Neuer NADA-Chef mit ehrgeizigen Zielen
Wir haben mittlerweile in allen Fällen Fortsetzungsanträge an die Rechtskommission gestellt. Jetzt liegt es an der Rechtskommission, wann Verfahren wieder aufgenommen werden bzw. wie sie weiter damit umgehen. Ich denke, dass das die sauberste Lösung ist", sagte Cepic in einem Interview mit der apa.
Die NADA sei beim Aufarbeiten der Altlasten ganz klar nach den gesetzlichen Vorschriften vorgegangen. "Da wo wir handeln müssen, da handeln wir", meinte Cepic, der intensiv um die Erhöhung des Ansehens und der Glaubwürdigkeit der NADA bemüht ist. Nach den Vorkommnissen, die zum Abgang seines Vorgängers führten, hat er eine räumliche und administrative Trennung der Rechtskommission von der Anti-Doping-Agentur veranlasst. Verhandlungen finden außer Haus statt, die Rechtskommission wird selbst Erklärungen zu Fällen abgeben.
Selbstverständnis
Ein großes Anliegen ist Cepic, dass die NADA als Teil des österreichischen Sports und Sportgeschehens und nicht als Gegenstück gesehen wird. "Wir sind nicht gegen einen Sportler oder einen Verband. Wir sehen uns in der Rolle des Schiedsrichters und es gibt ganz klare Regeln. Wir treffen manchmal unangenehme Entscheidungen, die in weiterer Folge unangenehme Konsequenzen haben", meinte er.
Von Anfang an sei er aktiv auf Verbände, Organisationen und Kommissionen zugegangen, auch die Teilnahme an Veranstaltungen sieht er als Muss. Durchwegs freundlich sei er aufgenommen worden. "Alle, die am Sport beteiligt sind, müssen auch ein Eigeninteresse haben, dass die Kontrollarbeit gut läuft. Nur so kann der Sportler oder der Verband, der sauber ist, sicherstellen, dass diejenigen, die sich nicht daran halten, auch erwischt werden."
Inklusive Cepic hat die NADA derzeit fünf Mitarbeiter, das Team wird durch eine Halbtagskraft für den kaufmännischen Bereich ergänzt und ab dem ersten Quartal des neuen Jahres auch durch einen eigenen Juristen. Er soll die NADA vor den Rechts- und Schieds-Kommissionen in den Verhandlungen vertreten sowie den Dienstleistungscharakter der NADA für Veranstalter und für Verbände erhöhen. Der dritte Bereich betrifft den Umgang und die Kommunikation mit den Behörden.
Schulung
Im Jänner wird die NADA eine Schulung für die Anti-Doping-Beauftragten der Sportverbände durchführen. Die NADA möchte die Botschaft aussenden, Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit auf zwei Ebenen zu leisten. "Zum einen bei den qualifizierten Nachwuchssportlern und zum anderen bei den Breitensportlern. Sie sind Multiplikatoren, sie müssen wir zu Botschaftern für einen dopingfreien Sport machen", meinte Cepic. Die NADA könne vielleicht steuern und regeln, aber das Ziel könne nur erreicht werden, wenn alle mitarbeiten, die am Sport interessiert sind. "Jeder hat ein gewisses Maß der Verantwortung."
Auch der Austausch mit den nationalen Anti-Doping-Agenturen anderer Länder sei sehr wichtig. "Sport und Anti-Doping sind international, da braucht die NADA in Österreich nicht eine eigene Suppe kochen. Wir brauchen auch keine Versuche starten, die in der Schweiz oder in Deutschland nicht gut angekommen sind oder nicht funktioniert haben. Man muss nicht alles ausprobieren, was woanders schon schiefgegangen ist", sagte Cepic. Man mache sich andere Erfahrungen zunutze und gebe eigene an Partnerorganisationen weiter, zum Beispiel nach Osteuropa.
Verschärfung
Dass der neue Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) eine Verschärfung der Standardstrafe für schwere Dopingvergehen von zwei auf vier Jahre vorsieht, hält Cepic für eine "richtige Entscheidung". Gleichzeitig müsse aber auch mit der Präventionsarbeit weitergemacht werden, dass es gar nicht dazu komme.
Cepic ist überzeugt, dass sich durch die Turin-Affäre das Bewusstsein in Österreich zum Positiven verändert hat. "Aber ich bin kein Träumer, ich bin Realist. Im Sport geht es um enorme Summen. Wir sind noch nicht so weit, dass wirklich jeder davon abgehalten werden kann, nicht doch unerlaubte Mittel einzusetzen, um einen wirtschaftlichen Vorteil zu erreichen. Es ist unsere Aufgabe, die Öffentlichkeitsmeinung dahin zu ändern, dass man kein Verständnis mehr dafür hat." Der Fall um den US-Radsportler Lance Armstrong könnte mittelfristig, wenn nicht langfristig eine entsprechende Wirkung erzielen.
Kommentare