Moderner Fünfkampf: Antiquiert und anspruchsvoll

Ein Mann zielt mit einer Sportpistole in Richtung des Betrachters.
Fechten, Schwimmen, Reiten, Laufen und Schießen - zum ersten Mal seit 24 Jahren bei Olympia mit österreichischer Beteiligung.

Der Moderne Fünfkampf feiert in London sein 100-jähriges Olympia-Jubiläum. Die spektakuläre Kombination aus Fechten, Schwimmen, Reiten, Laufen und Schießen ist eine Kreation von Olympia-Vater Pierre de Coubertin höchstpersönlich.

Dennoch ist sie im olympischen Programm nicht unumstritten. Der Fünfkampf fristet auch in Österreich ein Schattendasein. Mit Thomas Daniel hat es aber nach 24 Jahren wieder ein Einzelkämpfer zu den Spielen geschafft.

Neues Format

Bis Rio 2016 steht der Fünfkampf im olympischen Programm. Für dieses Zugeständnis des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wurde das Wettkampfformat geändert. Laufen und Schießen werden seit 2009 kombiniert ausgetragen. Der einem Sommerbiathlon ähnliche "Combined-Bewerb" bildet den Abschluss. Die davor erbrachten Leistungen werden in Zeitrückstände umgerechnet. Der erste Athlet, der am Samstagabend das Ziel erreicht, ist Olympiasieger.

"Mir kommt dieses Format entgegen", meinte Daniel. Der Wahl-Niederösterreicher hat seine Stärken im Laufen. Mangels Partnern im eigenen Land absolviert er fast alle Trainingscamps mit dem ungarischen Nationalteam. Das gilt als eines der besten der Welt.

Der Fünfkampf hat in Osteuropa eine lange Tradition. Der Rest der Welt hält ihn dagegen für nicht mehr ganz zeitgemäß. Zu wenige Menschen hätten Zugang zur Ausübung des Sports.

Laserpistolen

Geschossen wird auf Druck des IOC seit dem Vorjahr mit Laserpistolen. Die haben bei der EM 2011 noch Probleme bereitet, weil die Zielscheiben bei bestimmtem Lichteinfall nicht richtig funktionierten. Mittlerweile wird ein anderer Anbieter verwendet. Dreimal fünf Ziele sind auf der Laufstrecke von 3.000 Metern zu treffen. Eine Schießserie dauert rund zehn Sekunden, ein Fehler samt Nachschuss kostet rund drei Sekunden.

"Es wird sehr schnell geschossen. Es gibt viel mehr Fehlschüsse als im Biathlon", erklärte Daniel. "Auf Pulswerte kann auch nicht geachtet werden." Die auf Langlauf-Ski genutzte Gleitphase vor dem Schießstand fällt weg. "Man muss im Pulsbereich von 180 bis 185 schießen können", sagte der 27-Jährige. Bei einem einzigen Wettkampf in seiner Karriere sei er fehlerfrei geblieben. "Das ist aber die Ausnahme."

"Es ist viel aggressiver"

Alle Teildisziplinen werden an einem Tag absolviert. Den Auftakt macht das Degenfechten - jeder gegen jeden. "Mit normalem Fechten ist das nicht vergleichbar", betonte Daniel. "Es ist viel aggressiver." Ein Treffer entscheidet. Gibt es innerhalb einer Minute keinen, bedeutet das eine Doppelniederlage. Ein gewonnenes oder verlorenes Gefecht schlägt mit +/- 24 Punkten zu Buche, das sind im Combined sechs Sekunden Zeitabstand.

   Eine Sekunde Unterschied im Schwimmen über 200 m Kraul bedeuten drei Sekunden im Laufen. Das Springreiten wird auf einem unbekannten Pferd absolviert, das davor ausgelost wird. Für jeden Fehler und das Überschreiten einer Karenzzeit gibt es Punkteabzüge. "Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Fünfkampf ist das Fechten", erklärte Daniel, der erst mit 16 Jahren und damit sehr spät mit dem anspruchsvollen Sport begonnen hat.

In Österreich gibt es lediglich einige 14- bis 18-Jährige, die den Fünfkampf ernsthaft und wettkampfmäßig betreiben. Die erste heimische Olympia-Teilnahme seit Helmut Spannagl 1988 in Seoul sei für die öffentliche Wahrnehmung wichtig. "Einen Hobbyboom wird es aber nicht geben", versicherte Daniel. "Fünfkampf kann man schlecht hobbymäßig betreiben. Dafür sind der Materialaufwand und die Intensität einfach zu hoch."


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