Murray gewinnt dramatisches Wien-Finale

Eine Woche Turniertennis in Wien, zum 40. Mal übrigens. Dieses Mal konnten sich nicht nur die Turniersieger die verschwitzten Hände reiben.
1. Andy Murray. Er kam, sah und siegte. Der Brite ist zum ersten Mal in Wien und fixierte prompt seinen 30. Turniersieg. In einem hochklassigem Endspiel, das 2:40-Stunden dauerte, besiegte er als Nummer zwei des Turniers den topgesetzten Spanier David Ferrer 5:7, 6:2, 7:5. "Das Spiel hätte sich keinen Verlierer verdient", sagt der Sieger. Im Entscheidungssatz lag der Olympiasieger bereits 3:5 zurück. Für Murray war nicht nur der Siegerscheck in Höhe von 94.500 Euro bedeutsam, sondern auch die 250 Punkte für die Weltrangliste. Nun sieht es mit einem Startplatz für das ATP-Finale der acht besten Spieler. Und vielleicht für eine Rückkehr nach Wien. "Die Atmosphäre war sensationell, ich habe mich hier sehr wohl gefühlt."
2. Jürgen Melzer. Der 33-jährige Deutsch-Wagramer holte seinen dritten Titel in Wien, den ersten im Doppel. Und das ausgerechnet mit dem Deutschen Philipp Petzschner. Das Duo, das 2010 in Wimbledon und 2011 bei den US Open triumphiert hatte, spielte erst zum zweiten Mal seit Juni 2013 zusammen, Verletzungen warfen beide zurück. "Wir beiden kennen uns in- und auswendig", sagt Melzer. Und "Wir sind auch sonst tolle Freunde", sagt Petzschner. Für den Deutschen war es auch der zweite Wien-Sieg – er holte 2008 den Einzeltitel. Julian Knowle, der an der Seite des Deutschen Andre Begemann gegen Melzer/Petzschner verloren hatte, siegte auch im fünften Wien-Endspiel nicht. Der 40-Jährige hat noch Zeit. "So lange ich auf dem Niveau spielen kann, gibt es keinen Grund, aufzuhören", sagt der Vorarlberger, der mit seinem US-Open-Titel 2007 (mit dem Schweden Aspelin) Pionierarbeit für Österreichs Doppel leistete.
3. Der Turnierdirektor. Herwig Straka bekam mit Ferrer und Murray ("Er kam, obwohl das Konkurrenz-Turnier in Stockholm mehr geboten hätte") zwei Topstars. Sogar mit Roger Federer hatte Straka Kontakte, vielleicht kehrt der Schweizer, der 2002 und 2003 gewann, wieder zurück. Das Turnier soll auch aufgewertet werden (mehr Preisgeld, mehr Punkte). "Dafür müsste man das Budget auf rund sechs Millionen Euro verdoppeln", sagt Straka.
4. Die Zuschauer. Straka freute sich über insgesamt 50.000 Zuschauer. Nicht ganz 50 Euro kostete die teuerste Karte. Moderat, denn in Basel zahlt man ab Montag für die selbe Kategorie 260 Euro.
Wien war immer schon ein Treffpunkt für Tennis-Legenden. Pete Sampras, Andre Agassi, Boris Becker, Stan Smith, John McEnroe und viele andere waren schon da. Viele gewannen, viele lieferten sich denkwürdige Finalspiele. Einige hat man vergessen, andere hingegen bleiben zumindest den Tennisfans stets in Erinnerung. Ein kleiner Auszug aus Endspieltagen in der Wiener Stadthalle.
1976 Wojtek Fibak (Polen) - aúl Ramírez (Mex) 6:7, 6:3, 6:4, 2:6, 6:1. Im fünften Satz wurde es turbulent. Fibak schlug bei Break-Ball von Ramirez auf, dieser punktete mit einem Return. Jedoch reklamierte Fibak beim Schiedsrichter, dass der Ball kaputt sei, bekam zwei neue Aufschläge. Der Mexikaner haute die Nerven weg und vergab damit auch die Chance, Nummer eins der Welt zu werden. Die beiden Herren sprachen jahrelang nichts.
1986 Brad Gilbert (USA) – Karel Nováček (Tch) 3:6, 6:3, 7:5, 6:0. Der Amerikaner brachte den Tschechen durch eine vorgetäuschte Verletzung völlig aus dem Konzept und gewann. Etwas später schrieb er das Buch „Winning Ugly“ (schmutzig siegen).
1988 Horst Skoff (Ö) – Thomas Muster (Ö) 4:6, 6:3, 6:4, 6:2. Der eine, Skoff, war verletzt, der andere, Muster, krank. ORF-Kommentator Gerhard Zimmer sprach von einem „Behindertenfinale“.

1997 Goran Ivanisevic (Kro) – Greg Rusedski (Gb) 3:6, 6:7, 7:6, 6:2, 6:3. Das Duell der beiden Topstars ging unsportlich zu Ende. „Das war kein Spiel mehr, das war Krieg. Beide versuchten nur den anderen aus dem Konzept zu bringen“, erinnert sich Leo-Günther Huemer, langjähriger Turnierboss.
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