MotoGP: Lorenzo alleiniger WM-Leader

Ein Motorradfahrer fährt mit hoher Geschwindigkeit auf einer Rennstrecke.
Der bisherige Co-Leader Stoner kommt am Sachsenring zu Sturz. Pedrosa feiert seinen ersten Saisonsieg.

Naturgewalt und Naturkatastrophe liegen am Sachsenring eng beieinander. Auf der einen Seite die Zielkurve, verflixt eng und teuflisch steil, wo die besten Motorradfahrer der Welt die Grenzen der Physik außer Kraft zu setzen scheinen. Auf der anderen Seite der Tribüne steht ein Mann, behaart, beleibt und betrunken, der versucht, diverse Mahlzeiten in seinem Körper zu behalten.

Der Motorrad-Grand-Prix von Deutschland ist ein Rennen für das Volk. 230.133 Eintrittskarten hat der Veranstalter am Rennwochenende im Vorjahr verkauft, 22 Millionen Euro ließen die Gäste dabei in der Region. Das sind Zahlen, von denen die Formel 1 bei einer Vielzahl ihrer Rennen nur träumen kann. Damit nicht genug: Während die Formel 1 in den USA mehrmals grandios gescheitert ist, ist die Motorrad-WM im noch immer wichtigsten Motorsport-Land der Welt seit Jahren eine feste Größe.

Probleme

Dennoch ist der Verdrängungswettbewerb in der Motorrad-Szene ungleich größer – auf und abseits der Rennstrecken. Die Honda von Deutschlands MotoGP-Hoffnung Stefan Bradl ziert noch immer kein Sponsor-Logo aus seinem Heimatland, ein erfolgreiches Talent wie Sandro Cortese, der heuer um den Weltmeistertitel in der Moto3-Klasse mitfährt, bezieht von Arbeitgeber KTM kein Grundgehalt, sondern lebt von Punkteprämien (am Sonntag für Platz eins) und Privatsponsoren.

Erfolgsprojekten wie jenem auf dem Sachsenring ergeht es kaum besser. Das Rennen in Ostdeutschland stand heuer vor dem Aus, nachdem der Vermarkter der Serie eine Verdoppelung der Antrittsgage gefordert hatte. Erst nach Protesten der Fans und einem Bekenntnis der Region war der Grand Prix gesichert. Trotz der lange Zeit unklaren Lage und des schlechten Wetters strömten heuer 180.000 Zuschauer an die Strecke.

Zu sehen bekamen sie einiges: Das leidenschaftliche Duell um den Sieg zwischen den Honda-Piloten Casey Stoner und Dani Pedrosa, das Titelverteidiger Stoner mit einem Sturz in der letzten Runde bezahlte. Oder den starken Auftritt von Lokalmatador Bradl, der als Fünfter erneut vor Valentino Rossi (6.) die Zielflagge sah.

Das naturgewaltige Ereignis gibt es übrigens ab sofort auch für Otto-Normalbenzin-Verbraucher, KTM produziert sein Grand-Prix-Bike in Serie. Kostenpunkt: 45.000 Euro. Die Naturkatastrophe gibt’s billiger.

1. Dani Pedrosa (ESP) Honda 41:28,396
2. Jorge Lorenzo (ESP) Yamaha +14,996
3. Andrea Dovizioso (ITA) Yamaha +20,669
4. Ben Spies (USA) Yamaha +20,740
5. Stefan Bradl (GER) Honda +27,893
6. Valentino Rossi (ITA) Ducati +28,050

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