ÖTTV-Team wuchs bei Olympia nicht über sich hinaus

Tischtennisspieler der österreichischen Mannschaft während einer Spielpause.
Österreichs Tischtennisspieler sind bei den Olympischen Spielen nicht über sich hinausgewachsen.

Das ÖTTV-Sextett hat im Londoner ExCeL-Center fast durchwegs die nach Papierform machbaren Siege eingefahren, als Außenseiter gingen sie jedoch beinahe immer als Verlierer von der Platte. Daher war nicht mehr als ein Achtelfinale im Einzel sowie Platz fünf im Herren-Teambewerb möglich.

Das ist im Vergleich zu Peking 2008 ein gewisser Rückschritt. Damals waren Werner Schlager, Chen Weixing und Robert Gardos im Mannschaftsbewerb Vierte geworden, hatten die Begegnung um Bronze erreicht. Diesmal wurde das Trio am Sonntag von Deutschland unsanft aus den Medaillenträumen gerissen, es reichte gerade einmal für einen Satzgewinn. Schlager sah es realistisch: "Es war trotzdem eine sehr gute Mannschaftsleistung", meinte der Weltmeister von 2003 nach Platz fünf auch in Erinnerung an das 3:0 gegen Ägypten.

Der 39-Jährige zog nach seinen fünften Spielen eine persönliche Olympia-Bilanz: "Ich war dreimal Fünfter und einmal Vierter, damit kann ich zufrieden sein." Eine Teilnahme in Rio 2016 wollte der Familienvater jedoch im Gegensatz zu einem im Mai geführten APA-Interview nicht ganz ausschließen. "Die Frage ist, bin ich dann noch leistungsfähig? Spiele ich noch? Dass ich mich über die Weltrangliste qualifizieren könnte, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Das wird sich alles ergeben."

Auch für den 40-jährigen Chen könnte es das letzte Olympia gewesen sein. Der Verteidiger kann sich bei seinen dritten Spielen nicht viel vorwerfen, immerhin hat er erstmals das Einzel-Achtelfinale erreicht. Dabei sorgte er mit einem 4:0 über den als Nummer 14 gesetzt gewesenen Franzosen Adrien Mattenet für eine starke Vorstellung. Im Team gewann er sein Match gegen Ägypten, gegen die Deutschen kam er nur im Doppel zum Einsatz und konnte da nicht mehr viel bewegen.

Weniger wahrscheinlich sein letztes Olympia-Turnier war es für Robert Gardos. Der 33-Jährige trainierte fast wie besessen, obwohl er nur ein Team-Ticket hatte. Wie Chen im Einzel-Achtelfinale unterlag der Tiroler in seiner einzigen bestrittenen Einzel-Partie dem Einzel-"Bronzenen" Dimitrij Ovtcharov. "Ich hätte schon gegen Ägypten Einzel spielen müssen", leistete Gardos dann etwas Kritik. "Dann wäre ich gegen Ovtcharov mit einem ganz anderen Gefühl in die Partie gegangen."

Der Chartres-Legionär nimmt aber zumindest aus der intensiven Vorbereitung Positives mit, spürt eine Steigerung in seinem Spiel. Daher gibt es für ihn und Chen nach den Spielen keinen Urlaub, sie bestreiten vom 22. bis 26. August in Suzhou die China Open. "Ich habe so viel für meine Form gearbeitet", sagte Gardos. "Es wäre schade, wenn es nur für das eine Olympia-Match gewesen wäre." Chen sieht das ähnlich, als gebürtiger Chinese ist dieses Turnier für ihn aber ohnehin Pflicht.

Bei den Damen konnten in Einzelrunde drei Liu Jia gegen die Südkoreanerin Kim Kyung-ah und Li Qiangbing gegen die Japanerin Kasumi Ishikawa keine Extraleistung abrufen, so war gegen die Nummern drei und vier des Turniers nicht viel zu holen. Die Leistung im Team der beiden war für eine Überraschung gegen Hongkong zu wenig.

Sehr positiv ist der 3:0-Sieg von Amelie Solja bei ihrem Nationalteam-Debüt gegen die Weltranglisten-20. Jiang Huajun zu vermerken. Die 21-Jährige übertraf die Erwartungen und präsentierte sich mit einer Topeinstellung. Seit die gebürtige Deutsche im April die Olympia-Qualifikation geschafft hatte, nahm sie zwölf Kilogramm ab und steigerte auch ihr Spielniveau beträchtlich. Schon bei den Individual-Europameisterschaften im Oktober in Herning/Dänemark könnte sich das rentieren.

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