Vom Schreibtisch auf die große Box-Bühne

Eine Frau mit Boxhandschuhen und einem Sporttop mit dem Logo von Johann Weiss Logistik.
Frau der Ringe: Ex-Managerin Nicole Wesner begann 2009 mit ihrem Sport und kämpft nun um einen Titel.

Bei der letzten Messung in der Südstadt hatte ich einen Körperfettanteil von 4,2 Prozent", sagt Nicole Wesner. Ein sensationeller Wert, vor allem für eine Frau (alles unter 21 Prozent ist niedrig, Anm.). Ein Wert, der für den ganzen Aufwand steht, den die gebürtige Deutsche in den vergangenen Jahren auf sich genommen hat. Jetzt wird die 36-jährige Leichtgewichtsboxerin dafür endgültig belohnt.

Wesner darf in ihrem achten Profi-Kampf um einen Titel boxen, wie sie nun erfuhr. Am 6. September ist die Bulgarin Kremena Petkova die Gegnerin. Es geht um den WIBF-Intercontinental-Titel. "Dieser ist zwischen Europameisterschaft und Weltmeisterschaft angesiedelt", sagt die Boxerin des Wiener Klubs Gym23. "Das ist das erste Mal, dass ich über zehn Runden gehe." Warum sie sich außerdem auf den Fight in Wismar freut: "Erstmals bin ich der Hauptkampf." Der WIBF ist übrigens der älteste Frauenboxverband der Welt und der Verband, unter dem die deutsche Star-Boxerin Regina Halmich zwölf Jahre Weltmeisterin war. "Dass es so schnell geht, ist natürlich sehr erfreulich", sagt Wesner, die ihre bisherigen sieben Profi-Kämpfe allesamt gewann, drei durch K.o.

So schnell es geht? Immerhin ist Wesner 36. Aber: Vor einigen Jahren schlug sie alle Türen hinter sich zu, gab ihren Job auf, mit dem sie viel Geld verdient hatte. Als Marketing-Managerin eines Konzerns. "Ich wollte einfach ganz etwas anderes machen", erinnert sich Wesner, die eine Wirtschaftsstudium abschloss. "Ich kam nach Österreich und bin über das Fitnesstraining 2009 irgendwie zum Boxen gekommen."

Vorbild

Sie trainiert hart, täglich, ernährt sich überaus bewusst. Auch Marcos Nader, der den Verband gewechselt hat und zu den Olympischen Spielen nach Rio willder seine Profilaufbahn vorerst ad acta legte und als Amateur zu den Spielen nach Rio will, weiß: "Mit ihrer Einstellung und der Liebe zum Boxsport wird sie es schaffen." Nader ist, obwohl erst 24, ein Vorbild von ihr, die beiden trainierten jahrelang im Box-Klub Bounce gemeinsam.

Wenn man der Blondine auf der Straße begegnet, deutet nichts darauf hin, dass sich hinter der überaus weiblichen Fassade eine Boxerin befindet, sie würde durchaus auch als Model durchgehen. Zahlreiche Foto-Shootings zeugen davon. Und abseits des Rings kann man mit Wesner auch über klassische Musik und Politik sprechen. Auch über Fußball, bei der WM sah sie viele Matches.

Natürlich wird auch sie oft auf Regina Halmich angesprochen. "Sie hat Damen-Boxsport salonfähig gemacht", sagt die Wahl-Wienerin mit österreichischer Boxlizenz. "Aber jede muss ihren eigenen Weg gehen, auch ich."

Jetzt will Wesner ihren Mann stehen.

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