Monaco-GP: Nachwehen einer langweiligen Stadtrundfahrt

Nicht nur die Fans, auch die Fahrer fanden den Großen Preis von Monaco ein wenig unterhaltsames Rennen.

Glamour hin, Grid Girls her - dass der Grand Prix von Monaco 2018 das unspektakulärste Rennen der Saison war, steht außer Frage. Nachdem sich in Kurve eins das Feld sortiert hatte, ging es einer gemütlichen Oldtimer-Ausfahrt gleich durch die Häuserschluchten, bis 78 Runden später die Zielflagge fiel und die ersten Sechs auf jenen Positionen die Ziellinie überquerten, auf denen sie aus der Startformation ins Rennen gegangen waren.

Nun ist hinlänglich bekannt, dass Überholen in Monaco praktisch ein Ding der Unmöglichkeit ist - wagemutige Manöver mit hohem Unfall-Potenzial und Aufholjagden in überlegenen Autos, wie von Max Verstappen am Sonntag, einmal ausgenommen. Bestes Beispiel: Sieger Daniel Ricciardo verbrachte den Großteil des Rennens mit deutlich verringerter Leistung. Sein Verfolger Sebastian Vettel in einem - dem Vernehmen nach - problemlos funktionierenden Ferrari hatte über die gesamte Renndistanz nicht ein einziges Mal die Chance, ein Überholmanöver zu wagen.

Kritik an der Strecke

Es wäre falsch, das Problem nur bei den Autos zu suchen - auch wenn die neue Generation der Formel-1-Boliden vor allem auf engen Kursen wie Monaco schon allein durch die größere Fahrzeugbreite das Überholen schwieriger macht. Aber Monaco steht schon seit Jahren in der Kritik - und die Stimmen, die einen Abschied vom bekanntesten Rennen im Formel-1-Kalender fordern, werden lauter.

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Mit den breiteren Autos ist Überholen noch schwieriger geworden.

"Extrem langweilig", urteilte Fernando Alonso über seine Rückkehr nach Monaco. Der Spanier hatte das Rennen im Vorjahr ausgelassen und war stattdessen bei den 500 Meilen von Indianapolis an den Start gegangen. "Ich denke, das war wahrscheinlich das langweiligste Rennen aller Zeiten." Nach dem Rennen twitterte Alonso dann frech: "Bereit, das RENNEN des Jahres zu schauen und zu genießen" - mit einem Link zum Indy 500.

Auch WM-Leader Lewis Hamilton, am Sonntag Dritter hinter Ricciardo und Vettel, ließ kein gutes Haar an seiner Sonntagsausfahrt. "Wir sind ab Runde sechs nur noch herumgefahren. Das war nicht wirklich Rennfahren", urteilte der Brite. "Wir haben alle zurückgeschalten und sind herumgefahren, um sicherzugehen, dass wir ins Ziel kommen. Keine Ahnung, ob das für euch spannend war."

Neuer Stadtteil, neue Strecke?

Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen schloss sich der Kritik an. "Das Qualifying bestimmt hier sehr viel. Es braucht einen ziemlich massiven Fehler [des Vordermanns], um vorbeizugehen. Am Ende sind wir 70 Runden und ein bisschen was nur herumgefahren, bis das Rennen zu Ende war. Nicht das Spannendste, das ist sicher."

Einig sind sich die Fahrer bei einem: Es liegt vor allem an der Streckencharakteristik. Und genau hier könnte sich in den kommenden Jahren etwas ändern - denn in Monaco entsteht derzeit künstlich mehr Land. Unmittelbar vor der Einfahrt in den berühmten Tunnel entsteht bis 2024 der neue Stadtteil Le Portier. Von der Kurve Mirabeau Bas (nach der berühmten Loews-Haarnadel) könnte es dann in Zukunft einen neuen Streckenabschnitt geben, der zudem eine zusätzliche Überholmöglichkeit bieten könnte.

Monaco-GP: Nachwehen einer langweiligen Stadtrundfahrt

Die Grünfläche in der Bildmitte - das ist der zukünftige Stadtteil Le Portier.

"Ich sage nicht, dass es zwangsläufig passieren wird", kommentiert Fürst Albert die mögliche Streckenerweiterung. "Es gibt noch keine konkreten Pläne, aber wir haben es im Hinterkopf." Dass die berühmte Strecke mangels Unterhaltungswert aus dem Kalender verschwinden könnte, fürchtet der Fürst unterdessen nicht. "Es ist ein solcher Bestandteil der Geschichte dieses Sports, dass ich mir eine Formel-1-Saison ohne den Grand Prix von Monaco nicht vorstellen kann."

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