Alonsos Horror-Szenario

Fernando Alonso im roten Ferrari-Rennanzug blickt nachdenklich und fährt sich durch die Haare.
Vor zwei Jahren hat Sebastian Vettel dem Spanier den dritten WM-Titel vor der Nase weggeschnappt.

Große Namen in der Formel 1 haben drei WM-Titel: Ayrton Senna oder Niki Lauda zum Beispiel", sprach WM-Leader Fernando Alonso einst. Daraus lässt sich ermessen, wie wichtig dem Spanier der Titelgewinn 2012 wäre und welchem Druck sich der zweifache Weltmeister (2005 und 2006 auf Renault) selbst auferlegt.

Die Erinnerung an das Saisonfinale 2010 ist wohl noch nicht verblasst. Damals führte der Asturier die WM-Wertung über weite Teile der Saison an, ehe ihm Sebastian Vettel im letzten Moment die Krone entriss.

   Die Geschichte könnte sich heuer wiederholen. Auf vier Punkte ist der Vorsprung auf den wiedererstarkten Doppelchampion im Red Bull zusammengeschrumpft. Nachdem Alonso am 24. Juni mit seinem Heimsieg in Valencia die WM-Führung übernommen hatte, kann er sie an diesem Sonntag im südkoreanischen Yeongam wieder verlieren.

Sticheleien

Also greift Alonso, ein Hobby-Zauberer, auch mal wieder in die Psycho-Trickkiste. Er twitterte von kriegerischen Strategien und würdigte Vettel zuletzt des öfteren keines Blickes. Den Titel des jüngsten Doppelweltmeister hat ihm der Deutsche schon entrissen, nun soll er nicht auch noch vor ihm den dritten Titel holen. Aussagen wie die des Red-Bull-Teamchefs Christian Horner im britischen Fachmagazin "Autosport", ein weiterer WM-Sieg dieses Jahr wäre "der größte Triumph" überhaupt, müssen Alonso besonders ärgern.

   Auch der Spanier, der 2001 sein Formel-1-Debüt feierte und seitdem 191 Grand Prix bestritt, kann auf einen reichen Erfahrungsschatz in Sachen Sticheleien zurückblicken. Er kann aber auch anders. Vor dem dramatischen Finale 2007 ging er sogar mit seinem McLaren-Teamkollegen Lewis Hamilton auf Kuschelkurs. Dabei war die Einjahres-Liaison des Spaniers mit dem britischen Team und das Duell mit dem damaligen Frischling längst als einziges Ärgernis und Missverständnis in Erinnerung geblieben. Letztlich blieben beide sportlich damals auf der Strecke: Kimi Räikkönen gewann als lachender Dritter die WM.

Häufchen Elend

Für die Saison 2010 musste Räikkönen bei Ferrari sein Cockpit für Alonso räumen. Für den Spanier ging ein Traum in Erfüllung. Am Ende des Jahres saß Alonso wie ein Häufchen Elend da, während Vettel mit seiner unfassbaren Punktlandung - zum ersten Mal in seiner Karriere WM-Spitzenreiter - im Champagnerregen den Triumph in Abu Dhabi bejubelte.

   Beide schenken sich auf der Strecke nichts. In Monza fuhren sie vor einem Jahr und vor wenigen Wochen Rad an Rad nebeneinander, den Zuschauern stockte der Atem. Es war sinnbildlich für das knallharte Duell von Gute-Laune-Verbreiter Vettel, der sich eine zeitlang Smileys in den Wagen klebte, und Alonso, der sich mittlerweile einen Samurai auf den Rücken tätowieren ließ.

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