Dreister Betrug bei Dopingtest in Rio

Ferguson Rotich: In seinem Namen wurde eine Dopingprobe abgegeben.
Ein kenianischer Trainer gab im Namen eines Sportlers eine Dopingprobe ab.

Kenias Leichtathleten droht nach der zweiten Doping-Affäre bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro Ungemach. Nach einem Betrugsversuch bei einer Doping-Kontrolle im Olympischen Dorf hat Kenia einen Trainer nach Hause geschickt. Das Internationale Olympische Komitee teilte am Donnerstag mit, umgehend eine Disziplinarkommission einzurichten, um den Fall zu untersuchen.

Ein kenianischer Funktionär hatte mitgeteilt, dass der frühere Sprinter und heutige Coach, John Anzrah, im Olympischen Dorf eine Urin-Probe unter dem Namen des 800-Meter-Läufers Ferguson Rotich abgegeben habe. Dies sei der Teamleitung Kenias von den Doping-Kontrolleuren berichtet worden.

Der Weltverband (IAAF) hat das IOC um Informationen über den Fall ersucht, um eigene Untersuchungen anzustrengen, teilte ein IAAF-Sprecher mit. "Abhängig von den Ergebnissen der Untersuchung und den darauf folgenden Maßnahmen des IOC wird die IAAF eine Bewertung vornehmen", hieß es in einer IAAF-Erklärung.

Dreister Versuch

"Er (Anzrah) ist zur Doping-Kontrollstation gegangen und hat sich als Ferguson Rotich ausgegeben, die Probe abgegeben und unterschrieben", erklärte Kenias Chef de Mission Stephan Arap Soi. "Er war im Besitz der Akkreditierung des Athleten, der auf der Liste für die Trainingskontrollen der Welt-Anti-Doping-Agentur stand." Ferguson Rotich war 2015 in Peking WM-Vierter über 800 Meter geworden.

Vier Tage zuvor war der kenianische Leichtathletik-Delegationschef Michael Rotich von den Rio-Spielen abgezogen worden. Er soll gegen Geldzahlungen Sportler seines Landes über anstehende Doping-Tests informiert haben. Medienberichten zufolge soll er bei seiner Rückkehr am Flughafen von Nairobi festgenommen worden sein.

Kenia steht beim IOC nach zahlreichen Doping-Vergehen bereits seit längerer Zeit unter besonderer Beobachtung. Bei der Ankündigung der vom IOC aufgelegten mehr als 2.000 Doping-Zielkontrollen vor den Rio-Spielen wurde ungewöhnlicherweise vorher darauf hingewiesen, dass besonders Athleten aus Kenia und Russland ins Visier genommen werden.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur hatte vor den Sommerspielen in Brasilien viel Druck auf das afrikanische Land ausgeübt, ein Anti-Doping-Gesetz und ein funktionierendes Kontrollsystem zu schaffen. Das Gesetz wurde wenige Wochen vor Olympia-Beginn verabschiedet. In der Folge nahm die WADA Kenia von der Liste der Ländern, deren Doping-Bekämpfung konform mit den Regeln der WADA sind.

Kenia gilt als große Läufer-Nation. Die Leichtathleten des Landes gewannen bei der WM 2015 in Peking die meisten Medaillen. In einer Reihe von Fernsehberichten der ARD wurden immer wieder Vorwürfe erhoben, dass in Kenia Doping-Mittel leicht zugänglich sind und es eine erhebliche Mentalität des Sportbetrugs geben soll.

IOC-Mitglied Richard Pound forderte zuletzt eine ähnliche Untersuchung in Kenia, wie er sie in der russischen Leichtathletik angestellt hatte. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass in dieser Sportart flächendeckend und systematisch gedopt wurde. Russlands Leichtathleten wurden daraufhin von den Sommerspielen ausgeschlossen.

Die bulgarische Hindernisläuferin Silvia Danekowa ist bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro positiv auf EPO getestet worden sein. Die 33-Jährige bestätigte entsprechende Berichte vom Donnerstag. "Wir haben erfahren, dass mein vierter hier durchgeführter Test positiv verlaufen ist. Das ist ein unglaublicher Schock für mich", betonte Danekowa, die sich keiner Schuld bewusst ist.

Sowohl A- als auch B-Probe verliefen positiv. Die Athletin glaubt, dass das im Spitzensport für Blutdoping-Effekte missbrauchte Hormon Erythropoetin (EPO) in einem verunreinigten Nahrungsergänzungsmittel enthalten gewesen sein könnte. Bulgariens Leichtathletik hatte zuletzt mit einer Serie von Dopingfällen zu kämpfen, das bulgarische Gewichtheber-Team wurde wegen zu vieler Dopingfälle gar nicht erst zu den Spielen in Rio zugelassen.

Dem Fernsehsender bTV sagte Danekowa am Freitag, sie werde ihre Karriere beenden. Das bulgarische Sportministerium verurteilte indes das Verhalten der 33-Jährigen, der eine vierjährige Sperre wegen EPO-Dopings droht. "Es ist unzulässig, dass das Image Bulgariens auf diese Weise zerstört und der gesamte bulgarischen Sport dadurch befleckt wird", hieß es in einer Erklärung vom Freitag.

Die chinesische Olympia-Schwimmerin Chen Xinyi ist positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden. Wie Chinas staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag unter Berufung auf den chinesischen Schwimmverband (CSA) berichtete, sei die A-Probe nach einem Test am 7. August positiv ausgefallen. Die 18-Jährige werde demnach die Öffnung der B-Probe beantragen.

Chen war in dieser Woche Chinas beste Schwimmerin im Delfin-Rennen über 100 Meter, in dem sie den vierten Platz belegt hatte. Weitere Details zu der Dopingprobe wurden zunächst nicht bekannt. Chen Xinji sollte in Rio auch noch über die 50 Meter Kraul starten.

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