120.000 Euro für Problemfall Dinko Jukic

Sieben Medaillen nahmen Österreichs Sommersportler noch bei den Olympischen Spielen 2004 aus Athen mit, nur noch drei waren es vier Jahre später in Peking – ehe der österreichische Sommersport 2012 in London eine Bankrotterklärung abgab.
Null. Niente. Nicht ein Gramm Edelmetall gab es zu bejubeln. Damit sich das Desaster vier Jahre später in Brasilien nicht wiederholt, wurde das Projekt "Rio 2016" ins Leben gerufen. Insgesamt 20 Millionen Euro sollen bis zu den Olympischen Spielen an auserwählte Athleten ausgeschüttet werden. Derzeit umfasst der Kader 39 Sportler, darunter zwölf Paralympics-Teilnehmer und sieben Mannschaften.
Das Sportministerium bewahrt bei der Ausschüttung der Gelder Transparenz. Ein paar Klicks im Internet (www.sportministerium.at) verraten exakt, wer wie viel bekommt. An oberster Stelle steht ausgerechnet jener Sportler, der polarisiert wie kein Zweiter: Dinko Jukic.

Ultimatum
Deshalb setzte der Schwimmverband (OSV) dem 25-Jährigen jetzt eine Deadline – bis Ende Oktober soll er die Distanz unter 1:56,68 Minuten bewältigen. Jukic selbst spekuliert damit, seiner Pflicht nicht nachzukommen und aus dem Projekt zu fliegen: "Das 'Team Rio' ist ein flüssiger Kader, heißt es. Also kann man jederzeit rein und raus". Wie schon in der Vergangenheit fühlt sich der Schwimmer ungerecht behandelt und will auf eigene Faust nach Rio. "Der OSV kann mich an diesem Vorhaben im Zusammenspiel mit der NADA nicht hindern".
Die Frage, ob es sinnvoll ist, in einen Athleten zu investieren der ständig gegen den Strom schwimmt, muss Rio-Projektkoordinator Peter Schröcksnadel beantworten. Dieser will am Samstag im Rahmen des "Tag des Sports" (Wiener Heldenplatz, 10 bis 19 Uhr) eine erste Bilanz über das Projekt ziehen. Vor einer Woche sagte der Chef des Ski-Verbandes: "Jeder fliegt raus, der keine Leistung bringt, das wird ganz knallhart gemacht."
Auch Sportminister Gerald Klug bezog bereits Stellung zur Causa. "Jukic hat am Start des Projekts deutlich signalisiert, dass er förderwürdig sei. Auch er unterliegt wie jeder andere dem Leistungsprinzip", meinte er.
Insgesamt werden 2014 rund 4,2 Millionen Euro ausgeschüttet. Der größte Teil davon wurde für Reisekosten zu Wettbewerben oder Trainingsstätten aufgewendet (2,3 Millionen Euro). Für die individuelle Betreuung durch Spezialtrainer wird mit 825.000 Euro das zweitmeiste Geld ausgegeben.
Starke Segler
Den größten Anteil des Gesamtbudgets erhalten die Segler. Mit einer Million Euro bekommt keine andere Sportart Mittel in vergleichbarer Höhe. Eine nachvollziehbare Entscheidung, denn in der Vergangenheit holte Österreich schon sieben Segel-Medaillen bei Olympia, davon alleine drei vor zehn Jahren in Athen. In Peking und London ging man aber leer aus. Derzeit zeigen die Segler bei der Weltmeisterschaft im Atlantik, dass der Wind für Rio gut steht.
Ein anderes Problem hat Stefanie Schwaiger. Nach dem überraschenden Rücktritt ihrer Schwester Doris musste sie sich die Beachvolleyballerin eine neue Partnerin suchen. Der Versuch mit Lisa Chukwuma ein neues Duo zu bilden, schlug fehl. Deshalb springt Barbara Hansel ein, die gestern ihren 31. Geburtstag feierte. Bitter: Für die Schwaiger-Sisters waren 136.600 Euro aus dem Fördertopf eingeplant. Ob das neue Gespann diesen Vertrauensvorschuss rechtfertigen kann, wird die Zukunft zeigen.
Kommentare