Nächster Toter bei der Rallye Dakar: "Das ist so furchtbar"

Dakar Rally
Der 40-jährige Gonçalves verunglückte auf der siebenten Etappe tödlich. Walkner übt Kritik an der Tempojagd.

Fünf Jahre lang durfte man bei der berüchtigten Rallye Dakar auf jede Trauerarbeit verzichten. Am Sonntag wurde aber wieder auf tragische Art und Weise bestätigt, wie gefährlich das Wettrennen durch das unwegsame Gelände ist. Bei der Premiere in Saudi-Arabien kam der portugiesische Motorradfahrer Paulo Gonçalves auf der siebenten Etappe nach 276 Kilometern schwer zu Sturz.

Unverzüglich durchgeführte Wiederbelebungsversuche waren vergeblich, im Krankenhaus konnte nur noch der Tod des Portugiesen festgestellt werden. Die Rallye geht weiter. Auch, wenn die für Montag geplant gewesene achte Motorrad-Etappe der Rallye Dakar abgesagt worden ist. Weiter geht es für die Motorräder laut dem Management von Matthias Walkner erst am Dienstag. 

Eine genaue Opferbilanz der seit 1979 durchgeführten Rallye Dakar gibt es nicht. Es sollen zirka 70 Tote gewesen sein. Meist sind es Motorrad-Piloten, die ihr Leben lassen mussten. Auch einige Zuschauer, darunter einige Kinder, wurden tödlich verletzt. Schon bei der Premiere stirbt der französische Motorrad-Pilot  Patrick Dodin. Zwei Jahre später kommen drei italienische Journalisten ums Leben.

Besonders tragisch verlief die Rallye im Jahr 1982. Es erwischt den niederländischen Motorradfahrer Bert Oosterhuis, bei einem Unfall eines Begleit-LKW stirbt die Journalistin Ursula Zentsch, ein Kind wird in Mali von einem Fahrzeug erfasst und getötet. Auch 1985 ist ein nigerianisches Kind unter den Opfern.

1986 wird dem Japaner Yasuo Kaneko der Zusammenauf auf der Motorrad-Etappe der Zusammenprall mit einem Auto zum Verhängnis. Ein Hubschrauberabsturz fordert fünf Tote. 1991 wird der Lenker eines Tank-LKW in Mali erschossen. So setzt sich die LIste der Todesfälle fort.

Bis es 2005 wieder zu einem traurigen Höhepunkt kommt: Zwei Motorrad-Piloten und ein Mädchen sterben. Zuletzt wurde ein Zuschauer aus Bolivien getötet, als er vom Auto des Franzosen Lionel Baud erfasst worden ist. In der Folge gab es zwar schwer Unfälle, aber keine Todesopfer.

Nach dem Umzug von Südamerika nach Saudi Arabien, fand die traurige Serie nun ihre Fortsetzung.

Damit kamen seit 1979 und der ersten Rallye 70 Menschen ums Leben. Unter den Opfern: Rennfahrer, Zuschauer und Journalisten. Über den aktuellen Unfall und seine Ursachen wird man mehr wissen, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind. Nur acht Minuten nach dem Unglück war ein Rettungshubschrauber zur Stelle. Gonçalves dürfte zu diesem Zeitpunkt nach einem Herzstillstand bewusstlos gewesen sein. Eigentlich galt der 40-Jährige als sehr erfahrener Pilot. Bereits zum 13. Mal war er am Start, vier Mal schaffte er einen Platz unter den Top 10.

Damit relativiert sich für den Österreicher Matthias Walkner der dritte Rang auf der verhängnisvollen Etappe und Rang sechs in der Gesamtwertung.

RALLY - Dakar 2020

Grenzwertig

„Das ist so furchtbar. Ergebnisse und der Kampf um einen Spitzenplatz rücken plötzlich wieder ganz weit in den Hintergrund. Die heutige Etappe war eine der schnellsten, die ich jemals bei einer Rallye gefahren bin. Ich denke, wir kamen auf einen Schnitt von etwa 125 km/h. 546 Kilometer in nicht einmal viereinhalb Stunden. Davon waren 90 Prozent Offpiste, das ist schon extrem grenzwertig. Ich mach’ mir keinen Vorwurf, weil ich mir in den letzten beiden Tagen schon gesagt habe, alles was da um zwei Prozent noch drüber liegt, kann ich auf Dauer nicht mehr kontrollieren“, sagte der Salzburger.

Paulo Gonçalves war es auch, der im Jahr 2016 bei Matthias Walkners schwerem Unfall stehen geblieben ist und ihm geholfen hat. Auch Fernando Alonso hat den Hinterbliebenen von Paulo Goncalves via Twitter sein Beileid ausgesprochen. "Ein sehr trauriger Tag. Eine große Umarmung für die Familie und Freunde von Paulo Goncalves", schrieb der Spanier. Der zweifache Formel-1-Weltmeister nimmt aktuell erstmals an der Dakar teil.

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