Kaltenborn: "Bekomme den Druck zu spüren“

Monisha Kaltenborn, 42, ist die mächtigste Frau in der Formel 1. Vergangenen Oktober löste die in Indien geborene Wienerin Peter Sauber als Teamchefin des Sauber-Rennstalls ab. Ein Drittel der Anteile hält sie an dem Schweizer Team. Für die Fahrer Nico Hülkenberg (D) und Esteban Gutiérrez (Mex) läuft es vor dem Rennen in Monaco nicht nach Wunsch.
KURIER: Fünf WM-Punkte in fünf Rennen. Haben Sie sich so den Start in die Saison vorgestellt?
Monisha Kaltenborn: Dieses Ergebnis ist ernüchternd. Die Situation ist nicht zufriedenstellend, und sie ist überraschend gekommen.
Wo und wann wurden Fehler gemacht?
Wir waren schon im letzten Saisondrittel 2012 nicht gut. Die Richtung, die wir dann eingeschlagen haben, war nicht die richtige. Aber jetzt wissen wir, wo die Probleme liegen: bei der Aerodynamik im Heckbereich.
Man muss sich aber immer die Frage stellen: Sind wir schlecht, oder sind die anderen so gut? Jetzt können wir sicher sagen, dass die anderen mehr aufgeholt haben. Andererseits können wir nicht zwei Autos parallel entwickeln, so wie es die großen Teams können.

Wir müssen Nico ein besseres Auto zur Verfügung stellen. Mit der Leistung von Esteban ist weder er zufrieden, noch sind es wir.
Esteban Gutiérrez ist 21 und fährt seine erste
Formel-1-Saison. Warum ist der Schritt in die
Formel 1 so groß?
Im Vergleich zu den Junior-Serien liegen die Geschwindigkeiten gar nicht so weit auseinander. Trotzdem ist die
Formel 1 eine andere Welt. Der Druck, der auf den Fahrern lastet, ist enorm. Früher hat man junge Fahrer das ganze Jahr um die Welt geschickt, um Test-Kilometer zu sammeln. Das ist jetzt verboten. Deshalb bin ich dafür, dass Rookies an manchen Freitagen eine zusätzliche Testzeit bekommen sollen.
Seit Oktober 2012 sind Sie Teamchefin bei
Sauber. Wie hat sich Ihr Leben verändert?
Ich dachte eigentlich, es hat sich nichts verändert. Aber tatsächlich hat sich viel verändert. Der größte Unterschied ist die Wahrnehmung durch die anderen. Ich bekomme dann den Druck zu spüren. Ich habe keinen mehr über mir oder neben mir stehen. Der ganze Druck auf der Rennstrecke lastet auf meinen Schultern.
Fühlen Sie sich in dieser exponierten Rolle wohl?
Ich fühle mich bei dem, was ich mache, wohl und ich mache es sehr gerne. Doch es gibt sicherlich Dinge, die ich lieber mache als andere. Ich bin jemand, der sich in der Firma wohler fühlt, denn dort wird die Performance generiert. Das ist der spannende Teil. An der Strecke können wir nur versuchen, Fehler zu vermeiden.
Das heißt, Sie sind lieber in der Firma als an der Rennstrecke?
Ich bin lieber in der Firma. Ja, auf jeden Fall.

Alleine kann man nicht viel ausrichten. Wir sind ein Team, und dieses Team ist noch immer durch die Werte von Peter Sauber geprägt. Herr Sauber hat so viel erreicht. Für mich war es wichtig, zu zeigen, dass ich bereit bin, seinen Weg weiterzugehen. Damit die Leute das Vertrauen haben und mich genauso unterstützen, wie sie ihn unterstützt haben.
Inwiefern ist
Peter Sauber dem Team noch verbunden?
Er ist noch Mehrheitseigentümer und Präsident im Verwaltungsrat. Er steht uns auch mit seiner gesamten Erfahrung zur Verfügung und diskutiert bei strategischen Entscheidungen mit.
Hat es schon Momente gegeben, in denen Sie es bereut haben, den Job als Teamchefin übernommen zu haben?
Nein, nein. In der Zeit, in der ich beim Team bin, haben wir schon so viele schwierige Momente erlebt. Die prägen einen. Ich bin überzeugt davon, dass wir wie in der Vergangenheit auch aus der derzeitigen Situation herauskommen werden. Doch das ist eine Frage der Zeit und geht nur Schritt für Schritt.
Kommentare