WM-Entscheidung trotz Vettel-Sieges vertagt

Sebastian Vettel feiert seinen Sieg beim Formel-1-Rennen mit der Trophäe, flankiert von zwei anderen Fahrern.
Fernando Alonso wird in Suzuka Vierter und verhindert einen vorzeitigen Titelgewinn des Deutschen.

Sebastian Vettel hat zum vierten Mal in fünf Jahren den Großen Preis von Japan gewonnen, die vorzeitige Titelentscheidung in der Formel-1-Weltmeisterschaft 2013 aber trotz seines neunten Saisonsieges noch nicht geschafft. Der Deutsche siegte am Sonntag in Suzuka vor seinem Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber, Ferrari-Pilot Fernando Alonso verhinderte als Vierter aber eine vorzeitige Krönung Vettels. Dem Deutschen reicht bei nun 90 Punkten Vorsprung auf den Spanier aber in zwei Wochen beim viertletzten Rennen in Indien schon Platz fünf, um zum vierten Mal in Folge Weltmeister zu sein.

"Ichiban! Ichiban!" ("Erster! Erster!") schrie Vettel nach der Zieldurchfahrt in den Funk, nachdem er sich mit einer taktischen Meisterleistung den 35. GP-Sieg in Folge geholt hatte. Aber selbst sein fünfter Triumph in Folge - nur wenige haben das vor ihm schon geschafft - war noch nicht genug, um wie 2011 schon in Suzuka den Titelgewinn zu feiern. "Es ist egal, dass die WM noch nicht entschieden ist. Hier zum vierten Mal zu gewinnen, ist ganz besonders, weil ich diese spezielle Strecke liebe", freute sich der 26-jährige Champion dennoch außerordentlich.

Taktische Meisterleistung

Vettels Sieg war Ergebnis einer taktischen Meisterleistung, nachdem Red Bull entschieden hatte, die Renn-Strategien zu splitten und Pole Halter Webber mit drei, Vettel aber mit nur zwei Stopps fahren zu lassen. Ausschlaggebend dafür war ein relativ schlechter Start der beiden Bullen-Autos, während der am Ende Renn-Dritte Romain Grosjean im Lotus einen Blitzstart fabriziert hatte.

Vettel schlitzte zudem schon in Kurve eins den rechten Hinterreifen des Mercedes von Lewis Hamilton auf, sein eigener Frontflügel blieb dabei wie durch ein Wunder unversehrt. Auch sonst gab es reichlich Action auf der besten Rennstrecke der Welt, obwohl Webber und der lange auf Platz drei dahinfahrende Vettel aus der Box immer wieder gezügelt wurden, um die Reifen zu schonen.

Es sollte sich lohnen. "Mein Start war schlecht, ich hatte kaum Grip. Und dann ist auch noch das mit Lewis passiert. Aber dann haben wir unseren Rhythmus gefunden und die Entscheidung, lange draußen zu bleiben und die anderen später unter Druck zu bringen, das hat fantastisch funktioniert", erklärte Vettel.

Bilder vom Japan-GP

Ein Formel-1-Rennwagen fährt auf einer Rennstrecke.

Red Bull Formula One driver Vettel of Germany race
Ein roter Formel-1-Rennwagen auf einer Rennstrecke.

Ferrari Formula One driver Alonso of Spain drives
Ein junges Mädchen mit einer Red Bull-Mütze und einem Aufkleber auf der Wange.

JAPAN FORMULA ONE GRAND PRIX
Mehrere Formel-1-Autos rasen auf einer Rennstrecke.

Lotus Formula One driver Grosjean of France drives
Ein Formel-1-Rennwagen auf einer Rennstrecke.

Red Bull Formula One driver Vettel of Germany race
Ein roter Ferrari-Formel-1-Rennwagen fährt auf einer Rennstrecke.

JAPAN FORMULA ONE GRAND PRIX

Webber Zweiter

Als Letzter der vorne liegenden Piloten kam er deshalb zum zweiten Boxenstopp, schnappte sich 13 Runden vor Schluss den zweitplatzierten Grosjean. Der führende Webber musste wie erwartet nochmals rein, selbst die weichere Reifenmischung reichte dem Australier beim Schlussangriff aber nur noch, um in der vorletzten Runde Grosjean von Platz zwei zu verdrängen.

Sebastian Vettel kann nun am 27. Oktober in Indien im 16. von 19 Saisonrennen zum vierten Mal in Folge Weltmeister werden, wenn er vor dem Spanier ins Ziel kommt oder zumindest Fünfter wird. Bleibt Vettel in Noida punktlos, darf Alonso maximal Dritter werden. "Jetzt genieße ich erst Mal diesen Tag", winkte Vettel aber noch auf dem Japan-Podest ab. "Wir haben jetzt einen ordentlichen Vorsprung, es sieht wirklich gut aus. Aber es ist nicht vorbei, bevor es nicht wirklich vorbei ist und lassen deshalb nicht nach."

Alonso hat kapituliert

Alonso weiß hingegen längst, dass die Sache gelaufen ist. Der Ferrari war auch in Japan viel zu langsam. "Aber es ist gut, wenn der Kampf um den Titel noch offen ist, da gibt es in Indien doch mehr zu reden", sagte der Spanier, der nun zumindest den Rekord an meisten WM-Punkten hält, grinsend. Dem Asturier ist klar: "Selbst wenn Sebastian gar nichts mehr tut, müsste ich alle vier Rennen gewinnen. In dieser Position sind wir aber nicht."

Auch die Konstrukteurswertung ist Red Bull nach dem bereits 14. Doppelsieg der Österreicher und 148 Punkten Vorsprung auf Ferrari kaum noch zu nehmen. Im Kampf um Platz zwei vergab Mercedes gegen Ferrari mit einem schwarzen Tag eine Riesenchance. Hamilton fiel aus, Nico Rosberg kam über Platz acht nicht hinaus. Selbst die beiden Sauber waren dank Nico Hülkenberg (6.) und Esteban Gutierrez (7.) punktgenau zum 70. Geburtstag von Teamgründer Peter Sauber klar besser. "Mercedes ist irgendwie stecken geblieben", stellte Aufsichtsratschef Niki Lauda ernüchtert fest.

Fahrerwertung

Teamwertung

Endstand
1. Sebastian Vettel (GER) Red Bull 01:26:49,301
2. Mark Webber (AUS) Red Bull +07,129
3. Romain Grosjean (FRA) Lotus +09,091
4. Fernando Alonso (ESP) Ferrari +45,605
5. Kimi Räikkönen (FIN) Lotus +47,325
6. Nico Hülkenberg (GER) Sauber +51,615
7. Esteban Gutierrez (MEX) Sauber +01:11,630
8. Nico Rosberg (GER) Mercedes +01:12,023
9. Jenson Button (GBR) McLaren +01:20,821
10. Felipe Massa (BRA) Ferrari +01:29,263
11. Paul di Resta (GBR) Force India +01:38,572
12. Jean-Eric Vergne (FRA) Toro Rosso +1 Runde
13. Daniel Ricciardo (AUS) Toro Rosso +1 Runde
14. Adrian Sutil (GER) Force India +1 Runde
15. Sergio Perez (MEX) McLaren +1 Runde
16. Pastor Maldonado (VEN) Williams +1 Runde
17. Valtteri Bottas (FIN) Williams +1 Runde
18. Charles Pic (FRA) Caterham +1 Runde
19. Max Chilton (GBR) Marussia +1 Runde
Sebastian Vettel im Rennanzug vor dem Red Bull Logo.

JAPAN FORMULA ONE GRAND PRIX
Michael Schumacher feiert seinen Sieg beim A1 Grand Prix von Österreich 2003 mit Champagner.

ARCHVBILD "GRAND PRIX VON ÖSTERREICH"
Ein Mercedes-Benz Silberpfeil-Rennwagen mit Fahrer und Mechanikern auf der Rennstrecke.

FILE GERMANY MOTOR RACING JUAN MANUAL FANGIO
Sebastian Vettel jubelt mit erhobenen Armen.

Red Bull Formula One driver Vettel of Germany wave
Sebastian Vettel mit einer weiteren Person, beide lächelnd.

TURKEY AUTO FORMULA ONE
Ein Formel-1-Fahrer in Rennkleidung mit Sponsorenlogos wie Credit Suisse und Petronas.

USA FORMULA ONE GP INDIANAPOLIS
Ein Formel-1-Rennwagen fährt auf einer regnerischen Strecke in eine Kurve.

JAPAN FORMULA ONE
Sebastian Vettel feiert seinen Sieg mit Champagner.

ITALY FORMULA ONE MONZA
Sebastian Vettel hält ein Schild mit der Aufschrift „HP Weltmeister“ hoch.

Red Bull Formula One World Champion Vettel holds c
Sebastian Vettel wird auf dem Siegerpodest mit Champagner übergossen.

JAPAN FORMULA ONE GRAND PRIX
Sebastian Vettel feiert mit einer Geste und einem Lächeln.

BRAZIL FORMULA ONE GRAND PRIX

Eigentlich ist es nur noch reine Formsache. Aber mathematisch gibt es immerhin zwei Möglichkeiten, dass Sebastian Vettel seinen vierten WM-Titel noch nicht beim nächsten Formel-1-Rennen am 27. Oktober in Indien holt. Dann müsste aber sein letzter WM-Rivale Fernando Alonso dort gewinnen oder mindestens Zweiter werden und der deutsche Red-Bull-Pilot ungewohnt schwach abschneiden oder durch einen Defekt ausfallen.

Vor dem 16. Saisonrennen in zwei Wochen führt Vettel (297 Punkte) mit 90 Punkten und damit beinahe uneinholbar vor Alonso. Wenn er nach dem indischen Grand Prix mindestens 75 Punkte Vorsprung hat, kann ihn sein spanischer Ferrari-Widersacher bei dann noch drei ausstehenden Rennen nicht mehr abfangen.

Vettel wird in Indien Weltmeister, wenn

- Alonso gewinnt und er mindestens Fünfter wird

- Alonso Platz zwei belegt und er mindestens Achter wird

- Alonso höchstens auf Rang drei landet.

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel hat in Japan am Sonntag schon seinen fünften Grand-Prix-Sieg in Serie gefeiert. So eine Serie war bisher nur fünf Piloten vor ihm gelungen. Der zweimalige Champion Alberto Ascari schaffte 1952 und 1953 saisonübergreifend sogar neun Siege in Folge. Michael Schumacher fuhr dreimal fünf oder mehr Rennerfolge in Serie ein.

Seriensieger
Fahrer Siege in Serie Jahr
Alberto Ascari (ITA) 9 1952/53
Michael Schumacher (GER) 7 2004
Michael Schumacher (GER) 6 2000/01
Jack Brabham (AUS) 5 1960
Jim Clark (GBR) 5 1965
Nigel Mansell (GBR) 5 1992
Michael Schumacher (GER) 5 2004
Sebastian Vettel (GER) 5 2013

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