Ö-Tour: Vorentscheidung auf dem Glockner
Die größte der großen Fragen zur 64. Österreich-Rundfahrt, jene nach dem Gesamtsieger, könnte am Mittwoch beantwortet werden. Teilweise jedenfalls. Denn Abschnitt Nummer vier führt von Lienz über Großglockner-Hochalpenstraße (Königsetappe!) und Dientner Sattel nach St. Johann/ Alpendorf, wer dort die Nase vorne hat, kann sich mental schon einmal auf das Einzelzeitfahren am Samstag in Podersdorf vorbereiten.
Danilo di Luca, der Führende aus Italien? Steve Morabito, der Zweite aus der Schweiz?
Thomas Rohregger, der Dritte aus Tirol? Oder ein ganz anderer? Für die Veranstalter und auch für Rohregger hätte ein Erfolg des 29-Jährigen einen gewissen Charme, schließlich hat der Mitarbeiter des luxemburgischen Rennstalls RadioShack-Nissan vor vier Jahren für den letzten österreichischen Sieg gesorgt, damals noch für das niederösterreichische Team Elk.
Schattenmänner
Ein Rohregger-Sieg hätte aber noch einen weiteren angenehmen Nebeneffekt: Denn damit wäre vermieden, dass wieder ein Herr mit dunkler Vergangenheit am Sonntag in Wien als Gesamtsieger geehrt wird.
2010 war der Italiener Riccardo Riccò Anlass für Dopinggeschichten – positiv getestet bei der
Tour de France 2008, nach Ablauf der zweijährigen Sperre Gewinner in Österreich, im Februar 2011 wegen akuten Nierenversagens ins Spital eingeliefert, später das Geständnis einer misslungenen Eigenbluttransfusion und schließlich zwölf Jahre Sperre am 19. April dieses Jahres und Rücktritt vom Radsport.
Heuer ist Danilo di Luca der Schattenmann: 2007 erhielt der Italiener eine dreimonatige Sperre wegen der Zusammenarbeit mit Dopingarzt Carlo Santuccione (ohne positive Dopingtests abgeliefert zu haben), 2009 wurde er beim Giro d’Italia zwei Mal mit dem Blutdopingmittel CERA erwischt und für zwei Jahre gesperrt.
Die Zusammenarbeit mit den Anti-Doping-Behörden brachte dem heute 36-Jährigen aus der Nähe von Pescara eine Strafreduktion um neun Monate, sein Comeback gab er im vergangenen Jahr beim russischen Team Katjuscha, wofür er auf eine fixe Entlohnung verzichtete.
Dopingvergangenheit
Seit heuer ist Di Luca für Acqua & Sapone unterwegs – der Sieg am Kitzbüheler Horn am Montag war sein erster Erfolg seit 2009. "Das ist Vergangenheit", sagt er über seine Dopingvergangenheit, soeben habe seine zweite Karriere begonnen.
Wer sich selbst ein Bild machen will, sollte ab 11.30 Uhr ORFeins einschalten – oder sich an die Strecke begeben (Start in
Lienz 11.00, Hochtor ca. 12.45, Dientner Sattel 14.15, Ziel 14.40).
Die dritte Etappe von Kitzbühel nach Lienz wurde von zwei Österreichern bestimmt: NetApps schneller Salzburger Daniel Schorn, 23, raste im Massensprint hinter dem Italiener Sacha Modolo auf den zweiten Platz. Zuvor hatte Markus Eibegger, 29, im Trikot von Gourmetfein Wels eine rund 50 Kilometer lange Soloflucht gezeigt, doch vier Kilometer vor dem Ziel wurde der Steirer gestellt: "Der Weg war einfach zu lang."
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