ÖOC will Spitzensportförderung bündeln

Stoss will die Aktivitäten des für die Förderung von Olympia-Athleten zuständigen "Team Rot-Weiß-Rot" des Sportministeriums, der hauptsächlich privat finanzierten Sporthilfe und des ÖOC "stärker gebündelt" sehen.
Derzeit kommen die Gelder aus mehreren unterschiedlichen Kanälen. "Die Sportförderung und die Förderung von Olympia-Athleten muss klar in eine Hand gelegt werden", forderte Stoss. "Es muss klare Verantwortlichkeiten geben. Es wäre vernünftig, das in die Hände des ÖOC zu legen." Die zur Verfügung stehenden Mittel könnten effizienter eingesetzt werden. Im "Team Rot-Weiß-Rot" seien zuletzt 400 Sportler gefördert worden, 2004 seien es noch 200 gewesen. "So viel zum Thema Gießkanne", meinte der ÖOC-Chef.
"Wir treten für ein selektives, gezielteres Fördern der Spitzenathleten ein", erklärte Stoss. "Richtung Rio muss man mit den Medaillenanwärtern arbeiten", ergänzte sein Generalsekretär Peter Mennel. Dafür werde es auch einen aus privaten Geldern finanzierten "Olympia-Kader" geben.
Das Sportministerium habe laut ÖOC-Angaben in den vergangenen 18 Monaten fünf Millionen Euro in sein Spitzensportförderprojekt investiert. Davon seien aber lediglich 850.000 Euro an die 70 tatsächlich in London engagierten Athleten gegangen. "Ziemlich die gleiche Summe ist für Marketingkosten aufgewendet worden", kritisierte Stoss. "Das könnte vielleicht effizienter verwendet werden."
Persönliche Probleme mit Sportminister Norbert Darabos nach dessen medial geübter Kritik am Abschneiden des österreichischen Olympia-Teams wies Stoss zurück. "Es gibt keinen Konflikt mit dem Sportminister", versicherte der ÖOC-Chef. "Wir wollen in aller Ruhe eine Analyse durchführen, wo es Verbesserungsbedarf gibt." Diese sei zuletzt noch nicht möglich gewesen, weil sich Darabos nur kurz bei den Spielen aufgehalten habe.
"Das ÖOC ist offen für jede Art der Kritik, sachlicher Kritik", betonte Stoss. "Wir wollen nicht in Selbstherrlichkeit versinken." Stattdessen verlangt der Olympia-Verband mehr Kompetenzen - auch finanzieller Natur. Es gehe dabei nicht um die komplette Sportförderung von bis zu 80 Mio. Euro, die zu einem großen Teil aus den Österreichischen Lotterien kommt, sondern lediglich um die Spitzensportförderung.
"Es ist eine stärkere Bündelung der Ressourcen möglich", sagte Stoss. "Solche Projekte haben einen unglaublich langen Zeitraum, bis sie zu Erfolgen führen." Großbritannien etwa habe den Weg einer einheitlichen Spitzensportförderung bereits vor 15 Jahren beschritten - mit dem Ergebnis einer wahren Goldflut bei Heim-Olympia, die die Briten bis auf Rang drei im Medaillenspiegel nach vorne gebracht hat.
Österreich feiert derartige Erfolg nur im Wintersport. Daher wurde zuletzt medial auch Skiverbands-Präsident Peter Schröcksnadel als ein Mann ins Spiel gebracht, der für Ordnung im System sorgen solle. Stoss hatte Schröcksnadel auch als Vizepräsident ins ÖOC geholt, von einer weiteren Rolle will er aber noch nichts wissen. "Ich schätze Peter Schröcksnadel enorm", betonte Stoss. "Der Wintersport ist aber ganz etwas anderes als der Sommersport."
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