Die Vereidigung des ÖPC-Teams durch Bundespräsident Heinz Fischer ist für 16. August geplant, er wird auch bei der Eröffnung der Spiele dabei sein. "Das wird das erste Mal sein, dass ein österreichischer Bundespräsident daran teilnimmt", berichtete ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat erfreut.

Um das Staatsoberhaupt auch bei der Eröffnung des Österreich-Hauses dabei zu haben, wird diese erst am Morgen nach der Paralympics-Eröffnung erfolgen. Rauch-Kallat wird schon am Olympia-Finalwochenende (10.-12. August) dort sein. "Es geht um die Übergabe, auch der Restbestände." Auf eine Medaillenprognose wollte sich die Politikerin nicht festlegen. "Wir haben medaillenverdächtige Sportler", umriss sie die Ausgangslage.

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