Rot-Weiß-Rot beschleunigt die Formel 1

Niki Lauda geht mit einer Aktentasche an der Rennstrecke entlang.
Mit Ex-Weltmeister Niki Lauda bei Mercedes haben aktuell fünf Österreicher eine führende Rolle in der Formel 1 inne.

Auf den Formel-1-Strecken dieser Erde haben die Österreicher den Verdrängungswettbewerb längst verloren. Christian Klien war 2010 der letzte, der in der Königsklasse kreisen durfte. Auf der anderen Seite der Boxenmauer geben Österreicher dafür umso heftiger Gas. Mit dem Engagement von Niki Lauda bei Mercedes bestimmen aktuell fünf Österreicher das Geschehen bei Formel-1-Rennställen. Nur das Mutterland England stellt noch mehr Führungskräfte. Die Konkurrenz ist groß: "Bei Frank Williams ist es  schon ein Kompliment, wenn er sagt: `Nicht schlecht für einen Ausländer`", betont der Wiener Toto Wolff, Miteigentümer von Williams.

Der mächtige Bulle aus Graz

Rot-Weiß-Rot beschleunigt die Formel 1

Er ist der mächtigste Mann in der Motorsport-Welt von Red Bull. Helmut Marko, 69, begleitet keine Karrieren in der Formel 1, er macht sie. So wie jene von Doppelweltmeister Sebastian Vettel, den Marko als 16-Jährigen in das Nachwuchsprogramm von Red Bull lotste.

Der promovierte Jurist und Hotelbesitzer aus Graz gilt als beinharter Verhandler, er ist die Schnittstelle zwischen der Konzernführung in Salzburg und dem Rennstall in England. Sein Draht zu Firmenboss Dietrich Mateschitz gilt seit Jahrzehnten als exzellent, auch in diesem Punkt unterscheidet sich das Motorsport-Programm grundlegend von der Fußballsparte.

Das Rennfahren musste Marko früh aufgeben: Der Schulfreund von Jochen Rindt verlor 1972 bei einem Unfall ein Auge, ein Jahr davor hatte er das 24-Stunden-Rennen in Le Mans gewonnen.

Die erste Teamchefin in der Formel 1

Eine lächelnde Frau trägt ein Headset mit Mikrofon.

Auf den ersten Blick war da nichts Besonderes: Fünf Männer und eine Frau saßen vor dem Grand Prix in Hockenheim 2010 bei der  Pressekonferenz und beantworteten Fragen. Und doch wurde an diesem Juli-Tag Geschichte geschrieben: Erstmals nahm eine Frau an einer offiziellen FIA-Pressekonferenz teil. Ihr Name: Monisha Kaltenborn.

Die Wienerin mit indischen Wurzeln hat sich zur mächtigsten Frau der bedeutendsten Rennserie hochgearbeitet. Kaltenborn wurde 1971 in Dehradun (Indien) geboren, als Achtjährige emigrierte sie mit ihrer Familie nach Wien, wo sie auch ihr Jus-Studium abschloss. Seit 1998 ist sie für das Schweizer Sauber-Team tätig, seit Anfang 2010 als Geschäftsführerin. Im kommenden Jahr wird die 41-Jährige dem Rennstall als Teamchefin vorstehen.

Die verheiratete Mutter zweier Kinder fühlt sich wohl in der Männerwelt der Formel 1. Die verächtlichen Blicke der Neider sind längst jenen des Respekts gewichen.

Der ruhige Fahrlehrer

Ein Mann mit einem Puma-Shirt spricht mit einer anderen Person.

Die Welt von Franz Tost besteht aus Zahlen, Daten und Fakten. Der 55-Jährige  gilt als einer der schärfsten Analytiker der Branche. "Ich lebe für diesen Beruf", sagt der Teamchef von Dietrich Mateschitz’  Zweitteam Toro Rosso.

Der Tiroler krempelte den ehemaligen Minardi-Rennstall komplett um und machte aus dem einstigen Nachzügler eine Fahrschule für die Nachwuchshoffnungen von Red Bull. 2008 gelang der bislang größte Coup: Sebastian Vettel feierte in Monza im Toro Rosso den ersten Grand-Prix-Erfolg für ein Team von Dietrich Mateschitz – noch vor Red Bull Racing.

Franz Tost durchlief zuvor eine klassische Motorsport-Karriere: Nach Renneinsätzen in der Formel Ford und Formel 3 war er Teammanager in  diversen Rennserien, ehe er Ralf Schumacher zu Williams-BMW in die Formel 1 folgte. 2006 nahm ihn sein Freund und Landsmann Gerhard Berger mit zu Toro Rosso.

Der Racer im Business-Outfit

Nahaufnahme von Toto Wolff, dem Teamchef von Mercedes-AMG Petronas Formula One Team.

Christian "Toto" Wolff ist auf den ersten Blick ein Businesstyp. Er investiert in Technologie- und Internetunternehmen, bringt sie an die Börse und macht damit Geld. Sein jüngstes Objekt: Williams, ruhmreicher Rennstall der Formel 1.

2009 stieg der Wiener ein, heute ist er zweitgrößter Anteilseigner nach Gründer Frank Williams und mit einer operativen Rolle betraut. "Damit ist es endgültig zu Arbeit ausgeartet", sagt Wolff, der die große Bühne lieber anderen überlässt. "Ich sehe mein Engagement bei Williams auch als ein Geschäftsfeld, in dem es nicht nur darum geht, Geld zu verbrennen."

Das Rennfahren war stets die Leidenschaft des heute 40-Jährigen. Wolff startete bei Langstrecken-Rennen und Rallyes, auf der Nordschleife stellte er einen Rundenrekord auf. Das soll Frank Williams mehr beeindruckt haben als Wolffs unternehmerische Fähigkeiten: "Er ist ein echter Racer", sagte er.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare