Melzers Auferstehung in Memphis

Melzers Auferstehung in Memphis
In der Heimatstadt von Elvis Presley sicherte sich Tennis-Ass Melzer seinen größten Turniersieg. Eine Analyse.

Dort, wo einst vor langer, langer Zeit Elvis seine große Zeit verbracht hatte, lebte auch Jürgen Melzer wieder auf.

Österreichs Nummer eins landete in Memphis, Tennessee (nicht: Tennis-see), seinen größten Hit: Erster Turniersieg bei einem Masters-500-Turnier. Weil der Aufsteiger der letzten Monate, der 21-jährige Kanadier Milos Raonic, mit 7:5, 7:6 besiegt wurde.

"Dieser Titel gibt mir Rückenwind für die Saison", sagt der glückliche Deutsch-Wagramer. Nicht nur das, da es für den Sieger auch 500 Punkte zu gewinnen gab, kletterte Melzer von Platz 38 auf Rang 19 vor und nähert sich langsam wieder der Region, wo er schon einmal gewesen war - Platz 8 im April des Vorjahres. "Die Form passt, aber es ist etwas zu früh, um etwas zu sagen", sagt Melzer.

Dass Melzer aber ähnlich gut spielt wie in seinem besten Jahr (2010), ist offensichtlich. Hätte Elvis Presley Jürgen Melzer je kennengelernt, hätte er diese Songs nur für ihn gesungen:

- Return to sender Finalpartner Milos Raonic und John Isner, den Melzer im Viertelfinale besiegte, sind die Nummern eins und zwei in der Jahreswertung bei den Assen (278 bzw. 170) und trauten ihren Augen nicht, wie gut Melzer phasenweise ihre Aufschläge über der 220 km/h-Marke retournierte. Melzer dazu: "Da kommt mir meine Erfahrung im Doppel zugute. Dort brauchst du einen guten Return."

- The wonder of you Der nunmehr vierfache Turniersieger spielte in Memphis die ganze Routine von 531 Tour-Matches aus und ließ seine teilweise jüngeren Gegner vor allem von der Grundlinie alt aussehen.

- That’s all right Klingt ausgefallen: Anfang Februar in Zagreb (250er-Turnier) erstmals seit 2008 bei einem Turnier Qualifikation zu spielen, war eine der klügsten Entscheidungen in den vergangenen Jahren. "Er hat dort zwar nicht viele Punkte gemacht, aber Matchpraxis sammeln können. Das hat ihm sehr viel gebracht", erklärt Manager Ronnie Leitgeb. Im Jahr 2011 bekam Melzer im Einzel kaum Praxis, weil er zumeist schon bald nach dem Turnierstart wieder rausflog.

- Love me tender Jürgen Melzer spielte seit 1999 immer gerne im Daviscup-Team. Seine beiden Siege beim 3:2 gegen Russland waren sein größter Team-Erfolg und gaben Auftrieb. Für eine gute Laune sorgt auch die Liebe. Diese trägt den Namen Iveta Benesova – und ist ebenfalls Tennis-Profi. Die Tschechin wird nächste Woche in Indian Wells wieder an seiner Seite zu sehen sein.

- I feel so good 2011 war ein Seuchenjahr für Melzer, vor allem der Rücken plagte über mehrere Monate. "Ich hätte zumindest Paris auslassen müssen", erinnert sich der 30-Jährige. Wenn nicht gerade eine Zehe weh tut, schöpft Melzer Kraft aus einem gesunden Körper.

- It’s now or never Melzer kann derzeit ohne Druck spielen, in Delray Beach (Gegner ist ein Qualifikant), aber vor allem bei den Masters-1000-Turnieren in Indian Wells und Miami gibt es fast nichts zu verteidigen, das Ziel, in die Top 10 zurückzukehren, muss kein Traum bleiben. Und von 6. bis 8. April darf der zweifache Grand-Slam-Champ im Doppel (Wimbledon, 2010, US Open, 2011) mit dem Daviscup-Team (voraussichtlich in Murcia) gegen Spanien aufschlagen. Es brechen schöne Tennis-Zeiten für Jürgen Melzer, und damit für Österreichs Tennis an.

Kleine Schritte nach oben

Melzers Meilensteine in der Weltrangliste:
8. Juli ’02:Top 100 (Pl. 99)
7. Juni ’04:Top 50 (42)
29. Jänner ’07:Top 30 (30)
7. Juni ’10:Top 20 (16)
31. Jänner ’11:Top 10 (10)
18. April ’11: Platz 8

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