Chaos-Rennen in Imola: Red-Bull-Star Verstappen siegt vor Hamilton
Max Verstappen hat Serienweltmeister Lewis Hamilton endgültig den Kampf um die WM-Krone in der Formel 1 angesagt. Der Niederländer dominierte am Sonntag den chaotischen Grand Prix der Emilia Romagna. Der Red-Bull-Pilot setzte sich in Imola vor Hamilton im Mercedes und dessen englischem Landsmann Lando Norris im McLaren durch. Für Verstappen war es der elfte GP-Sieg seiner Karriere. Zum Auftakt vor drei Wochen in Bahrain war der 23-Jährige hinter Hamilton Zweiter geworden.
Das Rennen war nach einem spektakulären Unfall von Hamiltons Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas mit seinem möglichen Nachfolger George Russell im Williams kurz nach der Hälfte für eine halbe Stunde unterbrochen gewesen. Hamilton hatte Glück, weil ein Ausritt ins Kiesbett kurz davor dadurch ohne schwere Folgen blieb. Der Engländer behauptete die WM-Führung durch die schnellste Rennrunde um einen Punkt gegenüber Verstappen.
"Es ist eine lange Saison, das holen wir schon noch auf", sagte Verstappen. Er wäre um ein Haar der erste WM-Leader für Red Bull seit 2013 gewesen, als Sebastian Vettel für das österreichisch-englische Team seinen vierten WM-Titel geholt hatte. "Gratulation an Max - unglaublicher Job, kein Fehler", lobte Hamilton seinen Konkurrenten. "Von meiner Seite war es nicht der größte Tag. Aber ich bin glücklich, dass ich das Auto nach Hause gebracht habe."
Der zweite Saisonlauf war von Beginn an von schwierigen Bedingungen geprägt gewesen. Relativ starker Regen vor dem Start stellte die Teams bei der Reifenwahl vor Herausforderungen. Der Großteil des Feldes legte bei nur zehn Grad und rutschigen Verhältnissen im Autodromo Enzo e Dino Ferrari auf Intermediate-Reifen los. "Es war ganz hart, überhaupt auf der Strecke zu bleiben", schilderte Verstappen.
Traumstart von Verstappen
Der Niederländer schoss mit einem Traumstart an Pole-Position-Mann Hamilton und seinem neuen Red-Bull-Teamkollegen Sergio Perez vorbei. Der Niederländer blieb in der ersten Kurve gegen seinen Titelrivalen hart. Hamilton ratterte über die Randsteine und fuhr sich eine Endplatte seines Vorderflügels ab. Ein Einschlag von Williams-Pilot Nicholas Latifi verursachte die erste Safety-Car-Phase. Verstappen und Hamilton fuhren danach bei Nieselregen in einer eigenen Liga.
Verstappen wechselte eine Runde vor Hamilton auf Trockenreifen. Weil die Mercedes-Crew aber Probleme mit dessen rechten Vorderrad hatte, hielt sich der Red-Bull-Mann vor dem siebenfachen Weltmeister. Kurz danach agierte Hamilton bei einem Überrundungsmanöver zu ungeduldig. Der 36-Jährige rutschte auf dem nassen Teil der Strecke aus und landete im Kiesbett, aus dem er sich nur mit Mühe im Rückwärtsgang befreite. "Es gibt nur eine trockene Linie. Ich habe vielleicht zu viel Stress gehabt, vorbeizukommen. Aber ich bin dankbar, dass ich da noch herausgekommen bin", erklärte Hamilton, der sich mit einem ramponierten Auto zurück an die Box schleppte - und bei der Unterbrechung des Rennens nach 33 von 63 Runden Neunter war.
Bottas gegen Russell
Die Rote Flagge, die erste in Imola seit dem Tod von Legende Ayrton Senna am 1. Mai 1994, hatten Bottas und Russell ausgelöst. Zahlreiche Trümmerteile mussten von der Strecke entfernt werden. Russell, der einen Langzeit-Vertrag bei Mercedes besitzt und Bottas früher oder später ablösen könnte, attackierte auf der Geraden außen. Der Finne ließ ihm wenig Platz, der Williams-Youngster kam mit zwei Rädern aufs Gras und krachte in seinen Kontrahenten.
Auf dem Funk waren bei beiden Streithähnen mehr Pieptöne, mit denen Flüche übertönt werden, als Worte zu hören. Beide verließen ihre Boliden ohne gröbere Verletzungen. Russell marschierte schnurstracks zu Bottas, um sich zu beschweren. Die Schuldfrage war vorerst nicht eindeutig zu klären. Die Sportkommissäre wollten erst nach Rennende über mögliche Sanktionen beraten.
Vor dem Neustart hinter dem Safety Car erlebte Verstappen eine Schrecksekunde, fing seinen Red Bull nach einem Dreher beim Aufwärmen der Reifen aber wieder ein und blieb vorne. McLaren-Youngster Norris überrumpelte Charles Leclerc und legte als vorübergehender Zweiter die Basis für den zweiten Podestplatz seiner Karriere. Die Ferrari-Piloten Leclerc und Carlos Sainz jr. landeten vor Daniel Ricciardo im zweiten McLaren auf den Plätzen vier und fünf.
Hamilton raste durch das Feld, überholte auch noch seinen 15 Jahre jüngeren Landsmann und hielt den entstandenen Schaden mit Platz zwei am Ende in Grenzen. Der Titelverteidiger geht damit auch als WM-Führender ins nächste Rennen in zwei Wochen in Portimao in Portugal. "Das Positive ist, dass wir das schnellste Auto hatten", meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im ORF-Interview. "Und der Fahrer war überdimensional - bis auf den Fehler."
Vettel erlebte in seinem zweiten Rennen für Aston Martin das nächste Debakel, schied als 15. in der letzten Runde mit Getriebeschaden aus. Der Vierfach-Weltmeister war wegen Bremsproblemen aus der Box gestartet und fasste wie Perez auch eine Zeitstrafe aus. Der Red-Bull-Neuzugang kam nach Startplatz zwei in einem fehlerhaften Rennen nicht über Rang zwölf hinaus. Mercedes behauptete dadurch auch die Führung in der Konstrukteurs-WM.
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