Shiffrin: "Bin wahrscheinlich ein halber Bär"

Hans Pum hatte schon so eine Vorahnung: "Heute sind wir Außenseiter", sagte der ÖSV-Sportdirektor vor dem Damen-Slalom, und nach den Ausfällen von Nicole Hosp und Michaela Kirchgasser sollte er Recht behalten. Wobei der fünfte Platz von Kathrin Zettel und siebente von Carmen Thalmann in einem Weltcuprennen gern genommen worden wären – nur ist eine WM kein Weltcuprennen.
Die Gastgeber jubelten in Beaver Creek zum zweiten Mal nach dem Herren-Riesenslalom am Freitag über Gold: Mikaela Shiffrin, der im benachbarten Avon eine eigene Straße gewidmet wurde (der Mikaela Way ist gleich bei der Bücherei), setzte ihre Siegesserie fort. Vier Zehntelsekunden Vorsprung hatte die entfesselt fahrende 19-Jährige an Vorsprung auf die Schwedin Frida Hansdotter aus dem ersten Durchgang mitgenommen – und mit einer Präzisionsfahrt holte sie nach der WM 2013 und Olympia 2014 wieder Gold: vier Hundertstel Rückstand bei der ersten Zwischenzeit, drei bei der zweiten – und im Ziel hatte sie wieder 34 Hundertstel Vorsprung.
"Du hättest uns fast umgebracht vor Spannung, haben nachher alle gesagt", erzählte die bestens gelaunte Weltmeisterin, die wie üblich zwischen den Läufen ein Schläfchen gemacht hatte – am Samstag im Schnee. "Es war so heiß, und wenn es zu heiß oder zu kalt ist, geht mir das an die Substanz. Wahrscheinlich bin ich ein halber Bär", sagte die 19-Jährige.
Das war sie auch im Ziel noch: "Die größten Skifahrer machen immer tolle Jubelgesten, und dann hab’ ich die ganze Zeit überlegt, was ich denn machen könnte. Weinen sollten sie, so toll sollte es sein. Und dann war ich unten – und hatte einfach keine Kraft mehr. Das war dann mehr so: Hi, schön, dass Ihr alle da seid. Naja, ich werd’ dran arbeiten."
Und dann enthüllte Mikaela Shiffrin noch, warum sie so zögerlich in den zweiten Lauf gestartet ist: "Ich hatte Sorgen, dass ich rausfliegen könnte. Die ganze Zeit hatte ich mir gesagt, was auch immer passiert, es ist ist o.k., das Leben geht weiter. Und dann bin ich im Starthaus gestanden und hab’ nur noch gedacht, oh mein Gott, ich will dieses Gold. Die einzige Frage war dann, wie viel Gas ich geben kann, damit ich’s nicht versau’."
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